#Gastbeitrag

Für mehr Commitment: Investments bitte nur mit Skin in the Game!

Es bildet sich zurzeit eine neue Generation von verantwortungsvollen Kapitalgebern in Deutschland heraus. Hier werden Stück für Stück direkte Investments in Startups gewagt und tiefer eingetaucht als in Business Case und Cap Table. 
Für mehr Commitment: Investments bitte nur mit Skin in the Game!
Donnerstag, 6. August 2020VonTeam

Bei der Art und Weise, wie in junge Unternehmen investiert wird, trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Es ist leicht zu erkennen, wer gerade sein eigenes, verdientes Geld investiert und an nachhaltigem Erfolg interessiert ist und wer nicht.

Das soll hier bitte nicht nach Pauschalkritik und billiger Polemik an VCs in Deutschland klingen, aber für mich sind manche Investments der Vor-Corona-Zeit fragwürdig. Besonders wenn dafür fast ausschließlich fremde Gelder eingesammelt werden und VCs sich nur mäßig mit den Gründerinnen und Gründern der Startups auseinandersetzen.

Ich finde, dass es auch anders geht: Es bildet sich zurzeit eine neue Generation von verantwortungsvollen und nachhaltig handelnden Kapitalgebern in Deutschland und Europa heraus. Project A ist so ein Beispiel. Die Art und Weise wie dort aktiv und engagiert mit und an den Unternehmen gearbeitet wird, hat Vorbildcharakter. Dazu zähle ich aber auch eine Reihe von Family Offices wie z.B. die Unternehmerfamilie Reimann oder auch Dieter von Holtzbrinck (DvH Ventures). Hier werden Stück für Stück direkte Investments in Startups gewagt und tiefer eingetaucht als in Business Case und Cap Table.

Wir bei Entrepreneurs & Consultants (kurz: e&Co.) investieren vornehmlich Geld, das wir auch selbst verdient haben. Diese Einstellung ist notwendig, da wir nachhaltig Startups auf- und ausbauen wollen. Das galt schon vor der Corona-Krise und gilt erst recht nach dem Beginn einer aufkommenden Rezession. Ohne Verantwortung der Investoren darf aus unserer Sicht nicht investiert werden.

Oder einfach ausgedrückt: Kein Investment ohne skin in the game!

Diese Form der Beteiligung nennen wir bei uns intern “Entrepreneurial Investment”. Entrepreneurial Investment heißt, dass wir nichts anfassen, wofür wir nicht selbst auch als Privatperson Geld in die Hand nehmen würden – was nicht bedeutet, dass wir in späteren Runden nicht auf die Zusammenarbeit mit klassischen VCs und deren Kapitalzugänge setzen würden. Im Gegenteil, dennoch schauen wir auch auf die späteren Phasen mit viel Bedacht. Bislang haben wir bewiesen, dass unser Weg des “Entrepreneurial Investments” funktioniert. Als erfolgreiche Basis sehe ich, genau wie unsere mittlerweile rund 10 Portfolio Companies, unsere tatkräftige Unterstützung, die oftmals höheren Mehrwert schafft als einfach nur Cash und Netzwerk. Wir spüren Verantwortung, erfahren den Druck immer wieder am eigenen Leib und haben so einen enormen Teamspirit, der alle gegenseitig antreibt.

Wir haben verschiedene Startups selbst gegründet, dazu haben wir uns im Rahmen von sehr frühen unternehmerischen Beteiligungen bei zahlreichen Geschäftsmodellen engagiert. Entrepreneurial Investment heißt für mich, nicht nur eigenes Geld zu investieren, sondern als Kapitalgeber selbst aktiv zu werden und die jungen Unternehmen beim Anlauf und v.a. der Suche nach (B2B) Kunden zu unterstützen. CarFellows ist so ein Beispiel. Wir haben die Firma 2019 in Kooperation mit einem der großen VW-Autohändler gegründet. Gemeinsam waren wir überzeugt, dass Autos vermehrt online und direkt gekauft oder geleast werden. Eigentlich keine riskante Wette, denn es brauchte lediglich und endlich eine durchgängige Plattform mit echtem Kauferlebnis: CarFellows macht den Autokauf zu einem einfachen E-Commerce-Geschäft und bereitet uns viel Freude.

Selbst in den Driver’s Seat setzen!

Dafür war aber viel Arbeit nötig: Wir haben uns nicht nur im Management direkt eingebracht und phasenweise mitgeführt, sondern auch in einer größeren Seed-Runde einen namhaften Corporate für uns gewinnen können. Nun ist CarFellows mit CEO Nina Geiss gut aufgestellt, aber auch jetzt unterstützen wir, stehen operativ zur Seite und greifen aktiv ein. Dafür sollte sich kein Investor zu schade sein! So haben wir erst kürzlich direkt helfen können, als die Nachfrage das verfügbare Fahrzeug-Angebot, insbesondere an E-Fahrzeugen, bei weitem überstieg. Wir haben kurzerhand in unserem Partnernetzwerk u.a. Händler gefunden, die uns Autos zur Verfügung stellen konnten. Das ist dann manchmal ziemlich kurzfristig und auch mit schlaflosen Wochenenden verbunden, aber CarFellows ist nun mal eines unserer Babys und da geht man bekanntermaßen viele Extrameilen.

Ich bin heute auch kein klassischer Unternehmensberater mehr, sondern gründe, investiere und lerne täglich dazu wie ein “junger” Unternehmer. Dieses Selbstverständnis würde ich mir häufiger wünschen und hoffe, dass es zukünftig mehr Investoren gibt, die dem Ansatz des Entrepreneurial Investments folgen.

Über den Autor
Geza Brugger ist Co-Founder und Vorstand Ventures (CVO) bei der e&Co. AG, die er 2015 gemeinsam mit vier weiteren Partnern gegründet und in den vergangenen fünf Jahren zu einem starken Player im Beratungs- und Beteiligungsgeschäft entwickelt hat. Geza ist ein waschechter Automobil- und Smart Mobility-Unternehmer, der Industrie- und Venture-Kompetenz perfekt miteinander verbindet. Neben weiteren eigenen Gründungen, u.a. von motec ventures, einer Smart Mobility Investmentgesellschaft mit Sitz in Wien, arbeitet Geza seit langem an der Schnittstelle zwischen Corporates und Start-ups und bringt ein exzellentes Netzwerk in die europäischen und asiatischen Märkte ein.

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Foto (oben): Shutterstock