15 Fragen an Rene Marcel Schretzmann

“Die Rahmenbedingungen in Ländern wie den USA sind erheblich besser”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet René Marcel Schretzmann von Cloud&Heat.
“Die Rahmenbedingungen in Ländern wie den USA sind erheblich besser”
Freitag, 15. August 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Als eigener Chef habe ich die Freiheit im Beruf, selbst die Dinge zu gestalten und Entscheidungen zu treffen. Ich setze Ziele fest, bin aber auch dafür verantwortlich, wie wir diese erreichen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die eigentliche Idee hatten meine beiden Gründerkollegen, ich war derjenige der den Markt hierfür gesehen hatte. Professor Dr. Christof Fetzer von der Technischen Universität Dresden suchte beim Bau seines Hauses nach einer kostengünstigen Lösung, um seine Wohnfläche zu heizen.

Dabei kam er auf die Idee, die zahlreichen Server zu nutzen, die an der TU Dresden unter anderem in seinem Fachbereich Systems Engineering laufen und permanent eine große Menge von Wärme abgeben. Er wandte sich an den Physiker Dr. Jens Struckmeier und nach ersten Versuchen mit Prototypen haben wir gemeinsam Cloud&Heat gegründet.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das Startkapital für Cloud&Heat stammt von privaten Investoren, Banken, Venture Capital Gebern und Family Offices. Zudem haben wir auf Crowdfinanzierung gesetzt und im vergangenen Jahr die Rekordsumme von einer Millionen Euro von 886 Investoren über die Plattform Seedmatch eingesammelt.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Am schwierigsten war es, eine Bank zu finden, die unsere Idee unterstützt. Gerade bei neuen Konzepten ist die Zurückhaltung immer ziemlich groß. Aber letztendlich konnten wir überzeugen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich würde mir sehr genau überlegen, ob der Standort Deutschland der richtige ist, um die Gründung durchzuführen. Die Rahmenbedingungen in Ländern wie den USA sind Stand heute erheblich besser. Was Spirit, Offenheit und Risikobereitschaft angeht, hat Deutschland noch erheblichen Nachholbedarf.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Das Produkt steht im Mittelpunkt und muss sehr gut ausgereift sein – flankiert von klassischer PR, Social Media und direkten Vertriebsmaßnahmen. Und natürlich spielt auch das „Word of mouth“ eine große Rolle. Durch die Crowdfinanzierung haben wir eine gute Bekanntheit erreicht.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Es gibt einige Personen, die wesentlich an der Gründung mitbeteiligt waren – nicht zuletzt unsere Familien sowie Freunde, deren Know-how zu Beginn sehr wichtig war.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Niemals aufgeben! Egal, wie schwierig es auch manchmal sein mag, wenn man eine gute Idee hat, sollte man auch daran festhalten.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich würde mir mehr Unterstützung durch die Banken als Fremdkapitalgeber bei der Gründung von Start-ups wünschen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich wäre Partner in einem Beratungsunternehmen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Die meisten sind mir bekannt….

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Die Epoche um 1550 würde mich sehr interessieren – das Zeitalter der Entdeckungen und großen Reisen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde in eine Geschäftsidee investieren.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Partnerin und unserem Hund unternehme ich einen langen, ausgedehnten Spaziergang.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Edward Snowden. Ich finde es spannend, wie er sich trotz erheblicher persönlicher Schwierigkeiten dafür einsetzt, mehr Transparenz zu schaffen und gesellschaftliche Verhältnisse darzustellen.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
René Marcel Schretzmann ist Geschäftsführer und Mitgründer der Cloud&Heat Technologies GmbH. Er sammelte mehr als fünf Jahre bei Unternehmen der Metro Group Erfahrungen im Management, danach beriet er zehn Jahre als Mitglied der Management Boards der Unternehmensberatungen Lodestone Management Consultants und ABeam Consulting mittelständische Unternehmen im High-Tech-Sektor.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern. Weitere Infos über “Hinter den Kulissen”

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.