Gastbeitrag

Virtual Reality – hier die heimischen Investoren-Lieblinge

Virtual und Augmented Reality boomt! Unter den Funding-Spitzenreitern finden sich vor allem Unternehmen aus China, den USA und der Schweiz. Und Deutschland? Heimische Anbieter sucht man unter den internationalen Top-Ten bislang vergeblich.
Virtual Reality – hier die heimischen Investoren-Lieblinge
Donnerstag, 16. November 2017VonTeam

VR-Start-ups rund um den Globus machen es vor: 2016 wurden weltweit rund 1,8 Milliarden US-Dollar in Virtual und Augmented Reality-Unternehmen investiert – zu diesem Ergebnis kommt eine Marktanalyse von Greenlight Insights. Unter den Funding-Spitzenreitern finden sich vor allem Unternehmen aus China, den USA und der Schweiz. Und Deutschland? Heimische Anbieter sucht man unter den internationalen Top-Ten bislang vergeblich. Dabei gibt es auch hierzulande einige vielversprechende Ausnahmen. Das Tech-Investment- und Beratungsunternehmen GP Bullhound hat bereits Deals bekannter VR-Start-ups betreut, wie etwa den Verkauf von 13th Labs an Facebook/Oculus. Julian Riedlbauer, Partner von GP Bullhound und Leiter des deutschen Büros, stellt vier deutsche Youngstar-Unternehmen vor, die sich der virtuellen Realität verschrieben haben und bei Investoren momentan besonders beliebt und vielversprechend sind.

Playsnak: VR-Games für unterwegs

2015 in Berlin gegründet, entwickelt das Start-up VR- und Mobile-Games. Ziel ist es, Smartphone-Spiele mit den Möglichkeiten der VR-Technologie zu kombinieren. Erst im vergangenen Mai konnte das Unternehmen 1,2 Millionen US-Dollar vom japanischen Videospiel-Konzern Gumi einsammeln. 2016 investierte der südkoreanische Venture Capitalist K Cube bereits 1,3 Millionen US-Dollar. Unter dem Strich konnten die Berliner Playsnak ihre bisherigen Finanzierungsrunden mit immerhin 2,5 Millionen US-Dollar abschließen. Das VC-Geld will das Start-up nach eigenen Angaben vor allem in den Ausbau des lokalen Teams in der Hauptstadt stecken. Zuletzt gab Playsnak auf der Gamescom 2017 die Veröffentlichung eines ersten VR-Spiels für Oktober bekannt.

Splash: VRVideo-Produktion für jedermann

Aus einer Idee von Maximilian Schneider, Stefan Marx und dem ehemaligen Theaterregisseur Michael Ronen ist die kostenlose App Splash entstanden. Das Konzept: Die Anwendung lässt die Nutzer 360-Grad-Rundum-Videos ganz leicht mit dem eigenen Smartphone filmen, ohne dass dafür eine spezielle Kamera nötig ist. Videos können im Anschluss außerdem sofort bei Facebook und YouTube hochgeladen und geteilt werden. Ziel des 2015 gegründeten Berliner Start-ups ist es, VR wirklich jedem zugänglich zu machen. Für Furore sorgte Splash im vergangenen Jahr mit dem Sieg des Gründerwettbewerbs beim South by Southwest (SXSW)-Digitalfestival. Die Aufmerksamkeit scheint geholfen zu haben: Kurz darauf verkündete das junge Unternehmen den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Höhe von 2,5 Millionen US-Dollar, Leadinvestor war dabei Venture-Capitalist Greycroft Partners mit Sitz in New York und Los Angeles, beteiligt haben sich außerdem Advancit, Felix Capital, Seedcamp, DeNA und e.ventures.

gestigon: Intuitive Gestensteuerung fürs Auto und mehr

Das ehemalige Start-up aus Lübeck ermöglicht durch seine Software die berührungslose Bedienung von Autos und Computern mit einfachen Gesten. Dabei erfasst eine 3D-Kamera die Handbewegungen des Nutzers. Mit dieser Technologie sollen sich in Zukunft Objekte mit nur wenigen Handbewegungen lenken lassen. Potential hat die Technologie neben einem Einsatz in der Automobilbranche – so kann die Lösung anhand von Bewegungsänderungen zum Beispiel erkennen, wann ein Fahrer müde wird – auch für eine Verwendung im VR-Gaming-Bereich. Hierfür liefert das 2011 gegründete Unternehmen die Software, um Interaktionen besser erkennen und interpretieren zu können. Entwickelt werden die Produkte auf Basis von 3D-Sensorik-Daten. Insgesamt kommt gestigon auf drei erfolgreich abgeschlossene Finanzierungsrunden. Im Frühjahr dieses Jahres wurde gestigon schließlich vom französischen Automobilzulieferer Valeo übernommen.

vr-on: VR-Anwendungen für Automobilhersteller und Architekten

Das bayerische VR-Start-up vr-on hat erst kürzlich rund 1,3 Millionen Euro einsammeln können. Zu den Kapitalgebern zählen BayBG, Vito Ventures und die Unternehmer Andreas Perreiter und Carsten Erdt. Es ist die bereits dritte Finanzspritze seit der Gründung des Start-ups im Jahr 2016. vr-on ermöglicht es Unternehmen, eine kollaborative Virtual-Reality-Session zwischen mehreren Standorten aufzubauen. Die Plattform-Stage verbindet dazu marktübliche Hardware wie VR-Headsets mit bestehenden Spiele-Engines. Das Ziel: vr-on will vor allem Anbieter aus den Automobil- und Luftfahrtbranchen sowie den Bereichen Engineering und Architektur erreichen. Mit dem frischen Kapital plant das Team außerdem sich mittelfristig zu vergrößern sowie die Expansion ins Ausland voranzutreiben.

Vier Beispiele, die eindrücklich zeigen: Auch Deutschland hat durchaus das Potential, im Virtual-Reality-Sektor mit von der Partie zu sein. Insbesondere die Automobil- und die Games-Branchen könnten hier zum Katalysator für zumindest einen kleinen deutschen VR-Boom werden. Nicht umsonst betonte Bundeskanzlerin Angela Merkel erst kürzlich im Rahmen der Gamescom in Köln die Bedeutung der virtuellen Realität für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

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Foto (oben): Shutterstock