Gastbeitrag von Walter Gögelein

8 Fehler, die Gründer auf jeden Fall vermeiden sollten

Controlling beginnt mit der Kalkulation bis zum einfachen Soll-Ist-Vergleich. Aber die richtigen Kennzahlen müssen zur Anwendung kommen. Das Controlling ist auf der einen Seite ein „Gradmesser“ und auf der anderen Seite zeigt Controlling den Misserfolg oder Erfolg sichtbar auf.
8 Fehler, die Gründer auf jeden Fall vermeiden sollten
Donnerstag, 10. November 2016VonTeam

Existenzgründer sind in der Regel hoch motiviert und haben gute Ideen. Teilweise fehlen betriebswirtschaftliche Kenntnisse und das fachliche Know How um erfolgreich zu starten. Eine Unternehmensgründung ist nicht schwer, aber langfristig erfolgreich zu sein – ist schwer! Hier finden Existenzgründer Fehler die Sie bei einer Existenzgründung vermeiden sollten:

  1. Die Fehlende fachliche Qualifikation

Die fachliche Qualifikation ist das A und O einer erfolgreichen Existenzgründung. Mit einer Ausbildung als Kellner bekommen Sie keine Stelle als Mechatroniker, weil ihnen die Kenntnisse fehlen. Klar können Sie die Tätigkeit erlernen. Aber klar muss dabei auch sein, dass Sie dadurch erhebliche Wettbewerbsnachteile gegenüber einem Facharbeiter mit einer ausreichenden Qualifikation haben. Und bedenken Sie dabei, überall gibt es einen Wettbewerb. Deshalb ist die fachliche Qualifikation bei einer Existenzgründung sehr wichtig.

Defizite können Sie über eine Aus- und Weiterbildung ausgleichen. Leisten Sie ein Praktikum bei Wettbewerbern oder besuchen Seminare bei den IHK´s oder Handwerkskammern.

  1. Fehlendes Eigenkapital oder Gründung mit Schulden

Je nach Branche und Höhe einer Finanzierung sollte bei der Existenzgründung ein Eigenkapital von ca. 20% vorhanden sein. Eine Alternative ist das Eigenkapital aus der Familie oder aus dem privaten Umfeld zu finanzieren. Es kann zwar bei einer Bank als Eigenkapital gewertet werden, da bei Privatdarlehen kein Schufa Eintrag erfolgt. Aber auch ein Privatdarlehen muss zurückbezahlt werden und dadurch entstehen zusätzliche Kreditkosten.

Eine Existenzgründung mit Schulden sollte vermieden werden. Da keine Bank eine Existenzgründung mit Schulden finanziert. Eine alte Weisheit besagt, wer vorher nicht mit Geld umgehen kann, dem traut man es auch als Unternehmer nicht zu!

  1. Keinen aussagefähiger Businessplan

Es gibt viele Vorlagen für einen Businessplan im Internet. Kostenfreie und kostenpflichtige. Aber auch ausfüllen bzw. schreiben sollten Sie ihren Businessplan selber. Es geht beim Businessplan nicht nur darum, dass ihn die Bank für eine Finanzierung akzeptiert. Ein Businessplan ist der rote Faden für ihre Existenzgründung. Stellen Sie sich einen Baumeister vor, der ein Haus bauen will. Welcher der beiden ist erfolgreicher? Der Baumeister mit einem Plan, oder der andere, der sagt „das schaffe ich auch so“!

Vermeiden Sie Fehler bei der Planung. Keine oder unzureichende Fehler gefährden nicht nur eine Fremdfinanzierung, sondern gefährden auch eine erfolgreiche Existenzgründung.

  1. Existenzgründung ohne Finanzierungszusage und Fördermittel

Einer der größten Fehler den ein Existenzgründer machen kann ist, zuerst Starten und das Eigenkapital ausgeben oder Einkaufen damit Verbindlichkeiten entstehen.

Vor jedem Start oder Investition sollten staatliche Fördermittel beantragt werden. Und wenn ein Existenzgründer sein Eigenkapital ausgegeben hat, noch bevor er eine Finanzierungszusage von einem Kreditgeber hat, dann wird eine Finanzierung immer schwieriger.

  1. Investitionen ohne Wirtschaftlichkeitsberechnung

Zuerst eine Maßnahme beginnen oder einen Kauf tätigen ist ein weiterer Fehler, ohne vorher eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durchzuführen. In wie vielen Jahren amortisiert sich die Investition? Bekommt das noch junge Unternehmen genügend Aufträge und mit welcher Auslastung? Kann mit einer Finanzierung die Kapitaldienstfähigkeit bedient werden? Welche Sicherheiten können für eine Finanzierung gestellt werden? Wie hoch ist der return of invest?

Die Antworten auf die Fragen sollten vor jeder Investition beantwortet werden.

  1. Investitionen aus dem Cash Flow

Wenn erst einmal Einnahmen erzielt werden, dann ist doch Geld vorhanden und kann aus dem Cash Flow bzw. den laufenden Einnahmen bezahlt werden. Viele Existenzgründer vergessen dabei die Umsatz- und Ertragssteuern. Denn nach dem ersten oder zweiten Jahresabschluss kommen dann oft hohe Steuernachzahlungen auf ein junges Unternehmen zu. Und Steuernachzahlungen finanziert keine Bank!

Besser ist es, die Finanzierung vor dem Beginn der Investition zu sichern. Dann können auch staatliche Fördermittel der KfW Bank oder der Förderinstitute der Bundesländer mit günstigen Zinsen und teilweise Haftungsfreistellungen beantragt werden. Bei mangelnden Sicherheiten kann eine Bürgschaft der Bürgschaftsbank bis zu 80% beantragt werden.

  1. Kein ausreichendes Marketingkonzept und Wettbewerbsanalyse

Der Markt ändert sich schnell und viele Planungen resultieren aus Wunschvorstellungen. Wenn dann die Neukunden für die geplanten Umsätze ausbleiben, dann fressen die Kosten das Ergebnis auf. Liquiditätsengpässe entstehen und die Probleme bekommen ihren Lauf!

Besser ist es, eine Wettbewerbsanalyse zu erstellen und sich von einem Berater helfen zu lassen. Denn auch Existenzgründer müssen das Rad nicht noch einmal erfinden. Und vor allem sollten Sie aus Fehlern anderer lernen.

  1. Fehlendes Controlling

Ohne Controlling fahren Sie wie mit dem Auto ohne Fahrtanzeiger oder mit dem Schiff ohne Kompass! Ein Controlling beginnt mit der Kalkulation bis zum einfachen Soll-Ist-Vergleich. Aber die richtigen Kennzahlen müssen zur Anwendung kommen. Das Controlling ist auf der einen Seite ein „Gradmesser“ und auf der anderen Seite zeigt Controlling den Misserfolg oder Erfolg sichtbar auf.

Zum Autor
Walter Gögelein ist Unternehmensberater bzw. Finanzierungs- und Förderberater

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