Gastbeitrag von Benjamin Schulz

Persönlichkeitsdiagnostik: Bist Du ein Gründer-Typ?

Laut einer Befragung des RKW Kompetenzzentrums aus dem Jahr 2016 scheitern mehr als 60 Prozent der Start-ups in den ersten fünf Jahren aufgrund von Differenzen innerhalb des Teams. Nach fehlender Nachfrage im Markt sind Probleme im Gründerteam der zweithäufigste Grund.
Persönlichkeitsdiagnostik: Bist Du ein Gründer-Typ?
Freitag, 29. September 2017VonTeam

Der Erfolg einer Gründung hängt nicht nur von Geschäftsidee, Produkt oder Markttauglichkeit ab, sondern vor allem von den Gründern selbst. Die Frage „Können wir zusammen?“ stellt sich also nicht nur in Beziehungen, sondern auch im Business. Gerade in der Planungsphase eines Start-ups schlägt die Euphorie oftmals derart hohe Wellen, dass kaum Raum für die Abgleichung der unterschiedlichen Zielsetzungen, Motive und Arbeitsweisen vorhanden ist. Abhilfe kann das Reiss Motivation Profile schaffen, ein Persönlichkeitsinstrument, das unsere Lebensmotive aufzeigt – das, was uns wirklich antreibt und motiviert.

Erfolg gut, alles gut?

Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden, die Umsetzung lief reibungslos und der Besuch von Politikern mit Format war an der Tagesordnung. Die Rede ist vom Zentrum der Berliner Start-up-Szene, einer ehemaligen Brauerei in Berlin Mitte, die zu einem Campus für Gründer ausgebaut wurde – die Factory Berlin. Die beiden Gründer Simon Schäfer und Udo Schloemer vereinten Unternehmen wie Uber, Soundcloud und Twitter unter einem Dach und feierten schnell große Erfolge. Doch bereits nach kurzer Zeit kam die unerwartete Trennung. Und das trotz eines sehr lukrativen Business. Man habe sich eben „auseinanderdividiert“. Obwohl sich beide Unternehmer wieder eigenen erfolgreichen Projekten widmen, sind Ehekrach und Scheidung kein Einzelfall in jungen Unternehmen.

Laut einer Befragung des RKW Kompetenzzentrums aus dem Jahr 2016 scheitern mehr als 60 Prozent der Start-ups in den ersten fünf Jahren aufgrund von Differenzen innerhalb des Teams. Nach fehlender Nachfrage im Markt sind Probleme im Gründerteam der zweithäufigste Grund. Man muss kein Wirtschaftsexperte sein, um zu verstehen, dass hier unglaublich viele Ressourcen und Potenziale verschenkt werden. Und das oftmals nur, weil die Gründer sich im Vorhinein nicht mit ihren persönlichen Zielen und Motiven beschäftigt haben. Denn Streit entsteht meist dann, wenn es unterschiedliche Ansichten über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens gibt. Wäre es nicht sinnvoll, bereits im Vorhinein die eigenen Motive genau zu kennen? Zur Beantwortung dieser Fragen und zur Nutzung der positiven Synergien verschiedener Persönlichkeiten eignen sich Instrumente zur Persönlichkeitsdiagnostik wie das Reiss Motivation Profile besonders gut.

Das Reiss Motivation Profile – der individuelle Fingerabdruck

Beispielhafte Auswertung des Reiss Motivation Profile

Das Reiss Motivation Profile wurde von Professor Dr. Steven Reiss in den 1990er-Jahren an der Ohio State University entwickelt, um die Persönlichkeit eines Menschen individuell zu beschreiben. Zentrale Elemente des Diagnostikinstruments sind die 16 Lebensmotive eines jeden Menschen: Macht, Unabhängigkeit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Idealismus, Beziehungen, Familie, Status, Rache, Eros, Essen, Körperliche Aktivität und Ruhe. Ob die einzelnen Motive eine hohe oder niedrige Ausprägung aufweisen, wird anhand von 128 Aussagen ausgewertet. Die Kombination der einzelnen Ausprägungen lässt viele Milliarden Motivkonstellationen zu – es entsteht quasi ein ganz individueller Fingerabdruck. Letztendlich liefert das Tool Antworten auf zentrale Fragen wie „Wonach streben wir?“ und „Was macht Menschen glücklich im Leben?“ Denn Rolex, Porsche und Status mögen den einen zu Höchstleistungen im Beruf treiben und zentrale Lebensmotive sein, während solche Statussymbole dem anderen völlig zuwider sind, solange er genug Zeit für seine Familie und Freunde hat.

