Deutschland vs. USA

“Es sieht aus, als ob in den USA ‘Milch und Honig’ fließen”

Wir blicken über den Tellerand und werfen die Frage in den Raum: "In Sachen Internet-Szene blicken alle immer in die USA – was ist drüben wirklich besser als in Deutschland oder Europa?" Einige bekannte Szenekenner liefern darauf spannende Antworten. Was meinen Sie? Wir freuen uns über Meinungen!
“Es sieht aus, als ob in den USA ‘Milch und Honig’ fließen”
Dienstag, 4. November 2014VonAlexander Hüsing

Im Vorfeld der internationalen Investorenkonferenz David and Goliath, die am 12. November zum zweiten Mal in Berlin stattfindet, konnte sich deutsche-startups.de mit einigen Speakern des Events über spannende Themen wie “In Sachen Internet-Szene blicken alle immer in die USA – was ist drüben wirklich besser als in Deutschland oder Europa?” unterhalten. Unten deren Antworten. Bei David and Goliath geht es um Themenbereiche wie Innovation und Unternehmertum. Das Ziel der Konferenz ist es, die Entstehung von neuen Technologien und neuen Geschäftsideen in etablierten Unternehmen und in Start-ups zu diskutieren und aus Gemeinsamkeiten, Unterschieden und gedanklichen Verbindungen zwischen Innovationstreibern zu lernen.

In Sachen Internet-Szene blicken alle immer in die USA – was ist drüben wirklich besser als in Deutschland oder Europa?

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob in den USA “Milch und Honig” fließen und alle Erfolgsgeschichten in den USA passieren. Auf den zweiten Blick wird deutlich, dass der Mut zu Risiko auch deutlich grösser ist, und Scheitern nicht so sanktioniert wird wie in Europa. Der wesentliche Vorteil in den USA liegt in der Finanzierungsstärke, es wird x-mal mehr Risikokapital in den USA investiert als in Europa. In Europa scheitern immer noch zu viele Start-ups, trotz hervorragender Technologie und guten Aussichten, weil sie keine Anschlussfinanzierung abschließen können. In manchen Industrien, zum Beispiel Photonik, gibt es in Europa fast keine Investoren mehr.
Christian Schütz, Partner bei b-to-v Partners

Amerika hat eine akzeptierte Kultur auch scheitern zu dürfen, das fehlt bei uns. Zudem ist das Eco-System zwischen Start-ups, Business Angels, VCS und Strategen besser ausgeprägt. Dies entwickelt sich erst bei uns. Ich finde aber wir müssen uns hier nicht verstecken. Ich halte es auch für falsch immer nach USA zu schauen. Stattdessen rate ich jedem Gründer sich auf seine Idee zu konzentrieren und hart daran zu arbeiten diese am Markt auszutesten und zu perfektionieren. Dann kann draus eine richtig gute Company machen und sehr erfolgreich sein.
Hans J. Even, 3E Capital

Das Start-up-Ecosystem ist in den USA als ganzes in dem Sinne besser, dass sowohl ein vielfaches an Wagniskapital gegenüber dem deutschen Markt zur Verfügung steht als auch ein grösserer und qualitativ noch hochwertigerer Pool an Talenten – begünstigt vor allem im Valley durch die Symbiose von wirtschaftlicher und akademischer Exzellenz. Zudem haben US-Start-ups einen sehr großen Binnenmarkt, den sie ohne sprachliche und rechtliche Friktionen targeten können. Aber wie der internationale Erfolg von Unternehmen wie Delivery Hero, Soundcloud, zalando, wooga, 6wunderkinder, researchgate und anderen zeigt, verstehen wir uns in Deutschland immer besser darauf, über die alte Copy-and-Sell-Strategy hinauszugehen und weltweit relevante Unternehmen mit proprietären Technologien und Geschäftsmodellen zu bauen.
Fabian Heilemann, Heilemann Ventures

In den USA liegt schlicht der Ursprung von vielen Technologien und Mechaniken, die unsere digitale Welt bestimmen. Und damit einhergehend auch Infrastruktur und Business-Netzwerke, die neuen Entwicklungen gegenüber offen und stets daran interessiert sind, neue Ideen zu fördern und zu monetarisieren. Dazu kommt eine Gesetzgebung, die Unternehmern in vielen Punkten Freiheiten zuspricht. Das plakativste, aber nicht erschöpfende Beispiel hierfür ist sicher der Umgang der deutschen Justiz mit Uber. Und ein so naheliegender Faktor, dass er meist gar nicht auf den Tisch kommt: Die Größe und die Bevölkerungszahlen dieses gigantischen freien Wirtschafts- und Kulturraumes. Nehmen Sie das alles zusammen und fragen Sie sich, warum hier überhaupt noch jemand arbeitet. Es muss am guten Brot liegen.
Christoph Bornschein, TLGG

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Foto: honey,bread and milk from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.