"Das Erstgespräch wird erleichtert"

moodpath – mit einer App Depressionen erkennen

"Psychische Erkrankungen sind ein teures und globales Problem: Obwohl laut WHO weltweit jeder vierte Mensch von psychischen Erkrankungen betroffen ist, finden weniger als 10 % der Betroffenen den Weg in die Psychotherapie, wie es idealerweise der Fall sein sollte", sagt Felix Frauendorf, Mitgründer von moodpath.
moodpath – mit einer App Depressionen erkennen
Montag, 7. November 2016VonAlexander Hüsing

Eine ganze Reihe Start-ups kümmert sich neuerdings um Menschen mit Depressionen – etwa Arya, Selfapy und Humly. Wobei das letztgenannte Start-up bereits gescheitert ist. Knapp ein halbes Jahr nach dem Start schlitterte die junge Firma bereits in die Insolvenz. moodpath soll dieses Schicksal nicht ereilen, dafür wollen die Gründer Felix Frauendorf und Psychotherapeut Mark Goering sorgen.

“Ich denke, dass wir durch unsere kundenzentrierte Produktentwicklung und das skalierbare Geschäftsmodell langfristig sehr gut aufgestellt sind. Darüber hinaus vereint unser Team alle wichtigen Kompetenzen: Wir haben klinische Psychologen an Board, die die Entwicklung unserer Lösungen entlang der Bedürfnisse von Betroffenen und Behandlern sicherstellen. Wir haben ein erstklassiges Tech-Team, das tolle und skalierbare Technologien baut und nicht zuletzt bringen wir alle Startup-Erfahrung mit und wissen, dass es vor allem auf die Execution ankommt”, sagt Mitgründer Frauendorf.

“Das Erstgespräch für beide Seiten wird erleichtert”

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de Felix Frauendorf, Mitgründer von moodpath, über körperliches Wohlbefinden, Therapien und kundenorientierte Preise.

Welches Problem wollen Sie mit moodpath lösen?
Psychische Erkrankungen sind ein riesiges, ein extrem teures und ein globales Problem: Obwohl laut WHO weltweit jeder vierte Mensch von psychischen Erkrankungen betroffen ist, finden weniger als 10 % der Betroffenen den Weg in die Psychotherapie, wie es idealerweise der Fall sein sollte. In Deutschland allein leiden jährlich fast sieben Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression, weltweit sind es über 350 Millionen. Neben der hohen Stigmatisierung, die diesem Thema anhaftet, ist laut Robert Koch Institut einer der Hauptgründe dafür, dass so wenige Betroffene behandelt werden, die Unsicherheit, ob eine behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegt. Mit der App Moodpath haben wir das niedrigschwelligste und gleichzeitig fundierteste Produkt zum Erkennen von Depression geschaffen. Nach einem 14-tägigen Screening der psychischen Gesundheit, bei dem man dreimal täglich Fragen zu seinem emotionalen und körperlichen Wohlbefinden beantwortet, erhält der Nutzer eine fundierte Einschätzung seiner psychischen Gesundheit. Im Anschluss kann er die Ergebnisse nutzen, um damit auf Ärzte und Psychotherapeuten zuzugehen. Dadurch wird das Erstgespräch für beide Seiten erheblich erleichtert. Zukünftig sollen über die App auch Selbsthilfemodule aus den Bereichen Achtsamkeitsübungen, Aktivitätenaufbau und Selbstreflektion genutzt werden können.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet moodpath ein Erfolg?
Ich denke, dass die Erfolgskriterien in unserem Bereich zum einen die Entwicklung skalierbarer, kundenzentrierter Lösungen ist, die für alle Beteiligten vor allem durch die Möglichkeit der gemeinsamen Nutzung eine hohe Relevanz entfalten und zum anderen die Fähigkeit zur Integration in die Regelversorgung besteht. Das wollen wir wie folgt erreichen: Moodpath kann man sich kostenlos und 100 % anonym im AppStore herunterladen. Durch unseren Mobile-first Ansatz ist Moodpath viel näher am Alltag des Betroffenen und kann unabhängig von Ort und Zeit genutzt werden. Wir halten außerdem eine monatliche Subscription Fee von drei bis fünf Euro für die Nutzung der App nach dem kostenlosen 14-tägigen Screening, für deutlich kundenorientierter, als die Preise unserer Begleiter zwischen 40 und 150 Euro. Wir beschäftigen zudem keine Teams in-house, die die Kunden bei zeitlich festgesetzten Programmen begleiten. Das wollen wir den Profis – nämlich Ärzten und approbierten Psychotherapeuten – überlassen, denen wir aber die Möglichkeit anbieten, unsere Tools auch im Rahmen ihrer regulären Therapie einzusetzen. Dadurch ist für uns der Eintritt in neue Märkte erheblich einfacherer, da wir keine Länder-Teams aufbauen, sondern lediglich die App und das Behandler-Tool übersetzen und lokalisieren müssen. Unsere Lösungen beruhen auch nicht auf “wissenschaftlich anerkannten Methoden”, sondern werden in enger Kooperation mit Wissenschaftlern entwickelt und getestet. Das ist wichtig, wenn man plant, langfristig in die Regelversorgung aufgenommen zu werden. Aktuell sind wir außerdem die einzige Lösung, die ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt ist.

Wo steht moodpath in einem Jahr?
Wir wollen noch dieses Jahr eine erste Version des Tools für Ärzte und Psychotherapeuten auf den Markt bringen. Aktuell ist Moodpath noch iOS-only und auf Deutsch. In 2017 wollen wir auch auch eine Android-Version haben sowie in weiteren Sprachen verfügbar sein. Bis dahin sollen auch schon erste Selbsthilfemodule in der App stehen.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.