PR-Aktion in Sachen Frauenquote

#EscortGate – Escort-Ladies auf der Noah! Geht gar nicht!

Die Noah, die zum zweiten Mal in Berlin stattfand, war ein großer Erfolg. Die Noah ist ein Aushängeschild für die deutsche Digitalszene. Überschattet wird dieser gute Eindruck aber von der abendlichen Party, auf der sich Escort-Ladies an die Teilnehmer ranmachten.
#EscortGate – Escort-Ladies auf der Noah! Geht gar nicht!
Donnerstag, 9. Juni 2016VonAlexander Hüsing

Am Mittwoch und Donnerstag kamen sehr viele Start-ups und Grown-ups, Investoren, ganz viele Unternehmen sowie Medienvertreter zusammen, um auf der Noah in Berlin die Digitalszene zu erleben, zu feiern, fassbar zu machen. Die Veranstaltung, die vom Medienhaus Springer unterstützt wird, glänzt dabei durch eine gute Organisation, gute Vorträge und viele hochkarätige Gäste aus dem In- und Ausland. Überschattet wird dieser gute Eindruck nun aber von der abendlichen Party – wie wir schon auf unserem #StartupTicker berichtet haben.

Warum geht es? Auf der Abendveranstaltung waren nicht mehr nur die zahlenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Noah vertreten, sondern auch sehr “viele extrem aufgebrezelte Frauen” (wie Teilnehmer berichten), die ganz offensiv – und wie Teilnehmer berichten auch in eindeutiger Absicht – auf die männliche Noah-Teilnehmer zugingen. Etliche Partygäste – männliche und weibliche – hielten die Frauen wegen ihrer Aufmachung und ihren Aktionen auch sofort für Escort-Ladies. “Nutten halt”, sagt eine langjährige und sichtlich irritierte Noah-Teilnehmerin, die die Konferenz nun nie wieder besuchen möchte, zu den abendlichen Gästen.

Diesen Eindruck hatten auch andere Noah-Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zumal sich einige der Frauen offensiv Männern an den Arm schmissen, Schmeicheleien säuselten und ihre Kärtchen verteilten. Mit denen dann auch sofort klar wurde, worum es hier eigentlich geht. Auf die Noah gebracht wurden die Frauen von der Dating-App Ohlala. Wovon die Noah-Macher wohl auch wussten, wo sonst sollten die Event-Gäste die Party-Bändchen haben. Hinter Ohlala verbirgt sich eine Plattform, die Dates gegen Bezahlung vermittelt. Ob es dabei außer um Sex auch um andere Dinge geht, lassen wir mal offen.

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Diese Party lässt nun die gesamte Noah in einem ganz schlechten Licht erscheinen. “Das geht echt gar nicht! Wir arbeiten bei den #DMWde daran Frauen in der Digitalbranche sichtbar zumachen und dann meinen die bei #NOAH16 die geringe Frauenquote mit #escortgate aufzubessern. Geht’s noch? #fail”, twittert Svenja Teichmann, Geschäftsführerin von crowdmedia, nachdem sie von der Party erfahren hatte. Insgesamt ist diese Party bitter für die gesamte Digitalszene. Der Imageschaden für die Noah dürfte enorm sein. Auch, wenn solche Aktionen bei der Noah in London seit Jahren üblich sein sollen.

“Ohlala wollte die Noah-Party für eine Guerilla-PR-Aktion nutzen. Dafür habe ich viele meiner Bekannten aktiviert, mit mir auf die Noah-Party zu gehen. Leider ist die Aktion aus dem Ruder gelaufen. Das tut mir persönlich sehr leid. Ich hätte nicht gedacht, dass dies solche Wellen schlägt. Ich hoffe, dass die Veranstaltung dadurch keinen Schaden genommen hat und entschuldige mich noch ein mal ausdrücklich bei allen Organisatoren und Teilnehmern, die ich mit dieser Aktion in eine unangenehme Lage gebracht habe”, sagt Ohlala-Macherin Pia Poppenreiter gegenüber deutsche-startups.de zum #EscortGate auf der Noah. Wobei das Wörtchen “Bekannte” dehnbar erscheint, immer machte die Paid-Dating-Plattform bei seinen Nutzerinnen massiv Werbung für die Aktion (siehe oben).

Aus dem Hause Springer heißt es auf Nachfrage: “Wir wussten davon nichts und sind genauso irritiert. Wir lehnen Aktionen dieser Art ab und werden uns dafür einsetzen, dass dies ein Einzelfall bleibt”. Hoffentlich! Noah-Gründer Marco Rodzynek “fand die Party übrigens gut”, wie er in einem Interview mit VentureTV erzählt (siehe oben, ab Minute 11). Abends das Networking gehöre dazu. “Ich habe heute Mittag gehört, dass sich da ein paar Leute eingeschlichen haben, die sich nicht für den Internetsektor interessieren. Das ist mir natürlich schrecklich unangenehm. Ich möchte aber die Öffentlichkeit bitten, sich aufs Wesentliche zu fokussieren”, sagt er weiter. “Wir haben mit dem Ganzen nichts zu tun, wir sehen uns als Opfer”.

Reaktionen zu #EscortGate

Passend zum Thema: “Nie wieder nur ein Männerverein! Über 30 deutsche Startup-Gründerinnen im Porträt” und “Über 30 Gründerinnen, denen man unbedingt folgen sollte“.

Kennen Sie schon unseren #StartupTicker? Der #StartupTicker berichtet tagtäglich blitzschnell über die deutsche Start-up-Szene. Schneller geht nicht!

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.