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“Sport und Gründung: Beides braucht Durchhaltevermögen”

Eine Start-up Gründung ist wie Hochleistungssport - Motivation und Resilienz sind wichtige Erfolgsgaranten. Kanut und Ex-Weltmeister Erik Pfannmöller kennt die Anforderungen sowohl im Sport als auch der Unternehmensgründung. Wie er nun davon profitiert, teilt er auf dem Startup Camp am 12./13. April in Berlin mit.
“Sport und Gründung: Beides braucht Durchhaltevermögen”
Dienstag, 20. März 2018VonChristina Cassala

Eine Start-up Gründung ist wie Hochleistungssport – Motivation und Resilienz sind wichtige Erfolgsgaranten. Daher findet das diesjährige Startup Camp, am 12./13. April in Berlin unter dem Motto “Motivation, Mut und Macher. Anfangen und Durchhalten.” statt. Die Organisatoren des Startup Camps, der Bundesverband Deutsche Startups, hat sich mit Kanut und Ex-Weltmeister Erik Pfannmöller einen Gründer eingeladen, der die Anforderungen sowohl im Sport als auch der Unternehmensgründung kennt und wie er nun davon profitiert, wird er mit den Teilnehmern des Startup Camps teilen.

Hand aufs Herz: Wie schwer fällt es dir, dich zu motivieren?
Nein, es fällt mir nicht schwer. Ich sprühe vor Energie und sobald ich nichts zu tun habe, wird mir langweilig und ich muss sofort etwas unternehmen/tun/erledigen/verbessern.

Im Scherz sage ich manchmal, es gäbe gibt zwei Arten von Menschen: Die einen sind Glühbirnen und die anderen sind Kraftwerke. Glühbirnen brauchen Kraftwerke, um glühen zu können. Kraftwerke produzieren die Energie, die Glühbirnen zum Leuchten bringen.

Was treibt dich an?
Die Welt positiv verändern. Als Unternehmer möchte ich gerne Produkte oder Services entwickeln, die den Nutzern helfen oder deren Prozess effizienter gestalten. Viele Menschen x viel geholfen = viel Gutes getan.

Das Ganze unter der Nebenbedingung hoher moralischer Ansprüche an unsere Umwelt und dem guten Umgang mit allen Beteiligten.

Du hast mehrere Unternehmen aufgebaut und bist ehemaliger Leistungssportler: Welchen Wettbewerb empfindest du als härter?
Leistungssport ist brutal ehrlich. Der Erfolg ist objektiv messbar und indiskutabel. Das hat eine gewisse Härte. Hart ist auch der physische Aspekt im Training – ohne Tausend Stunden schmerzende Muskeln kein Erfolg.

Im Vergleich dazu ist das Geschäftsleben intellektuell härter. Ziel ist nicht den stärkeren Muskel zu haben, sondern intelligent zu handeln. Im Beruf denkt man langfristiger und baut Beziehungen auf.

Ein High-Tech-Startup zu gründen fühlt sich genauso kompetitiv wie der Kampf um internationale Medaillen an. Nur die Art und Weise ist unterschiedlich.

Aktuell arbeitest du an Solvemate: Bitte erzähle uns kurz, was das Startup genau macht?
Solvemate ist ein Technologieunternehmen, das den Kundenservice schnell, angenehm und kostengünstig macht. Unsere Plattform ermöglicht es Unternehmen, einen virtuellen Kundenberater zu trainieren, um ihn dann auf ihrer Website oder App zu integrieren.

Durch die Verwendung von intelligent generierten Multiple-Choice-Fragen ist Solvemate deutlich schneller als andere virtuelle Berater und bietet einen Rund-um-die-Uhr-Service.

Unternehmen profitieren so von niedrigeren Kosten, schnelleren Reaktionen und zufriedeneren Kunden. Jede Woche benutzen Zehntausende Endkonsumenten unsere virtuellen Agenten und kommen in durchschnittlich 12 Sekunden zu ihrer Lösung.

Was reizt dich persönlich an dem Thema?
Es ist ein großes Problem, es ist schwierig zu lösen und es macht Spaß.
Zur Größe: Alleine in Deutschland schätze ich jährlich auf ein bis zwei Milliarden Kundensupport Anfragen, weltweit mehr als 20 Milliarden. Das heißt milliardenfach geht es darum, einem Kunden so schnell wie möglich die gewünschte Antwort zu geben. Wenn einmal Hunderte Millionen Menschen unsere virtuellen Agenten benutzen, wäre das ein Erfolg.

Du bist am 12. April auf dem Startup Camp und wirst auf der Bühne von deinen Erfahrungen als Hochleistungssportler und Gründer sprechen: Wie schwer ist dir seinerzeit der Übergang gefallen?
Wenig schwer. Ich bin dankbar über meine sportlichen Erfolge, dass ich so viele Länder besuchen konnte und alle Erfahrungen. Dabei habe ich mehrere Jahre die Weltrangliste geführt und war auch einmal Weltmeister. Ich hätte noch 5-10 Jahre weitermachen können, habe vor ca. 10 Jahren die Entscheidung aktiv getroffen und für mich persönlich war das der logische nächste Schritt.

