#Gastbeitrag

Warum Zebras und der Mittelstand zusammen gehören!

Zebras sind das, was Einhörner für gewöhnlich nicht sind: Zebra-Unternehmen sind sowohl “schwarz” als auch “weiß”: Sie sind wirtschaftlich erfolgreich und verbessern nachhaltig die Gesellschaft. Sie opfern nicht eins für das andere.
Warum Zebras und der Mittelstand zusammen gehören!
Montag, 4. Mai 2020VonTeam

Unser Land hat den ersten “Mini-Exit” aus der Corona-Krise geschafft. Die Welt, wie sie kannten, ist schon jetzt eine andere. Die Erkenntnisse des Lockdowns dürfen nicht ignoriert werden, wenn wir eine nachhaltige und faire Wirtschaft und Gesellschaft gestalten möchten.

Für mich ganz klar: Die Unicorn-Träumerei der Startup-Szene ist vorbei.

Nicht, weil den VCs das Geld ausgegangen ist, große Runden aktuell doppelt schwierig oder gar unmöglich sind, oder das “Groß denken” nicht mehr nötig ist…

Nein, weil Unicorns eine Wette sind, die eine “Winner takes it all”-Einstellung forciert. Weil Unicorns Monopole schaffen. Weil Unicorns wohl nicht die Zukunft unseres europäischen Wertesystems sein können. Weil sie nicht das breite, “digitale Rückgrat” der deutschen Wirtschaft sein werden.

Solidarität als neues Zielbild

Nicht falsch verstehen: Ich freue mich speziell über deutsche Unicorns wie Flixbus, N26 und besonders Celonis. Keine Frage. Nur wir als Campus Founders, die in der Region Heilbronn-Franken zu Hause sind, haben ein anderes Zielbild. In unserer kraftvollen Wirtschaftsregion mit unzähligen mittelständischen Familienunternehmen, setzen wir auf Gründerpersönlichkeiten und Startups, die wie Zebras agieren!

Zebras sind das, was Einhörner für gewöhnlich nicht sind: Zebra-Unternehmen sind sowohl “schwarz” als auch “weiß”: Sie sind wirtschaftlich erfolgreich und verbessern nachhaltig die Gesellschaft. Sie opfern nicht eins für das andere. Mich persönlich hat hier auf deutsche-startups.de der Gastbeitrag von Heba Aguib sehr gefreut, die ebenfalls betont, dass es nicht mehr um Nullsummenspiele geht, das alte Denken “Top oder Flop”. Denn: Die Unicorn-Quote, ein Gewinner-neun Verlierer, ist nicht nur unsolidarisch, sondern auch volkswirtschaftlich nicht zielführend.

Wir brauchen ein gemeinsames Ökosystem

Und genau hier liegt die Chance des Zebras: Zebra-Startups schaffen Win-Win-Situationen und ermöglichen flächendeckend Wohlstand. Es geht nicht darum, Unternehmen auszuschalten und hinter sich zu lassen, sondern sich zusammen zu tun, gegenseitig zu unterstützen und erfolgreiche Ökosysteme zu schaffen. Das ist genau das, was wir mit den Campus Founders fördern und was nach der Krise noch viel wichtiger ist. Deshalb haben wir die Initiative #gemeinsamfuermorgen ins Leben gerufen – weil wir Verantwortung genauso spüren wie “Zebras”.

Warum diese Verantwortung nicht nur notwendig ist, sondern auch ein wirtschaftlicher Wettbewerbsvorteil für Deutschland werden kann?

Für viele Mittelständler der “old economy” gehört es von jeher dazu, für Qualität, nachhaltige und faire Geschäftsbeziehungen, die Umwelt und ihre Mitarbeiter persönlich einzustehen. Erfolgreiche Unternehmen in Familienbesitz, wie beispielsweise Schunk, IDS Imaging Development Systems oder Läpple Automotive in unserer Region – ihr Anspruch reicht weit über den einer Vorstandsperiode hinaus. Denn bei ihnen geht es um wirtschaftlichen Erfolg, den sie von einer Generation zur nächsten weitergeben möchten. Nicht zuletzt auch an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch eine entsprechende Unternehmens-DNA häufig so gut wie zur Familie gehören. Viel mehr Zebra geht nicht.

Startup wird Mittelstand, Mittelstand wird Startup

In dieser schwierigen Zeit begegnen sich die bislang so weit entfernten Welten Mittelstand und Startup zunehmend auf Augenhöhe: In puncto Verantwortungs-Bewusstsein und Mentalität sind sie deckungsgleich. Gemeinsam können sie sich für eine zukunftsfähige Wirtschaft einsetzen und ergänzen. Die Krise zeigt: Der Mittelstand wird agiler, die Startups werden sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusster.

Lasst uns alle gemeinsam daran arbeiten, mehr Zebras zu formen und eine Herde zu schaffen, die ganz Deutschland antreibt und uns Innovationskraft schenkt. Und wenn dazwischen doch ein paar Einhörner mit Milliarden-Bewertung auftauchen – umso besser!

Über den Autor
Oliver Hanisch ist Geschäftsführer der Campus Founders in Heilbronn und gilt als vielseitiger und leidenschaftlicher Unternehmer. Als mehrfacher Startup-Gründer, Mitinitiator des German Accelerator sowie als offizieller Vertreter des Bundeslandes NRW im Silicon Valley hat sich Oliver Hanisch als internationaler Insider für Startup-Ökosysteme etabliert. Anfang 2019 übernahm der gebürtige Schwabe die Geschäftsführung der Campus Founders gGmbH mit dem Ziel ein Entrepreneurship- und Innovationszentrum von überregionaler Bedeutung in Heilbronn zu entwickeln, das den Geist des Unternehmertums und der unternehmerischen Kultur fördert und ein Zuhause für alle Akteure im Startup- und Innovations-Ökosystem schafft.

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Foto (oben): Shutterstock