4.000 Fahrer - 500 Mitarbeiter

foodora setzt auf hippe Restaurants als Marktöffner

"In der Restaurant-Akquisition sind wir beim Start in Berlin noch recht breit vorgegangen. Im Zuge der Expansion wurde immer deutlicher, wie sehr der Erfolg einer Stadt in der Startphase abhängig davon ist, die beliebtesten und hippsten Restaurants früh als Partner zu gewinnen", sagt Julian Dames von foodora.
foodora setzt auf hippe Restaurants als Marktöffner
Donnerstag, 24. März 2016VonAlexander Hüsing

Der Restaurant-Logistikdienst foodora ist noch junge an Jahren, hat aber schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Inzwischen gehört das junge Unternehmen zu Delivery Hero. Seitdem der Lieferdienstvermittler seinen Ableger Valk Fleet eingemottet hat, ist foodora der Logistik-Arm der Berliner Firma, die an die Börse strebt. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die foodora-Macher Julian Dames und Emanuel Pallua über virtuelle Türen, hippe Restaurants und ihre wichtigsten Mitarbeiter.

foodora expandiert in Deutschland derzeit massiv in neue Städte. Wie schaffen Sie es, innerhalb von acht Wochen sechs weitere Städte in Angriff zu nehmen?
Pallua: Um genau zu sein sind es sogar 12 Städte weltweit. Neben den deutschen Städten expandieren wir in den Niederlanden, Schweden, Finnland und Australien. Zu einer solchen Expansion gehört natürlich jede Menge Vorbereitung, die vor allem durch unsere großartigen Teams vor Ort, aber auch durch unser Headquarter in Berlin getragen wird. Wir haben im letzten Jahr durch unsere weltweiten Expansionen sehr viel gelernt und können auf dieses Wissen und die Erfolge in unseren bisherigen Städten aufbauen. Mit jeder Stadt bekommen wir schneller Traction und entwickeln uns schneller. Wir hatten in den neuen Städten einen sehr guten Start und stoßen schon jetzt auf eine hohe Nachfrage, die natürlich dadurch begünstigt wird, dass viele uns schon aus den umliegenden Städten kennen. So haben beispielsweise viele Nürnberger schon sehnlichst darauf gewartet, dass foodora seine virtuellen Türen auch endlich außerhalb von München öffnet.

Was genau haben Sie denn bei der bisherigen “weltweiten Expansionen” gelernt?
Dames: Das zieht sich eigentlich durch die ganze Organisation. Allein schon auf die Frage “wie haben ein schlagkräftiges und effizientes City/Country und HQ-Team auszusehen?”, hatten wir vor acht Monaten noch eine ganz andere Antwort. Gleiches gilt für die einzelnen Unternehmens-Bereiche. Beispielsweise in der Restaurant-Akquisition sind wir beim Start in Berlin vor einem Jahr noch recht breit vorgegangen. Im Zuge der Expansion wurde immer deutlicher, wie sehr der Erfolg einer Stadt in der Startphase abhängig davon ist, die beliebtesten und hippsten Restaurants früh als Partner zu gewinnen. Ein gutes Angebot auf der Plattform von Tag 1, ist somit Key. Mit einem Monsieur Vuong in Berlin hatten wir direkt eine gute Nachfrage, was allen anderen Bereichen insbesondere in der Anfangsphase enorm hilft. In Summe haben wir unsere Märkte sehr gut kennengelernt in den letzten acht Monaten und können dies mit lokalen Nuancen in unserer Kommunikation und Business Model berücksichtigen.

Was ist die größte Herausforderung, beim Start in einer neuen Stadt?
Dames: Die Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in einer neuen Stadt sind gute Restaurantpartner. Wir sind bereits seit Ende letzten Jahres in den neuen Städten unterwegs, um unseren Kunden beim Start ein gutes Portfolio bieten zu können. Denn am Ende ist es das, was uns von traditionellen Marktplätzen unterscheidet. Parallel arbeiten wir auf Hochtouren daran, eine Fahrerflotte aufzubauen, um der rasant steigenden Nachfrage gerecht zu werden.

