#Interview

“Ein diverses Team mit unterschiedlichen Erfahrungen ist sehr wichtig”

Cadence Growth Capital (CGC) investiert bis zu 50 Millionen in reifere Unternehmen. Zuletzt stattete der Growth-Private-Equity Fonds sherpany, everphone und PlusDental mit Kapital aus. Im Interview spricht CGC-Macher Leonard Clemens über Freude, Rendite und Vertriebsstrukturen.
“Ein diverses Team mit unterschiedlichen Erfahrungen ist sehr wichtig”
Donnerstag, 4. Februar 2021VonAlexander Hüsing

Der Münchner Kapitalgeber Cadence Growth Capital (CGC) positioniert sich als Growth-Private-Equity Fonds. Das Team rund um Leonard Clemens, Sebastian Eiseler und Co. konzentriert sich dabei auf Investments in “Later Stage-Scaleups während späteren Entwicklungs-Phasen”. Cadence Growth Capital bietet neben Geld auch “operatives Fachwissen und Zugang zu seinem umfangreichen Unternehmernetzwerk”.

Im Interview mit deustche-startups.de spricht CGC-Macher Clemens über Freude, Rendite und Vertriebsstrukturen.

Reden wir über Geld. Was genau reizt Dich daran, Geld in Unternehmen zu investieren?
Uns reizt es vor allem stark wachsenden Firmen zusätzliches Kapital, Know-How und Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Wir haben in den letzten 15 Jahren in über 25 Firmen insgesamt über 1,3 Milliarden Euro investiert und haben viel Freude dabei Firmen über fünf bis sieben Jahre zu begleiten und die Umsätze, Anzahl der Mitarbeiter und Gewinne zu vervielfachen.

Wie wird man eigentlich Private Equity Capital-Geber – wie bist Du Growth Private Equity Capital-Geber geworden?
Ich bin Dipl. Ing und habe an der ETH in Zürich studiert. Schon zu dieser Zeit habe ich eine große Faszination an Technologie-getriebenen Unternehmen entwickelt und war drei Jahre Präsident der der studentischen Unternehmensberatung ETH Juniors. Der Start bei Bain & Company in der strategischen Unternehmensberatung war der nächste logische Schritt. In dieser Zeit habe ich viele Commercial Due Diligence Projekte für große Private Equity Funds gemacht. Dadurch bin ich in 2006 zu BC Partners gestoßen und habe dort gleich in meiner ersten Transaktion als Team 500 Millionen Euro in Brenntag investiert, die heute im MDAX gelistet sind. Danach bin ich als Mitgründer zu Vitruvian Partner nach London gewechselt und habe dort über elf Jahre das DACH-Geschäft aufgebaut. Nach 13 lehrreichen Jahren habe ich dann mit meinem Partner Sebastian Eiseler, den ich aus Studienzeiten kenne, unseren eigenen Cadence Growth Capital (CGC) Fund aufgesetzt. Wir investieren jetzt 10 bis 50 Millionen pro Transaktion in stark wachsende und technologie-getriebene Unternehmen mit einem Fokus auf die DACH Region. In 2020 haben wir schon in drei Unternehmen investiert: sherpany, everphone und PlusDental.

In der Private Equity-Welt wird mit Millionenbeträgen hantiert, wird Dir da nicht manchmal mulmig zumute – bei diesen Summen?
Wir haben gegenüber unseren Investoren eine sehr große Verantwortung und investieren auch immer eigenes Geld in die Transaktionen. Über den CGC Fund investieren über 50 namhafte Investoren, Gründer und Unternehmer, Führungspersönlichkeiten M&A, PE und Corporate Community gemeinsam mit institutionellen Investoren in unsere Deals. Unsere Investoren vertrauen uns Kapital für fünf bis zehn Jahre an und wollen nachhaltig eine gute Rendite erzielen. Wir sind auch noch offen für neue Investoren.

Was sollte jeder Gründer über Euch – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Wir haben als CGC-Team extrem viel Erfahrung und sind seit 15 Jahren in der Private Equity Industrie tätig. Uns macht die Zusammenarbeit mit Gründer- und Management Team viel Spass und wir gehen immer eine langfristige Partnerschaft mit der Firma und dem Gründer und Management Team ein. Wir bringen durch unsere Investoren ein extrem breites und diverses Netzwerk mit und sehen uns als Sparring Partner für die Firmen. Wir bringen uns über den Beirat aktiv ein, sind aber keine operativen Manager und lassen den Teams viel Spielraum, da diese ja die Experten im Aufbau und Wachstum von Firmen sind. Im Unterschied zu VC – Fonds fokussieren wir uns auf Unternehmen, die einen gewissen Reifegrad haben und wir kein Geschäftsmodellrisiko mehr sehen. Wir unterstützen nicht nur bei organischem Wachstum, sondern auch bei Themen wie Finanzierung, Management und Organisation sowie bei dem Aufbau von Vertriebsstrukturen und der Umsetzung von Buy-and-Build und Internationalisierungsstrategien.

