Start-ups im Revier

Ruhrgebiet = “persönlicher und nicht so oberflächlich”

Der Pott kocht schon lange nicht mehr - und auch die letzte Zeche macht bald dicht. Dafür erblüht zwischen Duisburg, Essen und Dortmund die Start-up-Szene. Wir haben uns im Kohlenpott einmal umgehört, was für das Ruhrgebiet als Start-up-Standort spricht.
Ruhrgebiet = “persönlicher und nicht so oberflächlich”
Mittwoch, 10. Februar 2016VonAlexander Hüsing

Das Ruhrgebiet ist mehr als ein Lebensraum, für die Menschen zwischen Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen ist das Ruhrgebiet auch ein Lebensgefühl. Auch Start-ups erblühen im Pott, das bald komplett ohne Zechen auskommen muss, inzwischen vermehrt.

In unserem Themenschwerpunkt Ruhrgebiet beschäftigen wir uns ausgiebig mit Start-ups im schönen Revier – siehe auch “Ist das Ruhrgebiet die nächste Start-up-Hochburg?” und “10 % aller deutschen Start-ups sind in Rhein-Ruhr Zuhause“. Wir haben uns im Kohlenpott einmal umgehört, was für das Ruhrgebiet als Start-up-Standort spricht. Hier die Antworten.

Es leben rund zwei Millionen mehr Menschen im Ruhrgebiet als in Berlin – eigentlich also gar nicht verwunderlich, dass hier viel kreatives Potenzial schlummert. Eine gute Infrastruktur und ein großes Netzwerk an Hochschulen tun ihr übriges. Es gibt also jede Menge gut ausgebildete junge Menschen mit spannenden Ideen und das ist die Grundvoraussetzung für einen guten Start-up-Standort. Hinzu kommt, dass hier die Konkurrenz unter den Start-ups geringer ist als beispielsweise in Berlin und es leichter ist, talentierte Bewerber aus der Region für das eigene Unternehmen zu gewinnen.
Stefan Peukert, Employour

Das Ruhrgebiet ist mit rund 5,1 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 4.435 Quadratkilometern die größte Agglomeration Deutschlands und die fünftgrößte Europas. So steht es auf Wikipedia geschrieben und somit hat die Region 1,5 Millionen mehr Einwohner als Berlin. Dortmund, Essen, Duisburg, Bochum usw. liegen soweit auseinander wie die Stadtteile in Berlin und sind eng miteinander vernetzt. Dazu kommt die Nähe zu den Städten wie Düsseldorf oder Köln, die man aus dem Revier in 20 bzw. 40 Minuten erreichen kann.
Kai Brökelmeier, virtualnights

Viele Unternehmen im Ruhrgebiet sind bereits „alteingesessen“. Im Ruhrgebiet ist die Startup-Szene gerade im Aufbau und Business Angels sind noch nicht „übersättigt“. Unsere lokalen Medien fangen gerade erst an, aktiv über Startups zu schreiben. Ein weiterer Pluspunkt für das Ruhrgebiet sind zum Beispiel günstige Mieten.
Lea-Maria Zimmermann, Bauduu

Die räumliche Nähe der jeweiligen Großstädte, die innerhalb weniger Minuten leicht erreichbar sind, spricht für das Ruhrgebiet. Außerdem die Hülle und Fülle von Universitäten hier im Ruhrgebiet und zu guter Letzt unsere geliebte “Arbeiterkultur”. Ein Start-up beginnt meist mit einer guten Idee, oft bleibt es bei vielen Start-ups allerdings bei der Idee. Ohne den Willen Vollgas zu geben und richtig anzupacken wird es vermutlich bloß bei der Idee bleiben. Da haben wir hier im Ruhrpott auf jeden Fall die richtige Arbeitsmentalität.
Daniel Krahn, Urlaubsguru

