15 Fragen an Robert Wetzker von aklamio

“Ich wäre gern Professor für Robotik geworden”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Robert Wetzker von aklamio.
“Ich wäre gern Professor für Robotik geworden”
Freitag, 24. Oktober 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Freiheit und Herausforderung.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
In meiner Promotion habe ich Algorithmen für maschinelle Produktempfehlungen entwickelt nach dem Muster „dieses Produkt könnte dich auch interessieren“. Später haben wir uns dann gefragt, warum so viel an maschinellen Empfehlungen gearbeitet wird, während soziale Empfehlungen von Freunden und Bekannten, von fast allen Onlineanbietern vernachlässigt werden. Hier haben wir dann schnell erkannt, dass es Onlineanbietern an technischen Lösungen mangelt, um die Bedeutung von Empfehlungen innerhalb der Customer-Journey abzubilden und die Idee zu aklamio war geboren.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Im ersten Jahr haben wir von einem Exist-Gründerstipendium profitiert. Anschließend konnten wir eine Gruppe von Business Angels für unser Vorhaben begeistern. Etwa zeitgleich kamen mit den ersten Kunden auch die ersten Einnahmen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wie bei vielen B2B-Unternehmen war einer unserer wichtigsten Meilensteine die Gewinnung der ersten großen Kunden und die damit verbundene erstmalige Erprobung unseres Dienstes unter realen Bedingungen. Die hier gemachten Erfahrungen waren unschätzbar für die weitere Produktverbesserung und die ersten Referenzen vereinfachten die folgende Kundenakquise. Als wir dann gesehen haben, dass es wirklich funktioniert, war das ein toller Moment.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde mich noch stärker auf das Kernprodukt konzentrieren, hier schneller die Marktreife anstreben und erste Erfahrungen sammeln. Kundenspezifische Anpassungen würde ich auf ein Minimum reduzieren, da diese die spätere Skalierbarkeit beeinträchtigen. Unser Gründerteam aus 3 Technikern würde ich rückblickend früher um jemanden mit Sales-Erfahrung ergänzen und dafür zu Beginn keine Zeit mehr in Marketing und PR investieren.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
aklamio ist selbst ein Marketingkanal und als Service für Empfehlungsmarketing von Natur aus viral. Wir können deshalb das Geld, welches andere Unternehmen in Marketingmaßnahmen stecken, direkt in die Verbesserung unseres Dienstes fließen lassen. Bei unseren Kunden, vom Start-up bis zum Großkonzern, sehen wir dann, dass die eigenen Kunden den wahrscheinlich wichtigsten Marketingkanal darstellen. Empfehlungen sind in der Regel sehr zielgerichtet, was sich in extrem hohen Konvertierungsraten, weniger Stornierungen und überdurchschnittlichen Warenkörben manifestiert.

Dadurch, dass Empfehler an den von Ihnen generierten Umsätzen direkt beteiligt werden, wächst zusätzlich die Kundenbindung. aklamio funktioniert rein CPO-basiert. Unsere Partner zahlen also nur für wirklich vermittelte Sales und haben keinerlei finanzielles Risiko, wie dies bei anderen Marketingformen der Fall ist.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Sehr geholfen haben unsere Investoren, die neben ihrem Investment ihre Erfahrungen und Kontakte haben einfließen lassen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Weniger auf die Tipps und Bedenken anderer hören. Stattdessen ausprobieren und lernen. Und natürlich: Nie mehr umsonst empfehlen!

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
In Deutschland existiert bereits eine unüberschaubare Zahl staatlicher und regionaler Förderprogramme. Meist ist es jedoch mit hohem Aufwand und viel Bürokratie verbunden, hiervon zu profitieren. Stattdessen würde ich mir für Start-ups eine direktere finanzielle Entlastung zum Beispiel bei der Einkommenssteuer wünschen. Dies würde nicht nur die Kosten einer Gründung reduzieren sondern auch die Attraktivität von Start-ups sowohl gegenüber Mitarbeitern als auch Investoren steigern.

Ein zweiter Wunsch wäre eine weitere Harmonisierung des europäischen Wirtschaftsraumes in rechtlichen und steuerlichen Fragen. Dies würde die Skalierbarkeit eines Start-ups über die Grenzen Deutschlands hinaus stark vereinfachen und mehr Zeit für andere Wachstumsthemen lassen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Dann wäre ich gern Professor für Robotik.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
ResearchGate. Unglaublich, wie schnell die gewachsen sind.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
5000 Jahre in die Zukunft.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Zum Ausgeben fehlt momentan die Zeit. Wahrscheinlich würde ich das Geld deshalb bei uns investieren, um noch viele von den Ideen auszuprobieren, die momentan auf der Strecke bleiben.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit Familie.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit all den Freunden für dich ich seit der Gründung viel zu wenig Zeit hatte.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Robert Wetzker studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin und der LUISS in Rom. Nach seiner Dissertation im Bereich Information Retrieval & Machine Learning arbeitete er als freiberuflicher IT-Berater in den Bereichen Datamining, Business Analytics und Onlinemarketing. 2011 gründete er zusammen mit Holger Grosse und Andreas Thom die aklamio GmbH, als deren Geschäftsführer er heute tätig ist.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern. Weitere Infos über “Hinter den Kulissen”

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.