15 Fragen an G. Heydenreich (Pippa&Jean)

“Ich wünsche mir ein Pflichtfach Unternehmensgründung”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Gerald Heydenreich von Pippa&Jean.
“Ich wünsche mir ein Pflichtfach Unternehmensgründung”
Freitag, 30. Mai 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Heute eine Entscheidung treffen zu können, die man morgen umsetzen kann und sich dabei nicht in endlosen politischen Abstimmungsrunden zu verlieren, bedeutet mir unendlich viel.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-­up?
Auf einer langen Reise mit meiner Familie, auf der ich mich gefragt habe, was mein „Warum“ ist, was mich besonders begeistert. Und dabei wurde mir klar, dass ich eine Firma gründen möchte, die es anderen Menschen erlaubt, auf einfache Art und Weise ihr eigenes Unternehmen zu starten.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Von Vorwerk Direct Selling Ventures, von Holtzbrinck Ventures und von mir selbst.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-­ups die größten Stolpersteine?
Obwohl ich selber schon mehrere Start?ups gegründet habe war Pippa&Jean eine komplett neue Herausforderung. Wir hatten vorher noch nie etwas mit Social Selling zu tun und mussten bei Null anfangen und so gab (und gibt) es in jedem der relevanten Bereiche Produkt, Operations, IT, Vertriebsaufbau täglich unendlich viele neue Herausforderungen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Die Fehler, die wir gemacht haben, mussten wir machen, um zu lernen, wie das Geschäft funktioniert. Um diese damals vermeiden zu können, hätte man vielleicht für einen Wettbewerber arbeiten können, um schneller zu lernen. Aber das kommt aus ethischen Gründen für mich nicht in Frage. Also lautet die Antwort: Nichts! Maximal vielleicht einfach die Fehler schneller zu machen.

Jedes Start-­up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir wachsen fast ausschließlich über Word-of-Mouth Marketing, das in unserer Branche – Social Selling – essentiell ist. Außerdem betreiben wir aktiv PR, eine sehr positive Berichterstattung mit rund 300 Veröffentlichungen in den letzten 12 Monaten unterstützt unser Geschäft.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Mitgründer, Mitgesellschafter und unsere Investoren. Ohne dieses unglaubliche Team wären wir nicht dort, wo wir jetzt sind. Und natürlich meine Frau und Familie.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Be humble, take many desicions, learn fast, be obsessed with details, take care of your cash flow and never give up.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister -­ was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ein Pflichtfach Unternehmensgründung ab der 7. Klasse in jeder Schulform.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-­up gegründet hätten?
Für mich nicht vorstellbar, denn man kann ja in fast jedem Bereich ein Start-up gründen. Und Unternehmer ist ja kein Beruf, sondern eine Lebenseinstellung (oder maximal BerufUNG) – und die braucht man für alles im Leben.

Bei welchem deutschen Start-­up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Noch mehr wäre ich Mäuschen gewesen bei einem US-amerikanischen Start up wie Dropbox oder Facebook in der Anfangsphase.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ganz klar in die Vergangenheit ins Berlin der 20iger Jahre. Die Zukunft kommt ja so oder so, und die erlebe ich hoffentlich noch.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Sinnvoll ins eigene und andere Unternehmen investieren und versuchen, damit etwas Gutes zu tun.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meinen Kindern und meiner Frau in der freien Natur.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Auf einen Kaffee mit Thomas Edison und auf ein Bier mit Pablo Picasso

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Nach seinem Studium an der European Business School und einem kurzen Aufenthalt als Trainee bei der Hoechst AG und IBM, gründetet er im Alter von 25 Jahren mit zwei Kollegen die Portum AG, einen Anbieter für Einkaufsauktionen. Das Unternehmen wurde 2006 an IBX dann CapGemini verkauft. Im Anschluss gründete er mit seinem Kollegen Gustavo Garcia das Unternehmen BuyVIP, welches er 2010 an Amazon verkaufte. 2011 startete er das Unternehmen Pippa&Jean, eine Social Selling Community mit der Vision, 100.000 Frauen auf dem Weg in die Selbständigkeit zu begleiten.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.