15 Fragen an Lenard F. Krawinkel von Zoobe

“Zoobe ist in der Familie wie ein drittes Kind, immer überall dabei”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Lenard F. Krawinkel von Zoobe.
“Zoobe ist in der Familie wie ein drittes Kind, immer überall dabei”
Freitag, 16. Januar 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich glaube, ich kann nicht anders, zumindest kenne ich es bis jetzt nur so.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Zwischen der Produktion von zwei Kinofilmen. Smartphones hatten 2008 schon einen großen Screen – ich hatte mich gefragt, wie ein Entertainment-Format mit einer sinnvollen Nutzung für die digitale Kommunikation aussehen könnte und wunderte mich, warum die Entertainment-Branche nicht längst die mobilen Kanäle für sich erobert hatte. Zoobe ist mit seinen animierten Avataren fürs social mobile messaging die Antwort darauf.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Die ersten zwei Jahre habe ich selbst finanziert. Danach sind befreundete Unternehmer wie Jens de Gruyter, Udo Schloemer, Lars Dittrich, Dario Suter und die DCM Jungs als Business Angels dazugekommen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir waren zu früh. Connectivity und Datenflatrate fürs Handy waren noch Zukunftsmusik.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Noch bewusster in die Entwicklung eigener Charaktere investieren. Aber rückblickend haben wir zum Glück auch einiges richtig gemacht: Zoobe ist inzwischen weltweit der Marktführer für 3D-animierte Videobotschaften mit über 70 Mio versendeten Nachrichten. Die Zoobe App zählt aktuell über 1,8 Millionen Mal Downloads und wir haben z.B. mit Sony Pictures, Warner Bros., Studiocanal, Viber bereits starke internationale Partner an unserer Seite. Daran knüpfen wir, neben der Produktentwicklung, weiter an – mit dem Fokus auf kontinuierliches Nutzerwachstum.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Am besten ist das, was gerade in Russland mit Zoobe geschieht: Hunderttausende von Fans fangen an, mit Zoobe zu spielen, sich gegenseitig Videonachrichten zu schicken und auf den Social Media Plattformen wie Vkontake oder Youtube eigene Zoobe-Fan-Communities zu bilden. Zoobe wird somit zum viralen Selbstläufer.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Liebste, meine Kinder – Zoobe ist in der Familie wie ein drittes Kind, immer überall dabei…und wie mit allen Kinder geht das Wachsen in Schüben. Ausnahmeunterstützer sind Dario Suter und seine drei Partner von DCM, Christoph Daniel, Marc Schmidheiny und Joel Brandeis. Sie halten uns die Fahne, wenn mal Flaute ist, oder wir harten Gegenwind zu spüren bekommen. Das kommt schon mal bei Start-ups vor, und dann sind sie sehr stark.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Langer Atem und echte Liebe zum eigenen Produkt.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
1. Einfachere Arbeitsgenehmigungen und Visaprozesse für nichteuropäische Talente.
2. Banken müssen mehr in Verantwortung gezogen werden bzw. die Startup-Branche braucht die Banken als Partner, nicht als Verhinderer. Hier muss die Politik Voraussetzungen schaffen.
3. Grundsätzlich wünsche ich mir mehr Mut Risiken mitzutragen, das heißt wahrscheinlich größere Anreize für Investoren schaffen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich würde wieder Filme machen, aber eher produzieren als Regie führen. Ich könnte mir auch gut vorstellen auf die Investorenseite zu wechseln und dabei anderen Gründern bei der Umsetzung Ihrer Ideen zu helfen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Soundcloud

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Fünf Jahre nach vorne, dann könnte ich sehen, wie sich meine Visionen umgesetzt haben.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
In Zoobe und neue startups von anderen Gründern investieren und mit der Familie Reisen unternehmen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Morgens ins Bikram, danach bei der Biocompany Brötchen holen und beim Frühstück entscheiden, doch wieder ins Büro zu gehen, um alles Liegengebliebene der Woche zu erledigen. Dann bin ich Sonntagabend ganz glücklich, denn ich freue mich auf eine neue aufregende Woche. Welcome in the club.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Zu einem Wasser mit Jeffrey Katzenberg und auf ein Bier mit Peter Thiel.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Nach seinem Medizinstudium in Budapest und Berlin etablierte Lenard F. Krawinkel Fernsehmagazine in Berlin und erhielt ein Stipendium bei Entertainment Tonight in
den Paramount Studios von Hollywood, weshalb er im Anschluss ein Filmregie-Studium in München und Paris aufnahm. Neben filmischer Tätigkeiten widmete er sich auch dem Aufbau eine eigenen Studios für Computeranimation in Hannover. Zoobe gründete er in Berlin 2008 mit dem Ziel, über animierte Avataren eine neue filmische Form der mobilen Kommunikation zu ermöglichen.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.