Pressearbeit & PR: Fragen kosten nichts! Einsatz von PR-Mitteln und mehr

Pressearbeit & PR: Fragen kosten nichts! – Gastbeitrag von PR-Specialist Thomas Keup. Wie komme ich als Start-up in die Medien? Und warauf sollte ich achten? In meiner kleinen Reihe “Fragen kostet nichts!” (hier […]
Pressearbeit & PR: Fragen kosten nichts! Einsatz von PR-Mitteln und mehr
Dienstag, 29. Oktober 2013VonTeam

Pressearbeit & PR: Fragen kosten nichts! – Gastbeitrag von PR-Specialist Thomas Keup. Wie komme ich als Start-up in die Medien? Und warauf sollte ich achten? In meiner kleinen Reihe “Fragen kostet nichts!” (hier entlang zum ersten Teil) beantworte ich Euch heute, wie Ihr mit Public Relations und Social Media Relations praktisch arbeiten könnt. Die Fragen stammen von Kongressen und Meetups und sind nur eine kleine Auswahl.  

3. Einsatz von Public Relations Mitteln:

Wie verrückt darf oder muss ein Startup kommunizieren, um Gehör zu finden?

Täglich prasseln auf jeden von uns rd. 5.000 Werbebotschaften ein. Dies gilt für Unternehmer wie für PR-Fachleute oder Journalisten. Damit ist die Aufmerksamkeitsschwelle enorm hoch. Generell kommen verrückte Ideen einfacher und damit schneller ans Ziel, als weniger verrückte Ideen. Allerdings warne ich davor, sich zum Affen zu machen. In der Konzeption legen Startup und PR-Partner fest, wie sie kommunizieren. Der entscheidende Indikator sind dabei die Kunden bzw. Nutzer.

Wie kann man ein technisches Produkt Journalisten schmackhaft machen?

Auch wenn ich nicht mit einem halbfertigen Produkt an die Medien gehen würde, spielt die Betaphase eine interessante Rolle in der Pressearbeit: Gemeinsam mit „Friends & Family“ kann ich ausgewählte Zieljournalisten (meine „Top 5“) zu einem exklusiven Betatest einladen. Der Deal lautet: „Du darfst als Erster mit unserer neuen App spielen, dafür gibst Du uns ein Feedback, dass nicht veröffentlicht wird.“ So werden Aufmerksamkeit und Interesse bei Journalisten früh verankert.

Wie sehen journalistische Auswahlkriterien für die Berichterstattung aus?

Journalisten bewerten Informationen in Bruchteilen einer Sekunde nach einem bestimmten Raster. Die wichtigste Frage zur Bewertung der Relevanz eines Themas lautet: ‘Ist die Geschichte neu?’ Der Neuheiten-Wert ist das entscheidende Kriterium für die Aufmerksamkeit. Dabei gilt: Alles was nicht jeder weiß, kann neu sein. Wenn Ihr eine Geschichte lest, in der gesagt wird, das etwas JETZT bekannt wurde, hat der Journalist eventuell gemogelt und eigentlich eine alte Kamelle “aufgewärmt” …

Welche Themen sind für Journalisten generell von besonders hoher Priorität?

In meiner Zeit beim Radio habe ich die “5 B’s” des Boulevard gelernt. Sogenannte “Qualitätsmedien” orientieren sich mittlerweile ebenso an diesen Themen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Die 5 Top-Themen lauten:
“Ball” für Fussball, Sportstars und alle Sportthemen
“Busen” zum Thema Sex und die Mädels auf “Seite 3”
“Baby” für Kinder, Haustiere und den “Kuschelfaktor”
“Bühne” für Stars, Sternchen und die C-Z Prominenz
“Blaulicht” für Kriminalität und alle Medizinthemen

Vorsichtig wäre ich beim Thema Politik. Hier kann man sich schnell in ein Fettnäpchen setzen, zudem Politiker medial nach den gleichen “Spielregeln” arbeiten, wie Journalisten – frei nach der Devise: ‘Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben’ und ‘Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern’.

Worauf muss ich aufpassen, um von Medien nicht gebasht zu werden?

