Künstliche Intelligenz und Ökologie

Peat – “Wir helfen, Pflanzenschutzmittel einzusparen”

Die App des Start-ups aus Hannover ist für den Nutzer eine Hilfe im Garten. Mit Plantix kann der Nutzer ein Foto von seiner kranken Pflanze schicken. Durch den Algorithmus werden dem User dann die wahrscheinlichsten Krankheiten oder Schädlinge, die seine Pflanze befallen haben, angezeigt.
Peat – “Wir helfen, Pflanzenschutzmittel einzusparen”
Montag, 8. August 2016VonChristina Cassala

Die Vision von einer smarten Landwirtschaft 4.0 teilt das Team um Gründer Simone Strey von Peat, das aus dem Englischen übersetzt “Torf” bedeutet. Das Problem ist klar: Die Weltbevölkerung wächst bis 2050 auf über 9 Milliarden Menschen. Wenn wir alle Menschen mit ausreichend Nahrung versorgen wollen, muss die Nahrungsmittelproduktion um 70% Prozent im Vergleich zu heute steigen, gleichzeitig gehen aber immer noch weltweit 15 bis 30 % der jährlichen Ernten durch Pflanzenkrankheiten und Schädlinge verloren.

Die App des Start-ups aus Hannover ist für den Nutzer eine Hilfe im Garten. Mit Plantix kann der Nutzer ein Foto von seiner kranken Pflanze schicken. Durch den Algorithmus werden dem User dann die wahrscheinlichsten Krankheiten oder Schädlinge, die seine Pflanze befallen haben, angezeigt. Zusätzlich bekommt er Hinweise zur Behandlung der betroffenen Pflanze, die sich aus konventionellen aber auch kostengünstigen und ökologischen Behandlungsvorschlägen zusammensetzen. Von April bis Mai nahm Peat am Merck Accelerator teil.

“Unsere Software erkennt mehr als 30 Pflanzenschäden”

Peat

Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de spricht Peat-Gründerin Simone Strey über künstliche Intelligenz, Cutting-Edge Software für die Landwirtschaft und Präventionsarbeit.

Welches Problem wollen Sie mit Peat lösen?
Wir wollen dabei helfen, Ernten zu sichern und dabei gleichzeitig Pestizide zu sparen. Unser Start-up verknüpft künstliche Intelligenz und ökologische Fragestellungen. Ziel ist, die weltweit umfangreichste Datenbank zu Pflanzenschäden aufzubauen, denn auf Basis dieser ergeben sich unzählige Möglichkeiten Cutting-Edge Software für die Landwirtschaft zu entwickeln – für Kleinbauern, Kleingärtner und Agrarwirte .

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Peat ein Erfolg?
Wir glauben, mit unserer Idee einen Nerv getroffen zu haben. Gerade in der Landwirtschaft bedarf es neuer digitaler Lösungen, um die kommenden Herausforderungen zu meistern – und das weltweit. Ernährungssicherheit ist ein Thema, dass uns alle angeht und nicht nur ein kurzer Hype, der auch schnell wieder vorbeigeht. Wir haben eine Software programmiert bzw. trainieren künstliche Intelligenz darauf, Pflanzenschäden automatisch zu erkennen. Im Moment kann unsere Software bereits mehr als 30 Pflanzenschäden automatisch erkennen, jede Woche kommt mindestens einer dazu. In einem ersten Schritt haben wir unsere Software in unsere App Plantix eingesetzt. Mit mehr als 30.000 Downloads und über 40.000 eingesandten Fotos, bauen wir Bild- und Geodatenbanken auf, um zu ermitteln, welche Pflanzenkrankheiten weltweit den größten Schaden anrichten. Wir berechnen Prognosen und helfen somit dabei im Pflanzenschutz Präventionsarbeit zu leisten, Pflanzenschutzmittel einzusparen, die Erträge zu steigern und die Umwelt zu schonen.

Wer sind Ihre Konkurrenten?
Unsere Konkurrenten sind oft gleichzeitig unsere Kunden, etwa gibt es zwar reichlich andere Garten und Landwirtschaftsapps, die auch unsere Nutzer ansprechen, aber diese haben keine automatische Erkennung von Pflanzenschäden. Da unsere Software via API einfach in deren Systeme eingebaut werden kann, werden sie so zu unseren potentiellen Kunden. Allgemein gibt es zur Zeit noch eine wissenschaftliche Gruppe aus der Schweiz und den USA, die sich auch mit der Cutting-Edge Software für die Landwirtschaft mit künstlicher Intelligenz beschäftigt haben.

Wo steht ihr Start-up in einem Jahr?
Wenn wir uns was wünschen könnten, werden wird unsere App Plantix in den USA, Indien, Brasilien und Kenya gelaunched haben und unseren Prototyp zum automatischen Monitoring in Gewächshäusern mit unterschiedlichen Gewächshausbetreibern validiert haben. Außerdem soll das Feature der automatischen Pflanzenerkennung auch in verschiedensten anderen Apps oder Farm-Management Systemen wiederzufinden sein. Und vielleicht hat Peat dann auch schon eine internationale Zweigstelle aufgemacht, wo auf dieser Welt wird sich zeigen.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.