Carsten Maschmeyer im Interview

“Es gibt keine guten Unternehmen, nur gute Köpfe”

"Statt einen großen Flugzeugträger zu lenken, fahre ich jetzt auf vielen kleinen Schnellbooten mit und helfe den Skippern, die richtige Strategie und die richtigen Mitarbeiter zu finden und die Firma zum Erfolg zu führen", sagt AWD-Gründer Carsten Maschmeyer über sein Leben als Investor.
“Es gibt keine guten Unternehmen, nur gute Köpfe”
Freitag, 21. März 2014VonAlexander Hüsing

Auf dem Startup Camp Berlin sprach AWD-Gründer Carsten Maschmeyer über sein Gründerleben und seine Erfolge. Zudem gab er Gründern wichtige Tipps für ihr Leben. Zitat: “Sie werden nicht reich im Leben, wenn sie arm an Träumen sind” bzw. “Bauen sie eine Firewall gegen Wunschdiebe und Hoffnungsstopper”. Im Interview mit deutsche-startups.de sprach der Investor über Schnellboote, den Maschmeyer-Effekt und große, profitable Unternehmen.

Mit AWD haben Sie bereits ein Unternehmen gegründet, das am Ende richtig groß war. Was reizt Sie nun daran, in junge Start-ups zu investieren?
Statt einen großen Flugzeugträger zu lenken, fahre ich jetzt auf vielen kleinen Schnellbooten mit und helfe den Skippern, die richtige Strategie und die richtigen Mitarbeiter zu finden und die Firma zum Erfolg zu führen. Meine Erfahrung bei den tollen jungen Leuten einzubringen macht mir große Freude.

Reizt es Sie nicht, wieder selber ein Unternehmen aufzubauen?
In unserer Maschmeyer Group sind alle Beteiligungen und Eigengründungen gebündelt. In fast 60 Unternehmen sind wir mit über 10 bis 100 % selbst Eigentümer. Das ist noch mehr Unternehmertum als vorher.

Wonach suchen Sie Start Ups aus, in die Sie investieren?
Wir setzen den Proof of Concept voraus, d.h. es gibt schon erste Kunden und Umsätze, weil wir uns als Growth-Finanzierer verstehen. Neben dem Geschäftsmodell und Marktpotenzial schauen wir uns vor allem die führenden Köpfe an: Sind die Gründer an Bord? Brennen die für ihre Idee? Ergänzen und verstehen sie sich? Es gibt keine guten Unternehmen, sondern nur gute Köpfe dahinter, die die richtigen Ideen haben und die Firma richtig lenken.

Für welche Segmente interessieren Sie sich?
Vor allem Biotech/Healthcare und Internet/Digital.

Würden Sie auch in ein Start-up aus dem Finanzbereich investieren?
Eigentlich nein, denn mit der Branche habe ich abgeschlossen. Es sei denn, es ist etwas gänzlich anderes, wie bei der Firma barzahlen, wo die Menschen online einkaufen und bar bezahlen können.

Mit wie viel Geld statten Sie die Start-ups normalerweise aus?
In der Regel investieren wir um die 5 Millionen. Es gibt aber auch Ausnahmen: einmal haben wir nur 1 Million Euro und einmal haben wir 20 Millionen Euro investiert. Wichtig ist, dass wir immer Smart Money geben, d.h. wir stehen in allen Fragen als Sparringspartner und Ratgeber zur Verfügung zu Themen wie Personalauswahl, Marketing, Vertragsgestaltung, Vertriebsunterstützung usw.

Im Zusammenhang mit Ihnen ist immer wieder vom Maschmeyer-Effekt die Rede. Was genau verbirgt sich dahinter?
Ich habe eine gute Nase für Investments. Das wird von manchen beobachtet. Wenn ich irgendwo investiere, ziehen sie mit, und bei börsennotierten Unternehmen steigt der Kurs. Dieser Kurssprung wird als Maschmeyer-Effekt interpretiert.

Wie wichtig ist Ihnen das Gründerteam?
Sehr wichtig. Nur wenn wir vom Gründerteam überzeugt sind und diese auch viele Anteile haben, investieren wir.

Wie stark mischen Sie sich in das tägliche Geschäft ihrer Unternehmen ein?
Wir stehen mit Rat und Tat zur Seite, wenn Unterstützung gewünscht ist. Wir mischen uns nicht ein, wir sind keine Revisoren, sondern bringen mit unserer Unterstützung quasi das Backpulver mit, damit aus dem Muffin eine Hochzeitstorte wird.

Mit ihrem Investment in Hausmed hatten Sie kein Glück: Das Unternehmen ist insolvent. Glauben Sie trotzdem weiter an das Thema E-Health?
Ja, es ist sehr bedauerlich, dass der Hausärzteverband als Initiator und maßgeblicher Gesellschafter von Hausmed es leider nicht geschafft hat, in seiner eigenen Ärzteklientel erfolgreich zu sein.

Wie sehen Sie Berlin: Ist die Start-up-Party schon wieder vorbei oder geht sie erst richtig los?
Es werden immer mehr Start-ups gegründet. Entscheidend ist aber nicht die Masse sondern die Klasse, nämlich dass einige dieser jungen Firmen große, profitable Unternehmen werden oder die berühmten Exits zu hohen Preisschildern stattfinden.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Nicht cool sein, sondern professionell. Erfahrene und gute Leute einstellen. Sich immer weiter fortbilden, vor allem beim Thema Führungskompetenz.

Passend zum Thema: “Carsten Maschmeyer und seine Start-ups – Streifzug durch das Portfolio des AWD-Gründers

Zur Person
Carsten Maschmeyer baute die Finanzvertriebsgesellschaft AWD auf. Mit seiner Alstin investierte er in den vergangenen Monaten in Start-ups wie 10 Weeks BodyChange, 88tc88, Barzahlen und Orderbird.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.