#Interview

“Die Zeit der Konvergenz von Tech-Enabled Healthcare ist gekommen”

E-Health boomt derzeit! "Die Zeit der Konvergenz von Gesundheitswesen und Technologie, also von Tech-Enabled Healthcare ist gekommen. Covid-19 hat diese Entwicklung beschleunigt und Lücken aufgezeigt, in denen digitale Ansätze Mehrwert stiften", sagt Christian Weiß von Heal Capital.
“Die Zeit der Konvergenz von Tech-Enabled Healthcare ist gekommen”
Freitag, 23. Oktober 2020VonAlexander Hüsing

Vor rund einem Jahr ging Heal Capital, ein Kapitalgeber für die Themen Digital Health bzw. HealthTech an den Start. Zu den Geldgebers von Heal Capital gehören mehrere private Krankenversicherer. Aufgelegt wurde der Fonds (100 Millionen) unter dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV). Zudem sind Heartbeat Labs und Flying Health als beteiligt. In den vergangenen Monaten investierte das Heal Capital-Team rund um Christian Weiß und Eckhardt Weber in CereGate, Infermedica und Siilo.

“Wir sind mit Heal Capital mit der Vision angetreten, den führenden europäischen VC-Fonds für die Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie zu etablieren – die dynamische Entwicklung des Marktes gibt uns recht”, sagt Heal Capital-Macher Weiß. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Weiß und sein Mitstreiter Weber außerdem über Veränderungen, das deutsche Gesundheitssystem und Vernetzung.

Heal Capital ging vor rund einem Jahr an den Start. Was hat sich seitdem bei euch getan?
Weiß: Wir sind mit Heal Capital mit der Vision angetreten, den führenden europäischen VC-Fonds für die Schnittstelle zwischen Gesundheitswesen und Technologie zu etablieren – die dynamische Entwicklung des Marktes gibt uns recht. Es hat sich viel getan: Unser Fonds ist erfolgreich geraised, das Team komplettiert, und von den ersten über 1.500 gesichteten Startups haben wir die ersten drei Investments in Siilo, Infermedica und CereGate getätigt. Unser Portfolio deckt verschiedene Bereiche im HealthTech-Markt ab. Generell erhalten wir viel Bestätigung aus dem Markt und sehen, dass viel Bewegung in die Branche kommt.

Im E-Health-Segment gab es zuletzt endlich auch viele große Investmentrunden. Ist die Zeit für große E-Health-Ideen endlich reif?
Weber: Das aktuelle Marktumfeld, die letzten Finanzierungsrunden, die regulatorischen Veränderungen und zu guter Letzt auch unsere Existenz zeigen deutlich: Die Zeit der Konvergenz von Gesundheitswesen und Technologie, also von Tech-Enabled Healthcare ist gekommen. Covid-19 hat diese Entwicklung natürlich zudem beschleunigt und Lücken aufgezeigt, in denen digitale Ansätze deutlichen Mehrwert stiften und Erleichterung schaffen können. Bei Patienten aber auch in Kliniken, Praxen und bei Versicherern.

Was sollte jeder Gründer über Euch – als VC – wissen – wie etwa grenzt Ihr Euch von anderen Investoren ab?
Weber: Zunächst einmal sind wir auf der Suche nach den Unternehmen, die Healthcare und Technologie vereinen. Es gibt bereits klassische MedTech-Fonds und auch viele Tech-Investoren. Mit Heal Capital bringen wir die beiden Themen zusammen und investieren gezielt in Lösungen, die das Gesundheitswesen durch neueste Technologie besser und moderner gestalten. In puncto Fokus, Volumen – Seed bis Series B – und mit dem direkten Marktzugang zur Welt der Krankenversicherungen sind wir in der Aufstellung aktuell einzigartig in Europa. Im kürzlich erschienenen Investor-Report von Startup Insider sind wir der einzige von 130 Fonds, der sich ausschließlich dem Thema HealthTech widmet. Mit dieser Positionierung arbeiten wir tagtäglich hart an unseren Thesen, um die nachhaltigsten Sichtweisen auf Tech-Enabled Healthcare zu erarbeiten und die vielversprechendsten Unternehmen zu fördern.

Welche Unterstützung bietet Ihr neben Geld?
Weiß: Eines der Grundelemente von Heal Capital ist unser Plattform-Ansatz: Mit 20 privaten Krankenversicherungen als Limited Partner und unseren Expert-Partnern Markus Müschenich und Christian Lautner von Flying Health sowie Johannes Keienburg von Heartbeat Labs können wir mit einzigartiger Expertise und Zugang zum doch recht komplexen deutschen Gesundheitssystem zur Seite stehen. Das ist auch für Unternehmen interessant, die mit ihren Lösungen den Markteintritt nach Deutschland planen. Unsere Portfolio-Unternehmen bestätigen die Chancen unseres Ansatzes mit Sicherheit gerne.

Gibt es bestimmte Themen im E-Health-Segment, die euch besonders interessieren?
Weiß: Wichtig ist für uns: Wir betrachten die Digitalisierung der Patient Journey vom Anfang bis zum Ende. Das heißt: Sowohl daten- und software-getriebene Diagnose-Plattformen sind interessant für uns, als auch digital-gestützte Therapien oder sogenannte Enabler-Technologien, wie zum Beispiel Telemedizin sind für uns absolut im Fokus. Wichtig ist für uns auch, dass gerade bei der Debatte um Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) B2B-Lösungen nicht zu kurz kommen. Am Ende geht es darum, ein digitalgestütztes Gesundheitswesen zu fördern, in dem die einzelnen Patienten auch von einer modernen Vor-Ort-Versorgung in Praxen oder Kliniken profitieren.

Mal was generelles: Wie spricht man als Gründer am besten einen Investor an?
Weber: Am besten direkt und persönlich oder über das viel besagte “warme Intro”. Die Vernetzung ist heutzutage so einfach, dass eigentlich jeder einen direkt Draht zu einem Investor finden kann, ohne die info@-E-Mail-Adresse bemühen zu müssen. Unser Team freut sich immer über direkte Nachrichten bei LinkedIn und wir haben auf unserer Seite ein Formular, über das man sein Startup pitchen kann.

Und was sollten Gründer vor Investoren niemals sagen oder machen?
Die Investoren-Sichtweise zu über- oder unterschätzen! Mein Rat an alle GründerInnen ist: Nutzt die Expertise und Marktsicht von branchenspezifischen Investoren und Business Angels, das kann enorm hilfreich sein. Gleichzeitig kennt ihr als GründerIn eure Kunden, Produkte und den Markt mit Abstand am besten!

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Foto (oben): Heal Capital

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.