Lutz Küderli von Expertiger

“Der Markt für Computersupport ist stark fragmentiert”

Expertiger verspricht mittels Crowdsourcing Privatkunden und Selbständigen unkompliziert sofortigen Computersupport von Experten und setzt dabei auf Computerhilfe per Telefon und Fernwartung. Im Gründer-Kurzinterview spricht Gründer Stefan Gersmann über direkte Problemlösung am Rechner, Partnermodelle und klassische IT-Dienstleister.
“Der Markt für Computersupport ist stark fragmentiert”
Dienstag, 18. November 2014VonChristina Cassala

Expertiger ist eine Plattform, die mittels Crowdsourcing “Privatkunden und Selbständigen unkompliziert sofortigen Computersupport von Experten” verspricht. Das Start-up setzt dabei auf Computerhilfe per Telefon und Fernwartung. Im Gründer-Kurzinterview spricht Gründer Lutz Küderli über direkte Problemlösung am Rechner, Partnermodelle und klassische IT-Dienstleister.

Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Das Ziel ist es, unkompliziert und schnell kompetente Hilfe bei Computerproblemen zu vermitteln. Umgesetzt wird das über ein Marktplatzmodell, das qualifizierte IT-Spezialisten aus ganz Deutschland an unsere Anrufer vermittelt. Dieser Ansatz ist deutschlandweit einzigartig. Möglich macht dies unter anderem die Fernwartung via Screen-Sharing, die uns örtlich unabhängig macht. Das heißt, der Experte löst das Problem direkt am Rechner des Kunden, der den ganzen Vorgang entspannt live am eigenen Bildschirm mitverfolgen kann.

Die Idee entstammt der täglichen Praxis: Bisher konnte man, wenn der Computer streikt, entweder einen teuren Service aufsuchen, lange in Internetforen suchen, oder einen Bekannten um Rat fragen. Da wir häufig dieser Bekannte waren und oft um Hilfe bei Computerproblemen gefragt wurden, machten wir uns auf die Suche nach einer Alternative und entdeckten eine Marktlücke: Keine der Alternativen löst das Problem sofort und in keinem Fall sind Kosten, Vorgehensweise und Qualität des Service transparent: Expertiger liefert all das.

Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Die erste „Weiterentwicklung“ der grundsätzlichen Idee Computerhilfe war der Entschluss zum Crowdsourcing-Modell. Ursprünglich als rein private Computerhilfe geplant, entpuppte sich unser Konzept aber auch schnell als attraktive Gelegenheit für Partnermodelle.

So wickeln mittlerweile verschiedene IT-Unternehmen ihren nicht-produktspezifischen Kundensupport über unsere Plattform ab. In einer anderen Konstellation betreuen ausgewählte Experten die Geschäftskunden eines Softwareherstellers bei der Installation und Einrichtung ihres Produkts. Diese Möglichkeiten wollen wir auch in Zukunft weiter ausbauen.

Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Der Markt für Computersupport ist stark fragmentiert. Es gibt viele klassische IT-Dienstleister, die meistens nur einen kleinen, lokalen Kundenkreis bedienen können. Hilfe per Fernwartung bieten außerdem die Deutsche Telekom und die Lernplattform Easylearn24 an.

Entscheidend grenzen wir uns dadurch ab, dass bei uns alle Schritte voll integriert ablaufen. Vereinfacht ausgedrückt: Kunden müssen nur bei uns anrufen, die Experten nur abnehmen und das Problem lösen: alles andere erledigen wir. Dadurch vermitteln wir im Gegensatz zur Konkurrenz effizienter zwischen der enormen Nachfrage und dem weit gestreuten Angebot.

Außerdem ist die User Experience so sehr persönlich und „aus einem Guss“, was uns als Marke einen hohen Wiedererkennungswert verschafft. Wir verstehen uns als Vermittler, der eine einfache Zusammenarbeit und Kommunikation ermöglicht,– der Kunde hat über sein Kundenkonto die volle Transparenz über alle Aktivitäten.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Auch wenn wir konstant tüfteln und weiterentwickeln: das Produkt funktioniert. Entscheidend wird nun sein, dass wir uns in den Köpfen als zentraler Ansprechpartner für Computerprobleme etablieren. Wenn jemand ein Problem hat, muss er sofort denken: da gibt’s doch Expertiger.

Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Unsere Plattform vermittelt zwischen Endkunden und frei angestellten IT-Experten. Die Kunden bezahlen uns nach einer klaren zeitlichen Staffelung: 25 Euro für die erste halbe Stunde und danach 10 Euro für jede weitere Viertelstunde; wir erheben dafür eine Vermittlungsgebühr. Wir streben an, in 2014 operativ profitabel zu arbeiten. Natürlich investieren wir darüber hinaus weiter in Marke und Produkt.

Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Wir sind bereits deutschlandweit führend auf unserem Gebiet. Als nächsten Schritt werden wir unseren Service auf Österreich und die Schweiz ausweiten. Das Modell ist prinzipiell nicht an den deutschen Sprachraum gebunden, so dass wir mittelfristig europaweit agieren wollen und auch eine weitere Internationalisierung angedacht ist.

Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wichtig ist es nun, schnell zu wachsen. Dabei können uns vor allem weitere B2B Partnerschaften entscheidend helfen.

Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews

Zur Person:
Zusammen mit Stefan Gersmann gründete Lutz Küderli im Juli 2013 Expertiger. Zuvor war er sieben Jahre in der Unternehmensberatung bei Accenture und Marc Brandis tätig. Seinen Mitgründer lernte er bereits während des Studiums an der Technischen Universität München kennen, welches beide mit einem Diplom in Informatik abschlossen. Bei Expertiger ist er für das operative Geschäft, insbesondere Supportermanagement und Case Handling verantwortlich.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.