Bei ihrer Fahrerflotte setzen sie auf Voll- und Teilzeitkräfte in Festanstellung. Warum gehen Sie diesen Weg und setzen nicht auf selbstständige Kuriere?
Pallua: Unsere Fahrer sind unsere wichtigsten Mitarbeiter und es ist uns deshalb sehr wichtig, dass sie voll eingebunden werden. Sie sind ein sehr bedeutender – und der mit Abstand größte – Teil unseres Teams, weshalb wir viel Wert auf eine langfristige Zusammenarbeit legen. Eine Festanstellung sichert dabei eine gewisse Verbindlichkeit für beide Seiten, garantiert Zuverlässigkeit und gibt unseren Fahrern soziale Sicherheit.

foodora ging im Oktober 2014 an den Start. Wie hat sich das Unternehmen seitdem verändert?
Pallua: Seit unseren ersten kleinen Schritten in München hat sich viel getan. Wir sind nicht nur in Deutschland enorm gewachsen, sondern sind inzwischen in mehr als 25 Städten und 11 Ländern vertreten. Mit den Expansionen ist auch unser Team deutlich größer geworden und besteht inzwischen aus mehr als 4.000 Fahrern und über 500 Mitarbeitern. Aus einem kleinen Büro in München sind viele Büros auf der ganzen Welt geworden und wir sind jeden Tag begeistert zu sehen, wie viel wir in so kurzer Zeit geschafft haben.

Bei Start-ups, die schnell wachsen bleibt die Unternehmenskultur oft auf der Strecke. Gibt es eine interne Kultur, die alle Mitarbeiter beigebracht bekommen?
Pallua: Unser Team ist im letzten Jahr sehr stark gewachsen, weshalb wir viel Wert auf ein freundschaftliches Miteinander legen und versuchen, auch außerhalb der Zeit im Büro gemeinsame Aktivitäten zu organisieren. Diese finden beispielsweise im Rahmen unserer monatlichen Teamevents statt, die im Winter auch schon mal auf eine Schlittschuhbahn verlegt werden können. Ein wichtiger Bestandteil unserer Unternehmenskultur ist, wie würde man es auch anders erwarten – Essen. Wir sind unsere besten Kunden und testen unseren Service jeden Tag gemeinsam im Lunchraum.

In Berlin sieht man derzeit überall Plakatwerbung für foodora. Warum setzen Sie gerade auf dieses Medium?
Pallua: Unser Business Model ist einfach super lokal. Plakate sind eine der wenigen Massenmedien, mit denen wir wirklich auf die Kreuzung genau targeten können, was super wichtig ist um unser Offline Budget effizient zu nutzen. Generell ist das aber nur ein kleiner Teil unserer Marketingmaßnahmen, die auf unseren Erfahrungen in den unterschiedlichsten Märkten beruhen. Deshalb setzen wir nicht nur auf Plakatwerbung, sondern haben auch einen starken Fokus auf Onlinemarketing und Social Media. Zusätzlich sind unsere Fahrer überall auf der Straße unsere wichtigsten Botschafter. In unserer Kommunikation über alle Kanäle hinweg ist es uns immer wichtiger unsere Partner, die Restaurants, in den Vordergrund zu stellen.

Wie genau messen Sie den Erfolg ihrer Offline-Werbung?
Dames: Generell behandeln wir all unsere Marketing Kanäle als Performance-Kanäle. Wir schauen uns insbesondere Offline sehr granular an und haben hierfür Tools gebaut, um die Performance bis auf Kiez-Ebene zu visualisieren und analysieren.

Wo steht foodora in einem Jahr?
Dames: Wir blicken sehr optimistisch in die Zukunft. foodora befindet sich in einem super Markt mit hoher Nachfrage und aktuell deutet alles darauf hin, dass dieser Markt stetig wächst. Dementsprechend werden wir weiterhin in neue Märkte expandieren, aber auch innerhalb unserer bestehenden Städte unsere Liefergebiete zu erweitern.

Passend zum Thema: “Weg mit der Konkurrenz! Delivery Hero nimmt Rocket Internet Foodora ab

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.