#Gründeralltag

15 Gründer über ihren größten Fehler

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast? "In der Vergangenheit habe ich schon mal zu lange an einem Projekt festgehalten, obwohl ich schon in der MVP-Phase die Befürchtung hatte, dass es am Ende nicht ausreichend skalieren wird", sagt Thomas Bernik von rebike1.
15 Gründer über ihren größten Fehler
Mittwoch, 4. November 2020VonTeam

Regelmäßig bitten wir Gründerinnen und Gründer zum großen und beliebten Gründeralltag-Interview. Eine Frage, die wir jedem jungen oder erfahrenem Entrepreneur stellen lautet: “Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?“Hier 15 Antworten gebündet in der praktischen Übersicht.

Wir hatten im Jahr 2016 eine wilde Phase, in der Appinio unglaublich schnell gewachsen ist. Leider haben wir auf diese Entwicklung damals mit zu vielen Neueinstellungen reagiert, woraufhin ich einige Mitarbeiter*innen kurz darauf wieder entlassen musste. Ich gebe gern zu: Diese Kündigungen auszusprechen war extrem hart für mich. Aber ich habe daraus gelernt: Heute ist ein ordentliches Recruiting und ein optimaler Auswahlprozess ungemein wichtig für uns. Wir treffen die Entscheidungen mit sehr viel Augenmaß und sind uns als Arbeitgeber unserer Verantwortung gegenüber den Mitarbeiter*innen sehr bewusst.
Jonathan Kurfess, Appinio

Mein größter Fehler war, mich nicht schnell genug von Mitarbeiter*innen getrennt zu haben, die entweder ihrem Job nicht gewachsen waren oder nicht voll hinter dem Produkt standen. Ohne die notwendige Überzeugung vom Produkt fehlt die notwendige Passion für den Job. Das zeigt sich übrigens schon im Bewerbungsprozess. Bewerber*innen, die nicht mal so viel Interesse haben, dass sie das Produkt vorher mal ausprobiert haben, lehne ich gleich ab. Als Startup kannst du dir es nicht leisten, die falschen Personen mitzuziehen.
Til Klein, Vantik

In der Vergangenheit habe ich schon mal zu lange an einem Projekt festgehalten, obwohl ich schon in der MVP-Phase die Befürchtung hatte, dass es am Ende nicht ausreichend skalieren wird. Man sollte also schneller den Stecker ziehen – auch wenn es weh tut. Das spart wertvolle Zeit, Kraft und Geld. Wenn jedoch etwas gut funktioniert, sollte man keine Zeit verlieren, sondern Vollgas geben und das Momentum nutzen. Dabei gilt es vor allem, sich auf den Vertrieb zu fokussieren und – wenn nicht vorhanden – sollte man stets Profis einstellen. Ein weiteres, wichtiges Learning: Exit-Opportunitäten sollte man stets genau evaluieren und dann, wenn man sich dafür entscheidet, schnell umsetzen. Bei einem Exit kann immer noch eine Menge schief gehen. Einmal platzte – nach sechs Monaten intensiver Vorarbeit – ein Notartermin nur eine Woche vor dem angestrebten Exit.
Thomas Bernik, rebike1

Zu denken, dass ich alles aus einem Buch lernen kann, bevor ich es mache. Das hat mich häufig ausgebremst. Aber aus der Uni kommend, in der man alles aus Büchern lernt, kannte ich es nicht anders. Im Start-Up gilt allerdings die Regel: Learning by Doing. Man muss einfach ins kalte Wasser springen, denn man merkt schnell, dass man hier auch gut schwimmen kann.
Valerie Henssen, Vegdog

Ich bin seit 10 Jahren Unternehmer und weiß, dass Fehler auf dem Weg zum Ziel dazugehören. Um welche zu nennen: Es ist schon passiert, dass wir den falschen Partnern vertraut oder zu lange an Mitarbeitern festgehalten haben, die gar nicht wirklich zum Aufgabenprofil passen. Organisatorische Fehler sehe ich darin, dass die Arbeit zeitweise zu wenig zielgerichtet verlief. Letztlich bringen Fehler uns aber weiter – und wir lernen daraus.
Sebastian Wagner, Hausgold

Grundsätzlich hatte ich immer schon das Glück, eine gute Intuition für Menschen zu haben. Dennoch habe ich rückblickend in einigen Situationen zu lange an Menschen festgehalten, die nicht gut gepasst haben, ob als Kunden oder im Team. Dem versuche ich nun entgegenzuwirken mit mehr Offenheit und Transparenz, sodass Unstimmigkeiten direkt angesprochen und behoben werden können. Der wohl mit Abstand größte Fehler jedoch war, dass ich mir lange Jahre nicht genügend Zeit für mich selbst eingeräumt habe und es keine Balance zwischen Business, Familie und mir selbst gab. Während eines Sabbaticals ist mir das bewusst geworden und ich gehe seitdem ganz anders an das Thema heran. Daher sind mir zum Beispiel auch die Momente mit meinen Kindern absolut heilig. Und wenn ich nicht bei ihnen sein kann, dann will ich in der Zeit etwas sinnvolles tun – so wie bei Merantix, wo wir mit Künstlicher Intelligenz Unternehmen und Produkte entwickeln, die einen positiven Einfluß auf die Welt in der wir leben, haben werden.
Adrian Locher, Merantix