Um Unternehmer zu werden, musste ich studieren und an der HHL Leipzig habe ich eine exzellente Ausbildung genossen. Ich habe einen klare Veränderung gesucht und sie gefunden. Ich würde es wieder so machen.

Welche konkreten Tipps wirst du den Teilnehmern und jungen Gründern auf dem Startup Camp weitergeben?
Wäre das nicht schade, wenn ich jetzt schon alles vorweg nehme? Ich denke, die Kernaussage wird sein: Gründen ist gut!

Stichwort Erfahrungen weitergeben: Hast du jemals darüber nachgedacht, statt Gründer doch lieber Trainer zu werden?
Jeder Sportler muss an das “danach” denken, denn jeder weiß, dass der Leistungssport irgendwann vorbei sein wird. Ob man Trainer, Physiotherapeut, Trainingswissenschaftler Anwalt, Ingenieur oder Unternehmer wird, hängt von den persönlichen Präferenzen und Fähigkeiten ab.

Natürlich ist es – aufgrund der Expertise in dem Bereich – naheliegend im Sportökosystem zu bleiben. Allerdings habe schon immer Dinge hinterfragt, unkonventionelle Lösungen gesucht und war an BWL interessiert. Technologie hat mich seit meiner Kindheit begeistert. Sicher ist (Technologie-)Unternehmer eher die exotische Wahl, aber für mich ist es die Richtige.

Welche Erfolge zählen für dich mehr: die sportlichen oder die geschäftlichen?
Erfolg ist Erfolg. 1995 war ich beim Gewinn meiner ersten Deutschen Meisterschaft genauso happy wie wenn heute ein Großkunde einen Vertrag unterzeichnet. Ich gebe immer mein Bestes und freue mich über jeden Erfolg gleich.

Worin gleichen sich Sport und Gründung?
Beides benötigt Durchhaltevermögen, Talent und Lernbereitschaft. Bis zum Weltmeister im Kanu Slalom vergingen 12 Jahre. Da muss man Rückschläge hinnehmen und nicht aufgeben. Eine Firma aufbauen dauert auch Jahre. Talent gehört dazu – nicht jeder kann Unternehmer sein. Auch Lernbereitschaft ist wichtig – sowohl als Sportler als auch als Unternehmer lernt man jeden Tag dazu. Hört man auf zu lernen und sich zu verbessern, wird man vom Wettbewerb überholt.

Worin liegen die größten Unterschiede?
Einerseits mag ich die sportlichen Werte der Stiftung Deutsche Sporthilfe: Leistung. Fairplay. Miteinander. Alle mögen sich und man gratuliert dem ärgsten Konkurrenten, auch wenn man verloren hat. In der Wirtschaft gibt es Kriminalität und Geschäftspartner, die Situation ausnutzen. Man muss auf der Hut sein und unseriöse Geschäftspartner erkennen.

Ein anderer ist die Auswirkungen einzelner Ereignisse. Bei einer Weltmeisterschaft kommt es auf einen Schnappschuss an. Bei uns waren das ca. 90 Sekunden als Ergebnis des Trainings eines Jahres. Im Geschäft trifft man täglich hunderte Entscheidungen und alle Entscheidungen jeden Tages kumulieren sich und langfristig sieht man dann den Erfolg. Auf einen schlechten Tag folgt auch wieder ein Guter. Aber jeder Tag zählt, denn jeder Tag ist gleichzeitig Training und Wettkampf.

Wann war für dich persönlich jeweils der richtige Zeitpunkt gekommen, sowohl im sportlichen als auch im Unternehmertum Schluss zu machen?
Niemals. Ich würde gerne – solange es die Gesundheit zulässt – unternehmerisch tätig sein.

Du bist Hochleistungssport gewöhnt. Wie hält man sich nach der aktiven Zeit fit, vor allem, wenn man, wie als Gründer, viele Stunden am Schreibtisch vor dem Rechner sitzt? Rostet man da nicht ganz schnell ein?
Ich habe drei kleine Kinder im Alter von 9, 5 und 3 Jahren. Die halten mich gut auf Trab. Außerdem bin ich immer noch recht fit und überlege mir jedes Jahr ein sportliches Highlight, wie z.B. einen Marathon laufen, mit dem Fahrrad über die Alpen fahren oder den Großglockner besteigen.

“Motivation, Mut und Macher. Anfangen und Durchhalten.” – so lautet das Motto des diesjährigen Startup Camp, dass am 12./13. April in Berlin stattfindet. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg hat sich die beliebte Early-Stage-Konferenz zur größten ihrer Art entwickelt. Die Veranstaltung gliedert sich in vier Bereiche: Konferenzgeschehen mit Interviews und Paneldiskussionen, so genannte Focus Camps, sowie Office Hours und Expo. Interesse geweckt? Hier bekommt ihr euer Ticket.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.