Interview

“Wir hofften auf StudiVZ Nutzer abzuholen. Ein Irrtum”

"Wir hatten unterschätzt, wie langes es dauert, um die ersten 100.000 Nutzer an Bord zu bekommen. Wir hofften, mit schnellem Marketing-Geld auf StudiVZ aktive Nutzer abzuholen. Das war ein Irrtum", sagt Karsten Schneider, Mitgründer der Cashback-Plattform Andasa, die nun 10 Jahre alt ist.
“Wir hofften auf StudiVZ Nutzer abzuholen. Ein Irrtum”
Donnerstag, 7. Dezember 2017VonAlexander Hüsing

Vor sage und schreibe zehn Jahren gründeten Karsten Schneider sowie Kerstin Schilling und Roland Fassauer die Cashback-Plattform Andasa, damals noch Adicash. Heute arbeiten 10 Mitarbeiter für das Unternehmen, das nach einem Namensstreit mit dem Dicounter Aldi seinen Namen änderte. Andasa, das nach eigenen Angaben 480.000 Nutzer zählt, arbeitet derzeit mit 3.800 Partnershops zusammen. Spannend dabei: 30 % der in 2008 gewonnenen Nutzer sind noch immer aktiv. Der Außenumsatz, also der vermittelte Umsatz an die Shops, soll in diesem Jahr bei rund 80 Millionen Euro liegen. Zum Innenumsatz macht das profitable Unternehmen leider keine Angaben.

Nach zehn Jahren im Markt steht nun eine Neugestaltung der Website an. “Nach zehn Jahren kann man da schon mal renovieren. Damit starten wir ins nächste Jahr”, sagt Mitgründer Schneider, der auch Mitgründer des Softwareanbieters Intershop ist. Und fügt sofort hinterher: “Aber eins ist sicher, die Katze bleibt, denn die fängt die Mäuse”. Gemeint ist iCat, das Maskottchen der Plattform, die noch immer den Charme der Web 2.0-Ära versprüht.

Beim Blick auf den Markt zeigt sich Schneider fast schon nostalgisch: “Damals in den Cashback-Gründerjahren, gab es eine ganze Reihe von Mitbewerbern. Heute sind aus meiner Sicht zwei ernsthafte Anbieter übrig geblieben, wir und unser Mitbewerber Shoop”. Nach der langen Zeit im Markt machte das Unternehmen zuletzt aber eine recht große Veränderung durch. 2016 kauften die Andasa-Macher ihre Investoren raus. “Ein Business-Angel hatte die Rückgabe, den Verkauf, seiner Anteile angeboten”, erzählt Schneider. “Wir haben daraufhin allen Gesellschaftern den Rückkauf angeboten, was zu meiner Überraschung aus verschiedensten Gründen von allen externen Investoren realisiert wurde.”

Schneider ist dabei voll des Lobes für die Investoren, darunter der European Founders Fund (EFF) und Holtzbrinck Ventures: “Wir sind den Investoren dankbar und weiterhin verbunden, zwischen 2007 und 2016 konnten wir Ihre Unterstützung gut gebrauchen”. Somit sind die Andasa-Grübder zum zehnten Jubiläum wieder ihr eigener Herr im Hause. Im Interview mit deutsche-startups.de blickt Andasa-Macher Schneider auf die Anfangszeit des Start-ups zurück.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren bei Andasa so richtig schief gegangen?
Vor allem in den ersten Jahren mussten wir teilweise kräftig Federn lassen, was unser Auszahlungsrisiko anging.

Was ist damals passiert?
Große Shops wie Quelle können pleite gehen. Wir zahlen somit Casback an die Nutzer Casback aus, bekamen aber keine Vergütung vom Shop. Auch einige Nutzer – gern auch aus exotischen Ländern wie Albanien oder China – waren immer wieder sehr “kreativ”, wenn Cashback-Zahlungen winken. So wurden wir gezwungen, frühzeitig mittels AI Algorithmen zu entwickeln, die eine missbräuchliche Nutzung unseres Shopping-Portales unterbinden. Außerdem hatten wir unterschätzt, wie langes es dauert, um die ersten 100.000 Nutzer an Bord zu bekommen. Wir hofften, mit schnellem Marketing-Geld auf StudiVZ aktive Nutzer abzuholen. Das war ein Irrtum.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Für Andasa als Mittler zwischen den Shops und Endkunden hat sich die Fokussierung auf die Kundenbindung durch Cashback als erfolgreich herausgestellt. Die Annahmen aus dem Jahre 2007 haben sich bis heute bewährt: 10 Euro Startbonus bei der Andasa-Registrierung, mindestens 2 % Cashback beim Einkauf, Auszahlung das Casback-Kontos bei Erreichen der Auszahlungsschwelle von 30 Euro.

Hat sich Euer Konzept, Eurer Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren gar nicht verändert?
Natürlich müssen wir uns ständig den raschen Veränderungen in der E-Commerce Welt anpassen. Das beginnt bei den Ansprüchen unserer Nutzer – etwa die Nutzung durch Smartphones – und hört bei den Ansprüchen unserer 3.800 Partnershops hinsichtlich technischer Integration, Marketing-Leistungen und Unterbindung von Missbrauch nicht auf. Zum Glück ist in den letzten Jahren die Wertschätzung der Kundenbindung – deshalb gehen die Shops eine Kooperation mit Andasa ein – gestiegen, sodass sich unser Geschäft konstant entwickeln konnte.

Euer Standort war immer Leipzig. Wie ist es fernab der Gründerzentren ein Startup aufzuziehen?
Andasa braucht als Standort neben einem Internet-Anschluss motivierte Mitarbeiter und einem schnell erreichbaren Arbeitsplatz. Unser Büro im Leipziger Zentrum in Nähe der Universität bietet dafür super Voraussetzungen. Unabhängig von Andasa boomt Leipzig in den letzten Jahren, vor allem junge kreative Leute zieht es in die Stadt.

Wo steht Andasa in einem Jahr?
Ich würde mich über ein Wachstum von 50 % im elften Andasa-Jahr freuen. Anlässlich unseres 10-jährigem Geburtstages investieren wir gerade in die Technologie- und Marketing-Plattform von Andasa. Sparen beim Online-Shopping soll damit noch einfacher für unsere Nutzer werden.

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Foto (oben): Andasa

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.