Oliver Thylmann von Giant Swarm

“Wir ermöglichen es Entwicklern, sich auf ihr Produkt zu konzentrieren”

"Wir haben Giant Swarm zunächst nur für uns gebaut, um eine gute Infrastruktur für unsere nächste Projekte zu haben", sagt Mitgründer Oliver Thylmann. Im Gründerinterview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Thylmann über Infrastrukturen, massives Interesse von Entwicklern und positives Feedback.
“Wir ermöglichen es Entwicklern, sich auf ihr Produkt zu konzentrieren”
Mittwoch, 3. Dezember 2014VonAlexander Hüsing

Startschuss für Giant Swarm: Oliver Thylmann, Henning Lange und Timo Derstappen schicken ihre “Microservice Infrastruktur für Container” nun offiziell ins Rennen – zumindest als Open Alpha. Über das Start-up können Entwickler ihre Applikationen über Docker Container veröffentlichen und müssen sich dabei keine Gedanken mehr um die unter ihrem Code liegende Infrastruktur machen. Momentan ist die Nutzung komplett kostenlos. Investoren des jungen Unternehmens, für das bereits 12 Mitarbeiter arbeiten sind unter anderem Stefan Glaenzer, Fabian Thylmann und BoxGroup. Im Gründerinterview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer Thylmann über Infrastrukturen, massives Interesse von Entwicklern und positives Feedback.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Nachdem wir in unseren letzten Firmen alles von Managed Servern, über PaaS bis hin zu IaaS ausprobiert haben, mussten wir feststellen, dass keine Infrastruktur-Lösung davon uns wirklich dabei geholfen hat, uns effektiv und langfristig mit unserem Produkt zu beschäftigen. Es waren immer 25 % unseres Entwicklungs-Team mit Infrastruktur beschäftigt. Deshalb haben wir angefangen, eine Lösung für uns selbst zu bauen. Jedem Entwickler, den wir unsere Lösung gezeigt haben, wollte sie auch haben oder mithelfen, sie weiterzuentwickeln. Daraus ist Giant Swarm entstanden. Wir ermöglichen es Entwicklern, sich keine Gedanken mehr um die unter ihrem Code liegende Infrastruktur machen zu müssen und sich somit voll auf ihr Produkt zu konzentrieren, wie es Entwickler innerhalb großer Firmen wie Google, Facebook, Netflix, etc. schon seit längerem gewohnt sind. Dabei setzen wir auf CoreOS und Docker, um eine einfache, schnelle und skalierbare Platformm zu bauen. Außerdem können Nutzer kollaborativ an Infrastrukturen arbeiten, einmal entworfene Infrastrukturen können geteilt und wiederverwendet werden.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Wie erwähnt haben wir Giant Swarm zunächst nur für uns gebaut, um eine gute Infrastruktur für unsere nächste Projekte zu haben. Natürlich haben wir mit vielen Leuten über die Idee gesprochen und immer wieder positives Feedback bekommen, dass sie ebenfalls gerne eine so einfache Infrastruktur hätten. Parallel haben wir gelernt, dass im Hosting Bereich sehr gute Margen erzielt werden. Damit hatten wir also unsere nächste Idee in einem Bereich, den wir lieben, software-getriebene Businesses, und ein mögliches Geschäftsmodell mit sehr guten Margen. Gespräche mit früheren Investoren aus unseren letzten Firmen haben uns zusätzlich bestätigt und damit war die Entscheidung getroffen: Das wird unsere nächste Firma. Seitdem gab es viel weitere Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Nutzung von Docker hat enorm zugenommen, weitere Firmen gehen in den Markt, große Investments werden getätigt, massives Interesse von Entwicklern, Giant Swarm zu nutzen oder bei uns zu arbeiten, um gemeinsam Giant Swarm aufzubauen. All dies zeigt uns, dass der 40 Milliarden Hosting Markt vor der größten Veränderungen seiner Geschichte steht.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Der Markt entwickelt sich rasant und somit gibt es auch immer neue Mitbewerber. Gleichzeitig ist der Markt groß und wird auf über 100 Milliarden in 2020 wachsen. Einen klaren Unterschied gegenüber unserer Mitbewerbern ist, dass wir mit Giant Swarm die Einzigen sind, die einen sehr starken Fokus auf einen einfachen Start legen und gleichzeitig eine wirkliche Microservice-Infrastruktur bauen wollen. Gleichzeitig gehen sowohl Google als auch Amazon mit Lösungen in den Markt. Diese sind komplizierter als unser Produkt, zeigen aber klar und deutlich, dass der Markt vor einer enormen Veränderung steht und sich die vielen Hosting-Firmen anpassen müssen. Diese werden ihren Kunden mit Giant Swarm als Partner ebenfalls eine Lösung anbieten können.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Wir glauben an empowerment of the developer und developer-focused startups. Innovation geschieht mittlerweile bottom-up. Entwickler nutzen die Tools, die sie lieben und Firmen werden sich dem beugen müssen, wenn sie keine “rogue deployments”” haben wollen. Peter Fenton von Benchmark Capital und Ethan Kurzweil von Bessemer Venture Partners haben darüber vor kurzem geredet bzw. gebloggt. Darauf basierend bauen wir das beste Tool für unsere Kunden und glauben, dass dies der einzige Weg ist, den Durchbruch in diesem Markt zu schaffen.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Wir bieten grundsätzlich Infrastruktur, eine Platform, als Service an. Wie genau unser Pricing Model aussieht, werden wir zu gegebenem Zeitpunkt bekannt geben. Die Abrechnung wird in Abhängigkeit von Nutzungsintentsität sein wobei wir versuchen wollen, eine kostenlose Einsteiger-Version anzubieten. Unser Fokus im Moment ist aber erstmal das richtige Produkt zu bauen, das Entwickler lieben. Um mehr Feedback zu bekommen, haben wir nun unsere Open Alpha gestartet. Wir laden ab sofort jede Woche mehr Interessenten von unserer Warteliste ein, endlich Giant Swarm in Aktion zu erleben. Dabei ist die Nutzung unserer Lösung in dieser Phase komplett kostenlos.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Giant Swarm ist vom ersten Tag an ein Global Play. Innerhalb weniger Wochen haben sich Entwickler aus über 50 Ländern auf unserer Warteliste eingetragen. Dabei haben wir noch keinen Euro für Marketing ausgegeben. Die Anmeldungen kommen rein über Events, Inbound Marketing, und Social Media.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Product-Market Fit für die einfachste Microserivce Infrastructure, auf der containerbasierte Apps innerhalb von Sekunden gestartet werden und die Entwickler lieben. Parallel wollen wir unsere Marketing- und Sales-Kanäle validieren, unseren Service schnell skalieren, und dabei alle Regionen, also USA, EU und Asia, abbilden.

Passend zum Thema: “Oliver Thylmann über die Kölner Gründerszene

Zur Person
Oliver Thylmann gründete Giant Swarm gemeinsam mit Henning Lange und Timo Derstappen. Davor gründete der Kölner unter anderem Ormigo, eine Plattform, über die lokale Werbetreibende mit potentiellen Neukunden in Kontakt treten können.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.