15 Fragen an Björn Anton von miBaby

“Als erstes war der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, da”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Björn Anton von miBaby.
“Als erstes war der Wunsch, etwas Eigenes zu machen, da”
Freitag, 9. Mai 2014VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich glaube, um wirklich gute Arbeit und vollen Einsatz zu leisten muss man voll hinter dem stehen, was man tut und voll engagiert sein. Das ist deutlich wahrscheinlicher, wenn man sein „eigener Chef“ ist, als wenn man Angestellter ist. Diesen Aspekt mag ich sehr gern an meiner Arbeit. Ich tue letztlich nur das, wovon ich selbst überzeugt bin, dass es das Richtige für die Firma ist.

Mein größter Wunsch ist es, dass sie erfolgreich ist. Zuvor habe ich in einer großen Unternehmensberatung gearbeitet. In dieser Zeit hatte ich dieses Gefühl nicht immer und vor allem nie in dem Ausmaß. Dementsprechend fällt es mir jetzt auch deutlich leichter lange und viel zu arbeiten.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich muss zugeben, dass als Erstes der Wunsch etwas Eigenes zu machen da war. Erst im zweiten Schritt haben mein Mitgründer und ich uns überlegt, was genau wir gründen. Was die Entstehung von miBaby betrifft, so kamen zwei Dinge zusammen: Zum einen hatten wir die Idee, eine Community rund um die Produkte zu bauen, die man gut findet und zu denen man sich austauschen möchte. Zum anderen war meine Frau zu der Zeit gerade mit unserer ersten Tochter schwanger und ich habe gemerkt, dass es bis dahin noch keinen Ort im Internet gab, wo man sich wirklich umfassend zu den Anschaffungen für den Nachwuchs informieren und austauschen konnte.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben miBaby anfangs parallel zur Promotion an der TU München aufgebaut. Das erste Geld kam dementsprechend auch komplett von uns – damit konnten wir unseren ersten Prototypen programmieren lassen. Wir waren also zu Beginn voll gebootstrapped und wegen unserer Jobs und der Promotion sicherlich auch langsamer als viele andere Start-ups. Später konnten wir dann zunächst Familie und Freunde und später auch professionelle Business Angels, sowie die Crowd bei Seedmatch von unserer Idee überzeugen. Inzwischen macht miBaby einen sechsstelligen Monatsumsatz und plant im Juni eine schwarze Null zu schreiben.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wie in Deutschland aus meiner Sicht leider immer noch zu stark üblich: Die Finanzierungsphasen. Ich glaube, dass es insbesondere im Bereich von Anschlussfinanzierungen in Deutschland immer noch überproportional schwer ist ausreichend Kapital zu finden. Sicherlich ist diese Hürde auch bewusst eine reinigende Instanz in der Kette. Aber ich muss eingestehen, dass wir neben einer guten Entwicklung an der richtigen Stelle auch das ein oder andere Mal Glück hatten, soweit gekommen zu sein.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich glaube, ich würde mir heute das Buch „Lean Startup“ mehr zu Herzen nehmen. Wir haben am Anfang zu viel gleichzeitig machen wollen. Meistens ist es wirklich so, dass man sich überlegen sollte, was eigentlich der Kernmechanismus der eigenen Idee ist. Wenn man es dann schafft mit einem ganz einfachen Prototypen diesen Mechanismus zu zeigen, ist es perfekt. Fokussierung ist besonders am Anfang extrem wichtig. An den Stellen, wo wir gut waren, lag es meistens daran, dass wir uns auf unsere Stärken fokussiert haben.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Unser Marketingansatz ist aus meiner Sicht eines der Positivbeispiele, wo wir uns fokussiert haben. Wir haben von Anfang an gemerkt, dass unsere Idee, unser Produkt und unsere Zielgruppe einfach über die Maßen auf den sozialen Netzwerken – und dort vor allem auf facebook – funktioniert. Hier hatten wir eine immense Interaktion der Nutzer und eine sehr hohe Viralität. Daher haben wir uns damals auch gegen die Vorbehalte einiger unserer Business Angels, die klassischerweise aus einer Adwords-Welt kamen, sehr stark auf facebook-Marketing fokussiert. Auch heute noch spielen SEM und SEO eine zwar gewachsene aber immer noch nachgelagerte Rolle.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Der sehr frühe Support von Christian Göttsch von experteer hat uns unheimlich geholfen. Und zwar auf gleich mehrere Arten: Er hat uns geholfen unser Geschäftsmodell richtig auszuarbeiten und die Zielgruppe zu schärfen. Sein Vertrauen in miBaby und in uns als Team war zusätzlich sehr wichtig, um weitere Business Angels zu überzeugen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Keine Angst haben, die eigene Idee früh mit Leuten zu diskutieren, die sich auskennen. Meiner Erfahrung nach haben viele angehende Gründer Angst, dass jemand die eigene Idee klauen könnte. Und das in einer Phase, in der die Idee meistens noch nicht wirklich ausgegoren und schon alleine dadurch gut geschützt vor Nachahmern ist.

