Gründeralltag

Wie wichtig ist ein Businessplan? “Ganz und gar nicht”

Wie wichtig und bindet ist ein Businessplan? "In der Wachstumsphase ist ein Businessplan ein wichtiges Instrument, um zu zeigen, dass man als Gründerteam gutes Zahlenverständnis hat", sagt Dominik Alvermann von Acton Capital Partners.
Wie wichtig ist ein Businessplan? “Ganz und gar nicht”
Freitag, 30. März 2018VonTeam

In den vergangenen Monaten haben wir unzählige Gründerinnen und Gründer nach ihrer Einschätzung zum Dauerbrenner Businessplan gefragt. Bei den Antworten auf die Frage “Wie wichtig und bindet ist ein Businessplan?” gingen die Meinungen in der Gründerszene dabei weit auseinander – siehe “Wie wichtig ist ein Businessplan? 25 Gründer antworten“. Nun drehen wir den Spieß erneut um und fragen Investoren nach ihrer Meinung zum Dauerthema Businessplan.

In der Wachstumsphase, in der wir üblicher Weise investieren, ist ein Businessplan ein wichtiges Instrument, um zu zeigen, dass man als Gründerteam gutes Zahlenverständnis hat. Der Plan sollte nicht zu komplex sein, sondern so ausführlich wie nötig und so einfach wie möglich. Die Kunst besteht darin, die Realität mit Hilfe von Ist-Zahlen, Kohortenanalysen etc. abzubilden und gleichzeitig fundierte wie wie plausible Annahmen über die zukünftige Geschäftsentwicklung zu treffen. Für den Soll-Ist-Vergleich wird aus dem Businessplan dann ein Budget festgelegt. Letztlich ist es mir wichtig, zu sehen, wie intensiv ein Team daten- und zahlengetrieben das eigene Geschäftsmodell weiterentwickelt. Alles „oberhalb“ der P&L, also die Entwicklung der KPIs nach Kunden-Kohorten, die Akquisitons- bzw. Marketingkosten pro Kunde, oder der Customer Lifetime Value sind dabei wirklich interessant.
Dominik Alvermann, Acton Capital Partners

Grundsätzlich ist es sehr sinnvoll, eine klare Orientierung darüber zu haben, was man gemeinsam erreichen möchte und wofür man sich gemeinsam einsetzt. Dabei sollte jedoch ausreichend Spielraum für gesunde Dynamik gegeben sein. Businesspläne sind selten in Stein gemeißelt, z.B. können angesichts veränderterer Rahmenbedingungen wie neuer Produkte oder neuer Märkte neue Chancen entstehen, die wiederum auch Anpassungen am Businessplan erforderlich machen. Oft entwickeln sich dabei Ansatzpunkte, die ursprünglich kein Thema waren. Eine entsprechende Flexibilität und unternehmerische Freiheit sind somit extrem wichtig.
Lucian Schönefelder, KKR

Zu einem guten Startup gehört auch die Flexibilität, ihren ursprünglichen Businessplan angesichts der Realität am Markt dementsprechend anzupassen. Ich kenne kein Unternehmen, das mit dem ursprünglichen Businessplan einen erfolgreichen Exit zeigen konnte. Business Cases und Businesspläne sind veränderbar, das was wirklich zählt ist das Budget und die Budgetdisziplin. Auch hier gehören „revised forecasts“ zur agilen Steuerung eines Unternehmens dazu, Budgetdisziplin und KPI-Tranparenz sind allerdings eine notwendige Voraussetzung.
Thomas Preuss, Deutsche Telekom Capital Partners

Wir verstehen einen Businessplan als notwendiges Steuerungsinstrument für das Management eines Start-ups. Die Diskussion des Businessplanes zeigt, wie Gründerteams denken und handeln. Wichtiger als die absoluten Zahlen in einem Businessplan sind die Annahmen dahinter.
Die absolute Erreichbarkeit der Topline spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Es ist vielmehr die Mechanik an sich und wo die Hebel im Geschäft liegen.
Romy Schnelle, High-Tech Gründerfonds

Ganz und gar nicht. Wir brauchen ein gutes Pitch Deck und einen soliden Finanzplan. Wie auch immer, sie dienen nur als Ausgangspunkt. Im Laufe der Zusammenarbeit werden beide sowieso oft verändert.
Yaron Valler, Target Global

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Foto (oben): Shutterstock