Welche Unterstützung bietet Ihr – neben Geld?
Wie gesagt bringen wir uns aktiv über den Beirat zu spezifischen Themen wie Internationalisierung, Pricing, M&A, Debt, Product Expansion, etc. ein. Zudem haben wir ein extrem breites und internationales Netzwerk, dass wir auf Projekt-Basis einbringen können.

Wie organisiert Ihr den Austausch mit Euren Portfolio-Firmen, welche Tools nutzt Ihr?
Wir sind in aktivem Dialog mit unseren Portfolio-Firmen. Da wir nur zehn bis zwölf Firmen im Portfolio haben – im Gegensatz zu VC Funds, die meist in deutlich mehr Firmen investieren -, sind wir sehr eng dran und in konstantem Dialog mit unseren Gründern und Management Teams. Zudem haben wir auch mehr formelle Beiratsmeetings alle sechs bis acht Wochen. Wir machen zudem Knowledge Sharing und bringen die CTOs, CMOs, CEOs regelmäßig zusammen, um sich auszutauschen.

Was ist wichtiger: Das Team oder die Idee?
Für uns ist das Team wichtiger, da wir erst ab 10 Millionen Euro Umsatz investieren und die Business Modelle zu diesem Zeitpunkt auch schon gut funktionieren müssen. Da wir in stark wachsende Firmen investieren ist das Management und Gründer Team sehr wichtig, da diese die Firma ja operativ führen und vorantreiben.

Wie sieht das ideale Gründer/Management-Team aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründer/Management-Team?
Für uns ist die persönliche Chemie sehr wichtig, da wir ja eine langfristige Partnerschaft über fünf bis sieben Jahre mit dem Team eingehen. Aus unserer Erfahrung ist ein diverses Team mit unterschiedlichen Erfahrungen sehr wichtig.

Wie entscheidet Ihr, ob Ihr in ein Unternehmen investiert: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?
Zuerst natürlich das Bauchgefühl, da wir ja mit dem Team über eine lange Zeit arbeiten wollen. Wir sind als Later Stage Growth Private Equity Investor auch sehr fokussiert auf historische Daten, Marktgröße, Wachstum und den Business Plan. Wir machen vor jedem Erwerb eine ausführliche Due Diligence.

Nicht jedes Startup läuft rund, nicht jedes wird ein Erfolg. Was macht Ihr, wenn eine Eurer Beteiligungen in Schieflage gerät?
Da wir Later Stage erst ab einem Umsatz von 10 Millionen Euro investieren, passiert es selten, dass unsere Partner Firmen in Schieflage geraten. Falls wir sehen, dass es Probleme gibt, adressieren wir das sehr aktiv mit dem Management Team und versuchen gemeinsam eine Lösung zu finden, um wieder auf die Wachstumsschiene zurück zu kehren. Wir sehen hier eine klare Partnerschaft mit dem Team und sitzen alles im gleichen Speed-Boot.

Und woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem Start-up die endgültige Reißleine ziehen müsst?
Wir haben bisher einen guten Track Record und konnten in den über 15 Jahren PE Erfahrung es weitestgehend vermeiden, Geld zu verlieren. Wie besprochen gehen wir Probleme aktiv an und versuchen diese in einem partnerschaftlichen Ansatz zu lösen. Häufig sind unsere Deals auch vorteilhaft strukturiert.

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?
Der Business Plan ist sehr wichtig für uns und das Management- und Gründer-Team wird daran gemessen. Wir wissen, aber dass sich das Umfeld und der Markt über fünf bis sieben Jahre ändern können. Wir machen deshalb jedes Jahr ein Budget und das ist sehr wichtig für uns.

Wie spricht man Euch als Gründer oder Manager am besten an?
Wir sind sehr offen für Ansprachen von Gründern und Management Teams. Oft passiert es auch, dass Gründer und Teams sich austauschen und so aktiv auf Cadence Growth Capital zukommen. Bitte meldet Euch bei uns!

Was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
Es gibt aus unserer Sicht keine No-Gos, aber zu ambitionierte und unrealistische Business Pläne und eine zu hohe Bewertungsvorstellung holen das Team sehr schnell ein. Eine realistische Sicht auf den Markt, den Wettbewerb, das Produktportfolio und den Business Plan ist sicher ein guter Start. Wenn eine Transaktion gut funktioniert, dann sind wir auch bereit das Team entsprechend zu honorieren.

Gibst Du uns noch einen Einblick in euer Anti-Portfolio – bei welchen, jetzt erfolgreichen, Firmen seid Ihr leider nicht eingestiegen?
Es gibt immer Firmen, in die man gerne investiert hätte, aber aus verschiedenen Gründen keine Partnerschaft eingegangen sind. Schlussendlich ist der persönliche Fit sehr wichtig und der passt nicht mit allen Gründer- und Management Teams. Wir sind bisher mit unseren 25 Transaktionen sehr zufrieden und haben keine großen Regrets.

Tipp: Noch mehr Interviews mit Venture Capital-Gebern aus Deutschland gibt es in unserem Themenschwerpunkt VC-Interview.

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Foto (oben): Cadence Growth Capital

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.