Journalisten sind Vermittler, die Informationen einsammeln, aufbereiten und … verkaufen. Genau jetzt wirds “unappetitlich”. Denn: Journalisten und Medienhäuser sind gern mal bereit, über die Stränge zu schlagen. Dann sprechen wir von “Sensationsgier” um der Klickzahlen, Einschaltquoten oder Auflage willen. Medien sind bereit, Menschen für Ihre medialen Zwecke zu benutzen. Springer-Chef Matthias Döpfner sagte 2006 zum Prinzip der Bild-Zeitung:

“Wer mit ihr im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten.”

Welche Rolle spielen Fotos und Videos, um seine Botschaften zu vermitteln?

Leider spielen Fotos und Videos im PR-Alltag eine viel zu geringe Rolle. Im deutschsprachigen Raum sind PR-Projekte sehr textlastig. Dabei landen Marketingmitarbeiter auch schon mal im Werbetexten. Videos, die eine Geschichte erzählen und Spaß machen sowie Fotos auf Facebook und Pinterest, die eine Botschaft vermitteln, ersparen jede Menge schlechter Texte. Und im Zweifelsfall … einfach mal die Schn.uze halten ;-)

4. Einsatz von Social Media Relations:

Wie wichtig ist die Ansprache der PR-Bezugsgruppen über Social-Media?

Die Antwort lautet: Absolut wichtig. Journalisten bekommen am Tag 200 E-Mails und mehr mit Pressemitteilungen zugeschickt. Investoren bekommen in der Woche 30 Pitch-Decks und mehr in ihr Postfach. Hier haben PR nur eine Chance, wenn Sie einen anderen Weg gehen, als die Anderen. Die direkte Ansprache via Twitter und Linkedin hat dabei gute Chancen. Aber Vorsicht: Wer Journalisten und Partner über Twitter & Co. zuspammt, ist raus!

Was kann man in den PR durch Social-Media-Kanäle effektiv einsparen?

Auch wenn mir jetzt alle MBAler aus “Vallendar” an den Hals gehen, die Antwort lautet: keinen müden Cent! Die direkte Vernetzung mit Investoren, Kunden, Partnern und Multiplikatoren ersetzt weder das PR-Konzept noch die operative Umsetzung. Und Konzeption wie Umsetzung kosten Zeit und Geld. Wer hier spart, spart sich am besten auch gleich die Mühe, ein Startup zum Erfolg führen zu wollen.

Zum Abschluss:

Wie lautet die wichtigste Frage eines PR’lers an ein Startup-Unternehmer?

Meine wichtigste Frage lautet: Was ist Deine Geschichte? Dahinter stehen eine Reihe weiterer Fragen, z. B.: Wie bist Du auf die Idee gekommen? Welches Problem willst Du lösen? Welchen Lösungsansatz hast Du Dir überlegt? Und: Warum muss ich Dein Produkt oder Deinen Service sofort ausprobieren? Mit der Beantwortung dieser Fragen kann praktisch jeder Gründer seine Story auf Konferenzen oder Pitch-Events erzählen.

Wenn Euch jetzt Fragen zu Medien, PR und Social Media in den Sinn gekommen sind, jederzeit gern! Denn wie gesagt: “Fragen kostet nichts!”

Weitere Artikel von Thomas Keup bei ds

* Pressearbeit & PR: Fragen kosten nichts! Auswahl des PR-Partners und mehr
* Die 10 peinlichsten Pressestellen Deutschlands
* Storytelling oder: Warum hören wir gern Geschichten?
* Journalisten und Geschenke: Jeder ist käuflich!
* Vertrauensbildung: Kommunikation statt Koffersets
* Pressemitteilungen: Pleiten, Pech & Pannen 2.0!
* Reputation: Ene, mene, muh … und raus bist Du!

Zur Person
Thomas Keup ist langjähriger PR- und Social-Media-Specialist in Berlin und Barcelona. Mit Spreefactory betreut er Start-ups und Tech-Companies in Corporate Communications. Zu den Schwerpunkten des gelernten Journalisten zählen PR-Strategien, Storytelling und Social Media Relations. Mit mehr 8 Jahren Know-how in der IT- und Telekommunikationsindustrie als Pressesprecher und Social Media Officer übersetzt Thomas Keup technische Themen für Nutzer. Thomas Keup pflegt ein bundesweites Netzwerk persönlicher Medienkontakte.

Foto: Selective focus on the words “public relations” from Shutterstock