Alle kochen nur mit Wasser. Punkt. Wenn man sich das vor Augen führt, dann macht man sich viel weniger Gedanken und dann klappt das, was man vorhat, auch. Die meisten Leute, die gründen wollen, starten nie, weil sie sich nichts zutrauen oder alles bis ins letzte Detail und darüber hinaus zerdenken. Einfach machen, nicht zu viele Gedanken vorab machen, das ist meine Empfehlung.
Daniel Schnadt, Gambio

Ich glaube sehr stark an menschliche Beziehungen und die Dynamiken, die sich aus dem richtigen Set-up an Menschen und individuellen Talenten und Teams ergeben. Hier passieren aber leider auch Fehlentscheidungen. Ein Start-up ist in dieser Hinsicht ein sehr empfindliches Konstrukt. Das Problem ist, dass man falsche Entscheidungen oft nicht schnell genug erkennt, aber in einem solchen Fall eigentlich schnell handeln muss. Meine größten Fehler waren daher in manchen Situationen nicht schnell genug und manchmal Situationen zu schnell einzustellen.  Und wenn man die Chance hat, einen fantastischen Kandidaten einzustellen, dann sollte man es auch tun und im Zweifel eine Rolle für ihn schaffen.
Vincent Huguet, Malt

Es klingt wie eine Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht: Die Investition ist erst sicher, wenn die Tinte auf dem Papier getrocknet ist. Außerdem sollte man nie davon ausgehen, dass jeder das Ziel und die Prioritäten der Arbeit versteht. Das können Grundlagen wie Mission/Vision Statement, Product Value oder so einfache Dinge wie das Ziel einer Teamsitzung sein. Wenn die Ziele nicht gut definiert sind, dann kann selbst das irrelevanteste Thema einen viele Stunden und Frustration kosten. Deshalb sollte man die Ziele immer so erklären, dass auch der letzte sie einwandfrei versteht.
Camilo Anabalon, Babybe

Wir dachten damals, dass die Plattform perfekt sein muss, haben sie in der Theorie gut durchdacht, aber das Feedback von Kunden erst recht spät eingeholt. Was ich daraus gelernt habe: wie wichtig der laufende Austausch mit dem Markt ist. Und das ehrliche Meinungen entscheidend sein können – positiv wie negativ.
Johannes Laub, CrowdDesk

Bei Cluno sind die ganz großen Fehler bisher ausgeblieben, sonst wären wir nicht so schnell so weit gekommen. Mein größtes Learning aus meinen beiden eigenen Startups ist: Konzentriere dich als CEO auf Hiring, Fundraising, Company Vision und das Mitnehmen aller Stakeholder auf dieser Reise. Und wenn, wie aktuell, die See rauer wird, halte das Steuer fest in der Hand.
Marc Nicolas Polleti, Cluno

Keine Angst vor Fehlern haben, war der Schlüssel zum Erfolg von eToro. Es ist wichtig, neue Ideen auszuprobieren, und ich fordere Unternehmer immer dazu auf, Risiken einzugehen, auch wenn andere Leute ihnen sagen, dass sie verrückt sind. eToro hatte mehrere Fehlstarts. Anfangs dachten mein Bruder (Mitbegründer Ronen Assia) und ich, dass die Gamifizierung der Schlüssel ist. Wir erkannten aber bald, dass unsere Kunden etwas wollten, das einfach ist, und nicht spielerisch. Also änderten wir den Kurs und konzentrierten uns darauf, den Leuten die Möglichkeit zu geben, ihre Portfolios zu verfolgen und zu teilen. Dieses “soziale” Element entwickelte sich dann weiter, dass unsere Nutzer andere Investoren kopieren können. Diese “Kopierfunktionalität” ist zu unserem USP geworden.
Yoni Assia, eToro

Als Gründer macht man gerade am Anfang viele vermeidbare Fehler. Das ist sicherlich erst einmal ärgerlich. Aber wie gesagt: Ich denke, das sind sehr wertvolle Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Fehler – im Sinne von Dingen, die nicht immer direkt funktionieren – mache ich auch heute noch, sonst lerne ich ja nichts! Aber eine Erkenntnis zieht sich wie ein roter Faden durch alle meine Erfahrungen: Geschwindigkeit zählt! Geschwindigkeit schärft den Fokus und hilft zumindest, Fehler effizient zu machen. Schnell Dinge auszuprobieren – ob im Kleinen oder im Großen – ist für mich der Schlüssel für den Erfolg eines Start-ups. Du bist immer im Wettbewerb, ob um Nutzer deines Produktes oder Service, Talent oder Kapital. Ein hohes Tempo hilft dabei enorm.
Alexander Mahr, Stryber

Bei unserem ersten Produkt, welches wir auf den Markt gebracht haben, hatten wir auf Bluetooth Technologie gesetzt. Bluetooth ist für die Entwicklung von Tracking-Produkten ein nicht zu empfehlender Standard, wenn es als Haupt-Technologie und nicht als ergänzende Übertragungstechnologie eingesetzt wird.
Stefan Sinnegger, PowUnity

Anna, mit der ich Profishop 2012 gegründet habe, und ich haben lange gedacht, dass wir alles selber machen müssen. Erst mit der Zeit haben wir erkannt, wie wichtig es ist  Verantwortung abgegeben. Nicht nur für uns selbst, sondern auch für das Team. Schließlich bedeutet Verantwortung abzugeben, dem anderen Vertrauen zu schenken.
Arasch Jalali, Profishop

TippSo sieht der Gründeralltag bei jungen und erfahrenen Startuppern aus

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Foto (oben): Shutterstock