Das Ruhrgebiet verfügt über eine hervorragende Bildungsinfrastruktur und über ein großes Netzwerk an Hochschulen. Im Ruhrgebiet leben fünf Millionen Menschen dicht nebeneinander – so gesehen ist das Ruhrgebiet die größte Stadt Deutschlands. Es gibt jede Menge gut ausgebildete Talente und weil der Wettbewerb in der Online-Branche nicht so groß, ist es einfacher gute Mitarbeiter zu finden. Die vergleichsweise niedrigen Mietpreise für Büros tun auch ihr Übriges.
Wahid Rahim, RankSider

Wir haben bisher nur super Erfahrungen gemacht an unserem Standort Duisburg, sowohl die Unterstützung von IHK und Wirtschaftsförderung sind sehr angenehm und kompetent. Das tatsächlich unkomplizierte am Ruhrgebiet ist auch die Mentalität der Menschen und Unternehmen, hier wird nicht immer sofort die Hand aufgehalten oder ein Angebot geschrieben, man hilft sich durchaus auch mal so. Gerade das Netzwerk ist auch persönlicher und nicht so oberflächlich. Und für uns ist der Standort Duisburg von der Infrastruktur ideal, wir haben nicht nur unsere Familien in der Nähe, sondern auch die Düsseldorfer Messe, den Flughafen und die großen Handelsunternehmen, Logistiker und nicht zu vergessen die Uni Duisburg/Essen. Auch stehen noch viele günstige Büros und Lagerflächen durch den Strukturwandel zur Verfügung.
Thomas Harmes, mifitto

Das Ruhrgebiet ist eine ziemlich dicht besiedelte Region und es gibt viele Universitäten mit jungen Leuten, die Lust haben etwas zu unternehmen. Weiterhin brechen dem Ruhrgebiet viele Old-Economy Wirtschaftszweige weg, d.h. es gibt einen hohen Leerstand bei gewerblichen Immobilien. Wer heute ein Startu-p im Ruhrgebiet gründen will, braucht nur eine gute Idee. Mieten in attraktiven Lagen sind günstig und man kann gut fitte Leute von den Universitäten rekrutieren. Auch haben die ortsansässigen Konzerne und Familienunternehmen verstanden, dass sie etwas im Bereich Innovation tun müssen, d.h. Finanzierungen und Mentorshiprogramme sind ebenfalls machbar. Letztlich halte ich die Städte im Ruhrgebiet für sehr „livable“, das Bermudadreieck in Bochum oder Rüttenscheid in Essen sind schöne Viertel, wo man sich nach getaner Arbeit auch mal gut entspannen kann.
Sebastian Deutsch, 9elements

Das Ruhrgebiet ist grundsätzlich sehr konservativ geprägt. Für innovative Höhenflüge muss man schon sehr fundiert argumentieren, um Menschen zu begeistern. Allerdings ist man dann sehr entscheidungsfreudig. Zum Positiven wie auch zum Negativen. Das spart Zeit und Kraft.
Kai Oestreicher, Wunschfutter

Das Ruhrgebiet als Gesamtstandort verfügt über insgesamt 19 Hochschulen und eine gewachsene – leider etwas träge – Struktur aus Industriekonzernen und größeren Mittelständlern. Dieses Potenzial an Gründern, qualifizierten Arbeitskräften und erfahrenen Kooperationspartnern gilt es zu heben und eine Startup-Kultur zu etablieren. Als Ballungsraum mit einer der höchsten Bevölkerungsdichten Deutschlands bieten sich sehr heterogene (Test-)Märkte und Substrukturen, um Produkteinführungen kosteneffizient anzutasten. Daneben verfügt das Ruhrgebiet über eine gefühlt recht intakte Infrastruktur und sowohl Mitarbeiter als auch Bürokapazitäten stehen relativ günstig zur Verfügung.
Oliver Weimann, taxify24

Für das Ruhrgebiet spricht, dass die Büromieten sehr günstig sind und es gefühlt leichter ist, an IT-Personal zu bekommen.
Jonas Leve, 7mind

Passend zum Thema: “Start-ups aus dem Ruhrgebiet, die jeder kennen sollte

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.