Mit erfahrenen Leuten reden bringt immer viel Input und hilft aus meiner Sicht dabei, aus einer ganz guten ersten Idee ein wirklich gutes Produkt zu machen. Die meisten Angels sind eh so beschäftigt, dass Sie gar nicht die Kapazität hätten, jede Idee zu kopieren.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Wie bereits erwähnt, hat Deutschland aus meiner Sicht ein Problem im Anschlussfinanzierungsbereich. Von daher glaube ich, dass eine Initiative sinnvoll wäre, die dieses Problem in den kommenden Jahren weiter entspannt. Wie das konkret am besten ginge ohne viel anderes falsch oder kaputt zu machen habe ich bisher noch nicht näher durchdacht. In diese Richtung zu arbeiten wäre aber mein konkreter Wunsch.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich hatte nach der Promotion bereits mit einer Habilitation begonnen, um hoffentlich irgendwann einmal eine Professur für Betriebswirtschaftslehre zu erhalten. Hätte ich mich letztes Jahr gegen das Start-up entschieden, so wäre ich vermutlich so langsam in den Endzügen meiner Habilitation.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Aktuell vermutlich bei Sociomantic. Ich finde es ist beachtlich was die Gründer da geschaffen haben und wie sie bei dem spannenden Thema Real Time Bidding mit den bekannten Namen aus den USA mindestens mit zu halten scheinen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Als Mathematiker vermutlich ganz langweilig in die 50er Jahre. In dieser Zeit waren die bedeutendsten Mathematiker und Physiker alle am Institute for Advanced Study in Princeton. Ich glaube nie wieder danach war so viel geballte Intelligenz in diesen beiden Fachrichtungen an einem Ort zusammen und konnte so frei arbeiten. Das würde ich gern einmal sehen.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Man möchte ja immer das, was man gerade nicht hat. Ich würde vermutlich ein paar Monate gar nichts machen, viel reisen und in Ruhe überlegen, was ich als nächstes (dann hoffentlich etwas entspannter) gründen würde.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Tagsüber bei schönem Wetter mit meiner kleinen Tochter und meiner Frau im Freien und abends dann mit Freunden im Kino. Diese Kinoabende sind inzwischen leider recht rar gesät.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Aktuell am liebsten einmal mit Florian Heinemann von Project A. Ich habe ihn jetzt zweimal etwas länger erleben dürfen und fände es spannend, mich einmal ausgiebig mit ihm auszutauschen.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Björn Anton ist Gründer von miBaby. Seine berufliche Laufbahn begann bei einer Unternehmensberatung und arbeitet zwischendurch auch mal an Journalist, ehe er in München und Yale studierte und im Anschluss auch am Lehrstuhl tätgi war. Seine Habilitation legte er mit der Gründung zunächst auf Eis.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.