#Interview

Ein Startup, das hilft Gebäude besser zu verstehen

Lumoview ermöglicht die Aufnahme sowie die automatisierte Vermessung und Analyse von Innenräumen in Gebäuden. Hoffschmidt Ventures, die Familie Schneider und die NRW.BANK investieren gerade in das Kölner Startup, das 2019 gegründet wurde.
Ein Startup, das hilft Gebäude besser zu verstehen
Dienstag, 14. April 2020VonAlexander Hüsing

Das Kölner PropTech Lumoview, das 2019 von Bernhard Hoffschmidt, Arne Tiddens und Silvan Siegrist gegründet wurde, ermöglicht die Aufnahme sowie die automatisierte Vermessung und Analyse von Innenräumen in Gebäuden. “Beispielsweise können wir damit aufzeigen wo noch ungenutzte Flächen sind oder wo ein Gebäude Wärme verliert. Damit sparen wir unseren KundInnen große Summen an Geld, Zeit und Problemen”, sagt Mitgründer Siegrist zum Konzept der Jungfirma. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt er das Startup einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Lumoview erklären?
Lumoview bietet weltweit die schnellste Gebäudevermessung von innen an. Damit helfen wir Gebäude besser zu verstehen. Beispielsweise können wir damit aufzeigen wo noch ungenutzte Flächen sind oder wo ein Gebäude Wärme verliert. Damit sparen wir unseren KundInnen große Summen an Geld, Zeit und Problemen.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Lumoview lösen?
Typischerweise gibt es von Bestandsgebäuden nur wenige Daten: die Grundrisse sind nicht aktuell, es sind keine 3D-Gebäudemodelle vorhanden, thermische Schwachstellen werden nur per Zufall erkannt und so weiter. Heute wird dieses Problem mit einer Begehung vor Ort durch einen Experten gelöst. Dies ist teuer, zeitaufwändig und mühsam. Wir lösen dieses Problem heute schon für grosse BestandshalterInnen und -verwalterInnen, in Zukunft werden wir dieses Problem auch für EigenheimbesitzerInnen lösen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Lumoview ein Erfolg?
Wir sind ein Spin-off des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und haben damit direkten Zugang zu relevanten Forschungsergebnissen. Im Team verfügen wir über die systemische Fähigkeit, die auch das DLR auszeichnet. Wir nutzen eigene Hardware, um schnell an gute Daten zu kommen und verarbeiten diese dann automatisiert in unserer Software in der Cloud. Diese Kombination macht uns einzigartig. Zudem muss ich ehrlich sagen, dass ich selten so viele geniale und tolle Menschen in einem so gut funktionierenden Team gesehen habe wie bei uns.

Wer sind eure Konkurrenten?
Wir haben wenig direkte Konkurrenten, die genau das gleiche wie wir tun. Grundsätzlich konkurrieren wir natürlich gegen die manuelle Vermessung und Analyse, wie sie heute ja noch praktiziert wird. Dann gibt es Startups, wie zum Beispiel Navvis oder Voxelgrid, die sich einem Teilaspekt des Problems angenommen haben, zum Beispiel der geometrischen Vermessung. Deren Lösungen sind technisch genial, aber viel zu komplex und teuer, um in der Masse richtig ausgerollt zu werden.

Wo steht Lumoview in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir unser Produkt so weit entwickelt, dass wir es von der Pilotanwendung in die Massenanwendung gebracht haben. Das bedeutet vor allem, dass wir den Automatisierungsgrad unseres Post-processings richtig hochgeschraubt haben. Zudem werden wir dann kurz vor dem Abschluss unserer zweiten Finanzierungsrunde stehen.

Reden wir zudem noch über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Vieles! Köln ist eine lebenswerte Stadt mit einem super Angebot an Kultur, Restaurants, Kneipen, Büdchen, Clubs und vielem mehr. In NRW findet man sehr viele spannende Unternehmen und damit mögliche KundInnen/Partnerfirmen auf kleinem Raum. Damit sind die Anfahrtswege für vor-Ort-Termine kurz. Zudem sind wichtige Zentren, wie Berlin, Frankfurt, Amsterdam, Brüssel, Paris oder Zürich, mit dem Zug in weniger als fünf Stunden zu erreichen.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Meinem Eindruck nach, erfährt die Startup-Szene in Köln gerade einen enormen Schub: Es entstehen viele neue Coworkings, Accelerators, Incubators, Investmentfonds und nicht zuletzt auch viele neue und spannende Startups. Seit kurzem gibt es auch ein Team der Kölner Wirtschaftsförderung, das sich um Kölner Startups kümmert. Es macht Spaß das alles mitzuerleben.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Die Menschen sind entspannter und man findet hier leicht Anschluss. Das kann ich als Immi aus eigener Erfahrung bestätigen. Zudem haben wir in Köln bei der Rekrutierung von digitalen Talenten einen grossen Vorteil, weil hier der Talentemarkt noch nicht so ausgetrocknet ist wie beispielsweise in Berlin.

Was fehlt in Köln noch?
Ich würde mich freuen, wenn die Startups, Investoren etc. aus den anderen Startupzentren häufiger den Anlass hätten, hierher zu fahren. Gerne wären wir Kölner Gastgeber für mehr tolle und wichtige Startupevents wie die NOAH, das SET Tech Festival oder die Startupnight.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Ich wünsche mir höhere Hügel in der Region zum Biken, mehr Sonnenstunden und weniger Autos in der Stadt.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH#Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.