15 Fragen an Claus Fahlbusch von shipcloud

“Mein ehemaliger Chef hat mich anfangs sehr unterstützt”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Claus Fahlbusch von shipcloud.
“Mein ehemaliger Chef hat mich anfangs sehr unterstützt”
Freitag, 13. November 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Unternehmerische Freiheit ist extrem wichtig. Ich hatte schon in meinem ganzen Berufsleben den Wunsch, Dinge auszuprobieren und so zu tun, wie ich es für richtig halte.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Bei einem Team-Frühstück in unserer eCommerce-Agentur webionate, die Stefan Hollmann und ich seit 2011 betreiben. Wir hatten wieder mal Stress mit der Integration eines Paketdienstes in ein eCommerce-Projekt…

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die Seed-Finanzierung haben wir allein mit der Hilfe eines Business-Angels gestemmt. Später kam dann noch etwas Venture Capital dazu.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die größte Herausforderung am Anfang war, die richtigen Ansprechpartner auf Seiten der Logistiker zu bekommen. Man hat es da mit großen Strukturen zu tun, da kann man nicht einfach jemanden anrufen und sich zum Bier verabreden, wie das in der Start-up-Szene leicht geht.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich hätte mir eventuell eher einen strategischen Partner aus dem Bereich Logistik gesucht, um einige Dinge einfach noch schneller hinzubekommen.
Die Thematik ist sehr komplex, auf der einen Seite haben wir sehr davon profitiert, dass wir das Thema nicht mit einem Logistiker- sondern eCommerce-Background angegangen sind, auf der anderen Seite hätte man ein paar gute Ratschläge aus der Logistikbranche gebrauchen können.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir bilden uns ein, dass wir eine exzellente PR-Arbeit machen. Darüber hinaus geht 90 Prozent der Kunden-Akquise über Partner. Dadurch sind unsere Customer-Acquisition Costs vergleichsweise niedrig.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein ehemaliger Chef Henry Göttler. Er fand die Idee sofort einleuchtend und hat uns in der Gründungsphase und bei der Investoren-Suche sehr geholfen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Eigentlich nichts, was nicht an dieser Stelle schon so oft gestanden hat: nicht zu viel überlegen, gleich loslegen. Die Digitalisierung der Wirtschaft bietet noch Platz für hunderttausende pfiffige Ideen und Gründungen.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Auf jeden Fall sollte der Plan, wieder ein Börsensegment für Wachstums-Unternehmen einzuführen, konsequenter verfolgt werden. Jeder weiß, dass es in Deutschland an Kapital fehlt, um die Ideen der Gründer, die nicht schlechter sind, als die Ihrer US-Kollegen, in den Markt zu bringen. Das ein Land mit soviel Innovations-Kraft wie Deutschland es nicht schafft, mehr Firmen von Weltruf im IT-Sektor zu haben, ist eigentlich peinlich.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Schwer zu sagen. Vermutlich würde ich noch mehr oder minder motiviert angesteller Accountmanager bei irgendeinem IT-Unternehmen sein und mich jedes Jahr auf den Urlaub freuen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei HelloFresh. Die wachsen gerade extrem, haben dabei sicherlich die ein oder andere logistische Aufgabe zu lösen. Da würde ich gern mal hören, was da so diskutiert wird.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Rückwärts? Eigentlich nicht, wobei, die frühen 60er Jahre wären sicherlich interessant. Ansonsten lieber in die Zukunft, 50 Jahre würden schon reichen.
Mich interessiert, ob man dann Krankheiten wie Krebs im Griff hat.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Auf jeden Fall in shipcloud investieren, jeden Cent. Meine persönliche Feature-Liste für die Plattform ist so lang, da würde ich einiges davon noch schneller bekommen. Und die Internationalisierung von shipcloud vorantreiben, wir haben schon sehr viele Anfragen aus Europa und Übersee.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Frühstücken mit der Familie und dann vielleicht bei schönem Wetter durch den Tierpark schlendern.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Jeff Bezos, um mal zu hören, was er in Sachen Logistik noch so vor hat. ;-)

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Claus Fahlbusch studierte in Jena und in Birmingham Elektrotechnik. Nach einer ersten Station bei der Jenaer Cybio AG wechselte er zur Intershop Communications AG. 2010 gründete er gemeinsam mit Stefan Hollmann eine erste eigene Firma, die webionate GmbH, eine Software Agentur für E-Commerce Lösungen. Im Mai 2013 folgte die Gründung von shipcloud.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.