#Gastbeitrag

So kann “Skin in the game” funktionieren

Je früh-phasiger das Investment, desto größer das Risiko – soweit bekannt. Dieses Risiko lässt sich aber durchaus stark minimieren, wenn ich als Investor nicht nur zuschaue, sondern mein unternehmerisches Know-How mit einfließen lasse und fokussiert dort helfe, wo es sinnvoll und nützlich ist.
So kann “Skin in the game” funktionieren
Montag, 9. November 2020VonTeam

Ganz klar: Ohne meine operativen Erfahrungen als aktiver Investor, der sich nicht nur mit eigenem Kapital, sondern vor allem unternehmerisch beteiligt, hätte ich persönlich ein ganz anderes Bild von unseren Beteiligungen bei e&Co.. Mir wäre vor allem vieles verborgen geblieben: Viele Probleme, die sich nicht primär an finanziellen KPIs orientieren, hätte ich vermutlich als Investor an der Seitenlinie gar nicht bemerkt. Und besonders problematisch: Mein Team und ich hätten auch gar nicht rechtzeitig eingreifen können. Für mich ist deshalb die Zeit des “stock watchings” – dem unwissenden und passiven Beobachten des Portfolios in der Hoffnung auf steigende Kurse – endgültig vorbei. Denn soviel sollte klar sein: Auch “Moonshots” beginnen irgendwann mal auf der Erde.

Beobachten und Auswerten ist zu wenig für Investments in junge Firmen

Je früh-phasiger das Investment, desto größer das Risiko – soweit bekannt. Dieses Risiko lässt sich aber durchaus stark minimieren, wenn ich als Investor nicht nur zuschaue, sondern mein unternehmerisches Know-How mit einfließen lasse und fokussiert dort helfe, wo es sinnvoll und nützlich ist. Das haben viele Investoren begriffen und es bildet sich glücklicherweise aktuell eine neue Generation von verantwortungsvollen Kapitalgebern in Deutschland heraus. Es werden Stück für Stück mehr direkte Investments in Startups gewagt und viel tiefer eingetaucht als nur in Business Case und Cap Table.

Dass ein Investment mit skin in the game in der Praxis aber auch schwierig sein kann, hatte ich Euch am Aufbau des E-Commerce-Mobility-Startups CarFellows in meinem letzten Beitrag transparent gemacht.

Versucht selbst Muster in Euren Investments zu erkennen

Das Beispiel CarFellows offenbart allerdings nur einige der Learnings, die ich in meiner bisherigen Tätigkeit als Entrepreneurial Investor erfahren durfte. Investments, Investoren-Konstellationen und Bedürfnisse der involvierten Parteien sind zwar immer individuell zu bewerten und häufig fluid, jedoch konnte ich bei vielen Engagements durchaus wiederkehrende Muster erkennen. Damit Euch das Investment mit skin in the game gelingt und ihr als Startup-Gründerinnen und Gründer wisst, was den aktiven Investor umtreibt, möchte ich heute meine Top 5-Learnings mit Euch teilen. Mir helfen die Erkenntnisse bei der täglichen Arbeit und im Dialog mit den Teams, da in teils schnellen, teils emotionalen und oft zeitkritischen Situationen auch immer wieder klar werden muss, worauf es eigentlich ankommt.

Hier meine Top 5 für “Investments mit skin in the game”:

Klare Aufgabenteilung: Vermeide es, der allwissende Investor sein und überall “rein regieren” zu wollen

Coaching auf Augenhöhe: Lass die Teams ihre eigenen Visionen/Ideen einbringen und coache dann aktiv von der Seite

Niemals den Fokus verlieren: Unterschätze niemals die Komplexität der zwischenmenschlichen Zusammenarbeit, gerade zwischen Involvierten innerhalb und außerhalb der Organisation

Vorbild sein: Artikuliere Deine Ansichten und stehe zu Deinen Fehlern – und dies gilt logischerweise für beide Seiten – das operative Management wie auch die Investoren

Angepasstes Expectation Management: Sei ehrlich zu Dir selbst und dem Team! Erwartungshaltungen wachsen schnell, sobald man nicht an voll verantwortlicher Stelle steht (Investor vs. Geschäftsführer). Auch “Moonshots” beginnen mal auf der Erde

Ich freue mich, Euch weiter für die “skin in the game” Bewegung zu motivieren und natürlich auf Euer aller Feedback zu meinen Top 5. Mich interessieren nicht nur Meinungen von Investoren, sondern ich freue mich vor allem wieder auf Rückmeldungen von Gründerinnen und Gründern. Ihr seid direkt betroffen und vielleicht helft ihr uns allen, weitere Learnings zu ziehen.

In meinem nächsten Beitrag gebe ich Euch dann einen Überblick zum Marktgeschehen und Wettbewerb unter den “Entrepreneurial Investors” – bleibt gespannt.

Über den Autor
Geza Brugger ist Co-Founder und Vorstand Ventures (CVO) bei der e&Co. AG, die er 2015 gemeinsam mit vier weiteren Partnern gegründet und in den vergangenen fünf Jahren zu einem starken Player im Beratungs- und Beteiligungsgeschäft entwickelt hat. Geza ist ein waschechter Automobil- und Smart Mobility-Unternehmer, der Industrie- und Venture-Kompetenz perfekt miteinander verbindet. Neben weiteren eigenen Gründungen, u.a. von motec ventures, einer Smart Mobility Investmentgesellschaft mit Sitz in Wien, arbeitet Geza seit langem an der Schnittstelle zwischen Corporates und Start-ups und bringt ein exzellentes Netzwerk in die europäischen und asiatischen Märkte ein.

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Foto (oben): Shutterstock