"Sicherheit ist eine zentrale Priorität"

Ava sagt Usern, welche Gefahren auf sie lauern

In Zeiten, die vermeintlich immer unsicherer werden, will das Berliner Unternehmen den Menschen eine Technologie bieten, die anhand von gesammelten Daten ermittelt, wie sicher die Echtzeit gerade ist. Mit jedem zusätzlichen Datensatz soll der Algorithmus schlauer werden.
Ava sagt Usern, welche Gefahren auf sie lauern
Montag, 8. Mai 2017VonChristina Cassala

“Sicherheit ist eine zentrale Priorität für Unternehmen, Organisationen, Behörden, Städte und Gesellschaften, aber eben auch für einzelne Menschen und Familien auf ganz persönlicher Ebene”, sagt Aleksandar Stojanovic von Ava. Das ist eine Art Gefahrenradar-App für die Hosentasche.

In Zeiten, in denen es – es mag stimmen, oder nicht – immer unsicherer wird, will das Unternehmen den Menschen eine Technologie bieten, die anhand von gesammelten Daten ermittelt, wie sicher die Echtzeit gerade ist. Mit jedem zusätzlichen Datensatz soll der Algorithmus schlauer werden. Ava wird gefüttert mit Veröffentlichungen unter anderem aus dem CIA Factbook, Tabellen der Weltgesundheitsorganisation, Daten von Klimaforschern zu Unwetterrisiken und auch Häuserpreisen.

Bei aktuellen Ereignissen, ermittelt aus Polizeimeldungen, Zeitungsnachrichten und Twitter-Meldungen, wird der errechnete Score angepasst.

“Avas künstliche Intelligenz führt Daten von Informationsquellen zusammen”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Ava-Gründer Aleksandar Stojanovic über Künstliches Intelligenz, Einschätzungen von Sicherheit und gesellschaftliche Kräfte.

Welches Problem wollen Sie mit Ava lösen?
Sicherheit ist eine zentrale Priorität für Unternehmen, Organisationen, Behörden, Städte und Gesellschaften, aber eben auch für einzelne Menschen und Familien auf ganz persönlicher Ebene. Avas künstliche Intelligenz führt Daten aus Tausenden von Informationsquellen zusammen, um die statistische, gegenwärtige und wahrscheinliche Sicherheit eines beliebigen Ortes in Echtzeit zu ermitteln und bezieht dabei auch den individuellen Kontext des jeweiligen Nutzers mit ein. Damit bedienen wir die massive und auch künftig stark zunehmende Nachfrage nach Lösungen, die es erlauben, Sicherheit besser einschätzen und managen zu können. Weil unsere Technologie auf dieser tiefen Ebene ansetzt, können wir eine Vielzahl von echten Problemen in verschiedenen Bereichen des Lebens lösen. Wir positionieren uns auch als Datenplattform – mit unserer API ermöglichen wir gewissermaßen jedem, auf Grundlage unserer Informationen echte Probleme zu lösen.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Ava ein Erfolg?
Es wirken sehr starke gesellschaftliche Kräfte positiv für unser Unternehmen: Menschen, Organisationen und ganze Gesellschaften durchleben aktuell eine ganz neue Qualität von Zukunftsangst und Schutzbedürfnis. Das Sicherheitsgefühl der neunziger Jahre ist einer digital verstärkten Verunsicherung gewichen und alles deutet darauf hin, dass es noch sehr viel schlimmer wird. Dabei treibt der wahrgenommene Anstieg von Kriminalität, Terror großen Natur- und Industriekatastrophen oder auch Epidemien bereits Nachfrage nach unserer Lösung. Hinzu kommt der steigenden Druck auf Behören und den Verantwortlichen für Sicherheit. Diese wiederum sind zugleich mit dem gegenläufigen Trend konfrontiert, dass bereits knappe Budgets weiter gekürzt werden müssen. Vertrauen sinkt weiter, und die wahrgenommene Sicherheit nimmt noch weiter ab. Ein Kreislauf, der schon seit fast einem Jahrzehnt wirkt und auf Sicht der kommenden zwei Dekaden nicht durchbrochen werden wird. Wir sind hier mit Ava auf einen nahezu unberührten Markt gestoßen, der zuvor auch noch nicht existiert hat. Erst jetzt hat die globale Datendichte eine ausreichende Sättigung erreicht und auch erst jetzt ist Hochleistungscomputing auf dem notwendigen Niveau billig genug, um eine Lösung wie Ava überhaupt technologisch und wirtschaftlich umsetzen zu können. Wir stehen in der ersten Reihe und haben mit den für uns wirkenden Netzwerk-Effekten bereits jetzt einen kaum von Wettbewerbern einholbaren Vorsprung gewonnen, von unseren Technologiepatenten abgesehen. Wir sind fest überzeugt, dass Start-ups im Themenfeld persönliche und öffentliche Sicherheit schon sehr bald mindestens als so „sexy“ gehandelt werden wie Fintech oder digitale Gesundheit. Mit diesen Voraussetzungen und unserem Team haben wir die besten Voraussetzungen, um global die führende Rolle einzunehmen und ausbauen zu können.

Wer sind Ihre Konkurrenten?
Das lässt sich nicht immer so optimal abgrenzen, weil wir als übergreifende Datenplattform sehr viele mögliche Anwendungsfälle bedienen. Bei genauerer Betrachtung daher viele der Unternehmen, die man auf den ersten Blick als Konkurrenten bezeichnen würde, eigentlich perfekte Kunden und Partner für Ava. Tatsächlich sehen wir uns für viele Firmen durch die Bank weg als Datenlieferant. Als Partner schaffen wir die Grundlage dafür, dass deren Services, Produkte und Prozesse noch besser werden können. Hilfreich ist dabei sicher auch, dass wir alle das gemeinsame Ziel teilen, nämlich durch den Einsatz moderner Technologien einen entscheidenen Beitrag zu einer sichereren Welt beizusteuern.

Wo steht Ava in einem Jahr?
Ava steht noch ganz am Anfang einer langen Entwicklung. Nachdem wir in den vergangenen zwei Jahren unter striktem Ausschluss der Öffentlichkeit intensiv an unseren Technologien, Systemen und Patenten gearbeitet haben, steht 2017 ganz im Zeichen unserer ersten größeren Installationen. Ava hat also erstmals Vollkontakt mit den eigenen Märkten und wir wollen dabei nicht nur erste Umsätze machen, sonder vor allem so viel wie möglich lernen, bevor wir in 2018 in den globalen Regelbetrieb einsteigen. Das ist eine große Herausforderung, doch wir fühlen uns dafür gut gerüstet.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.