Das Reiss Motivation Profile und die Möglichkeit zum Perspektivwechsel

Gerade in Gründerteams formen diese unterschiedlichen Lebensmotive die unternehmerischen Motive und Zielsetzungen – so geschehen bei Matthias (28) und Jakob (25). Beide haben sich während ihres BWL-Studiums kennengelernt und pflegen seitdem ein enges freundschaftliches Verhältnis. Nach ihrem Abschluss war schnell klar, dass ein Angestelltenverhältnis keine Option darstellt und sie zusammen ein Start-up gründen wollen. Aus ganz unterschiedlichen Motiven: Matthias hat ein ausgeprägtes Unabhängigkeitsmotiv, möchte gerne „sein eigenes Ding machen“ und sich die Zeit selbst einteilen, um sein ausgeprägtes Familienmotiv auszuleben und Zeit mit seiner zweijährigen Tochter zu verbringen. Außerdem ist sein Ruhemotiv stark ausgeprägt, sodass er nach emotionaler Stabilität strebt und versucht, Risiken weitestgehend zu minimieren. Jakob hingegen ist sehr leistungs- und wettbewerbsorientiert. Er hat ein hohes Macht- und Statusmotiv – das heißt, er strebt nach einer exponierten Stellung und genießt die Bewunderung von außen. Zweiter sein, reicht ihm nicht. Kurz: Jakob würde den Markt am liebsten im Sturm erobern.

Die Idee eines eigenen Foodtrucks gibt den jungen Gründern viel Aufwind – beide haben ein ausgeprägtes Essensmotiv und sind begeistert von ihrer Idee. In der ersten Planungsphase treten die persönlichen Motive vorerst in den Hintergrund. Erst bei der Frage nach der richtigen Finanzierung für ihre Unternehmung scheiden sich die Geister. Matthias scheut eher das Unbekannte und plädiert für organisches Wachstum, da die Unternehmung den beiden nicht über den Kopf wachsen soll. Jakob hingegen ist auf der ständigen Suche nach der nächsten großen Herausforderung, hat ehrgeizige Unternehmensziele und hat schnell nach willigen Geldgebern gesucht. Die unterschiedlichen Motive kollidieren hier so stark, dass ein gemeinsamer Nenner schwierig erschien. Doch erst die Anwendung des Reiss Motivation Profile deckte diese auf. Seither kommunizieren sie viel offener miteinander. Auf einmal waren Kompromisse möglich, die vorher in kilometerweiter Ferne lagen. Am Ende kam ein Unternehmensmodell heraus, das für Matthias eine beratende Rolle vorsah, während Jakob als alleiniger Geschäftsführer die Verantwortlichkeit übernahm. Diese Lösung schien für beide optimal auf Ihre Bedürfnisse und intrinsischen Motive zugeschnitten. Und das Wichtigste ist: Ihre Freundschaft, die teilweise stark strapaziert wurde, wurde durch die Quälereien um ihr Business nicht beschädigt.

Synergien durch Unterschiedlichkeit

Das Beispiel zeigt deutlich, wie die Unterschiedlichkeit der Persönlichkeiten konstruktiv genutzt werden kann. Denn jeder Mensch ist ein Unikat – und das Reiss Motivation Profile trägt genau dem Rechnung. Wenn Menschen in der Arbeitswelt miteinander agieren, gehört es dazu, dass man unterschiedlicher Meinung ist. Häufig kratzen Diskussionen aber nur an der Oberfläche – man diskutiert darüber, ob diese oder jene Maßnahme zielfördernd ist, ohne zu verstehen, dass der Kern unserer Persönlichkeit, unsere intrinsischen Motive, unsere Standpunkte massiv beeinflussen. Die Offenlegung dieser Motive ermöglicht Unternehmern und Gründern einen offeneren und zielführenderen Umgang miteinander. Das fördert nicht nur den Zusammenhalt, sondern sorgt auch für mehr Kreativität und Produktivität im Büro.

Diese Möglichkeiten machen das Reiss Motivation Profile zu einem unerlässlichen Tool für Gründer und alle, die es werden wollen. Es erlaubt eine weitreichende Reflexion innerhalb des Gründerteams, die ansonsten nur sehr schwer möglich ist. Denn nur in einem produktiven Team, in dem die Motive und Ziele klar definiert sind, bringen Sie Ihre PS wirklich auf die Straße.

Über den Autor
Benjamin Schulz
ist Geschäftsführer der werdewelt GmbH und der RMP germany GmbH. In der Agentur werdewelt setzt er das Reiss Motivation Profile bereits seit vielen Jahren bei der Personalauswahl ein. RMP germany ist exklusiver Lizenzpartner des Reiss Motivation Profile in Deutschland.

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