Trend zum "Zweitgerät"

Storyfeed synchronisiert TV- und Second-Screen-Werbung

Storyfeed aus Berlin möchte den bestehenden Trend zum "Zweitgerät" für seine Zielgruppe, TV-Werbetreibende, ausnutzen und Online-Werbung parallel schalten. Durch diese Synchronisierung soll die TV-Werbewirkung bei Parallelnutzern optimiert werden – etwa durch gleichzeitige Bannerwerbung.
Storyfeed synchronisiert TV- und Second-Screen-Werbung
Freitag, 3. Januar 2014VonThorsten Panknin

Fernsehkonsumenten zücken immer öfter gleichzeitig zum TV auch ihre mobilen Geräte wie Smartphones und Tablets. Sie unterhalten sich im Netz über die aktuelle Sendung oder bewegen sich in Werbepausen in den sozialen Netzwerken. Storyfeed aus Berlin will TV-Werbetreibenden das Tor in die Online-Werbung ebnen und synchronisierte Online-Banner ausliefern. Ziele sind die Bindung an die werbende Marke, Interaktion mit dem Zuschauer und die Reduktion von sogenanntem “Channel-Zapping”. Storyfeed ist eines der sieben Start-ups, die seit September 2013 am Accelerator-Programm von ProSiebenSat.1 teilnehmen.

Storyfeed möchte den bestehenden Trend zum “Zweitgerät” für seine Zielgruppe, TV-Werbetreibende, ausnutzen und Online-Werbung parallel schalten. Durch diese Synchronisierung soll die TV-Werbewirkung bei Parallelnutzern optimiert werden. Dies kann so aussehen, dass zum TV-Spot einer Marke gleichzeitig online per Banner für dessen Webshop geworben wird. Es geht dabei nicht nur um sogenannte “Secondscreener”, die sich während des TV-Konsums mit anderen Zuschauern austauschen, sondern auch um Nutzer, die beispielsweise bei Facebook oder anderswo im Netz unterwegs sind.

Technologie

Der Kern von Storyfeed ist die “tvib”, ein Echtzeit-Datawarehouse rund ums Fernsehen und steht für “TV-Infobase”. Der Dienst analysiert das Fernsehprogramm per Fingerprinting, auch “automated content recognition” genannt. Storyfeed erkennt somit, welche Filme, Serien oder Themen angesagt sind und welche Werbung gerade läuft. Darüber hinaus analysiert Storyfeed die soziale Zusammensetzung der Zuschauer und, was diese während des TV-Schauens online tun. Diese Daten werden in der tvib verarbeitet und gesammelt. In Zukunft soll die Technologie auf Online-Videos und On-Demand-Plattformen erweitert werden sowie eine Stimmenerkennung hinzu kommen.

Vorteile

Storyfeeds Angebot soll für die verschiedenen Beteiligten Vorteile bringen: Zuschauer bekommen kostenlosen Zugriff auf Inhalte und interagieren mit favorisierten Marken; Werbetreibende dringen in den wachsenden Online-Werbemarkt ein, optimieren durch Cross-Media-Analyse ihre Werbeausgaben und lernen die Nutzer besser kennen; Drittanbieter von verwandten Diensten und Apps erhalten kostenfreien Zugang zu storyfeeds Erkennungstechnologie und Monetarisieren ihre Geschäftsmodelle durch Umsatzbeteiligungen; TV-Sender monetarisieren letztlich ihre eigenen Second-Screen-Plattformen und analysieren per Tracking die Zusammensetzung ihrer Zuschauer. An Werbeformaten bietet storyfeed mehrere an, das reicht von auf dem Bildschirm zentrierten Videos über Coupon-Angebote, automatisch erzeugten Mini-Webshops oder interaktiven Einblendungen wie Quizspiele und Umfragen.

Aktueller Stand des Dienstes

Thomas Grandoch, Geschäftsführer und Mitgründer über den aktuellen Stand des Unternehmens und der Technologie: “Wir haben jetzt das, was man so als ‘Minimal Viable Product’ bezeichnen könnte: Eine funktionierende Technologie und erste Pilotkunden. Wir arbeiten daran, weitere Features zu implementieren, und den Integrationsaufwand, der momentan bei jedem neuen Kunden für uns anfällt, weiter zu minimieren. Auf diese Weise möchten wir nah am Umsatz organisch wachsen.”

Mehrere finanzielle Quellen speisen das Start-up

Thomas Grandoch, Marc Holtbecker und Jens Schumann gründeten die Storyfeed GmbH Mitte 2012 in Berlin und finanzieren sie durch einen Mix an finanziellen Quellen: Die Gründer selbst haben Geld hinein gesteckt, partizipieren am EXIST-Programm, erhielten ein Preisgeld für den Gewinn eines Wettbewerbs und profitieren natürlich auch durch die Teilnahme am P7S1-Accelerator-Programm. Um eine Anschlussfinanzierung kümmert sich das Team bereits und ist für entsprechende Gespräche offen. Das Geschäftsmodell ruht auf zwei Säulen, der Lizenzierung der Technologie und dem späteren Aufbau eines entsprechenden Werbenetzwerks.

Start-up des Jahres 2012 als Mitbewerber

In Deutschland gibt es mit wywy einen Mitbewerber, der es bei deutsche-startups.de bereits zum Start-up des Jahres 2012 gebracht hat. Auch wywy synchronisiert TV und Second Screen, konzentriert sich dabei aber auf den Austausch unter Zuschauern und Spiele.

Thorsten Panknin

Kommt beruflich aus den Bereichen der Mediengestaltung und der Betreuung demenziell erkrankter Menschen. Seit Ende 2012 ist er freier Journalist mit dem Schwerpunkt Start-ups, interessiert sich aber auch für E-Reading und Open Source.