#Gastbeitrag

Drei Trends zur Entwicklung von Crowdinvesting

Was sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hat, wird sich in diesem Jahr fortsetzen: Finanzinstitute sammeln zunehmend Kapital über den digitalen Weg ein. Dadurch professionalisiert sich der Crowdinvesting-Markt.
Drei Trends zur Entwicklung von Crowdinvesting
Donnerstag, 23. April 2020VonTeam

Was noch vor einigen Jahren nicht möglich schien, ist mittlerweile Realität: Crowdinvesting hat sich als Finanzierungsform etabliert. Das alternative Finanzinstrument, bei dem viele Einzelanleger über eine Online-Plattform geringe Geldbeträge investieren, ist nicht mehr nur für Start-ups interessant. Heute nutzen es auch kleine und mittlere Unternehmen aus allen Branchen. 

Auch das Wachstum der vergangenen Jahre war rasant. Laut Statista setzt sich diese Entwicklung in 2020 fort – die Branche erwartet einen Zuwachs von 16,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Equity-based Crowdfunding, wie es im Englischen genannt wird, ist erwachsen geworden. Es entwickelt sich kontinuierlich weiter, auch abseits der bloßen Wachstumszahlen. Drei Themen sind dabei in diesem Jahr besonders vielversprechend:

Kollaboration zwischen den Plattformen 

Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Crowdinvesting-Plattformen nimmt zu. Was heißt das? Anlageprojekte werden verstärkt auf den unterschiedlichen Plattformen und Marktplätzen geteilt. Es gibt hierfür bereits erste Beispiele wie etwa der branchenübergreifende Anlagehafen oder Fondsdiscount. Auf diesen gelten Standards, die jeder Emittent einhalten muss. Finanzierungsvorhaben werden durch die Zusammenarbeit verschiedener Plattformen einem größeren Personenkreis zugänglich, darunter auch professionelle Marktteilnehmer. Die neu gewonnene Reichweite zieht auch größere Initiatoren an, die über eine umfangreiche Expertise sowie stärke Spezialisierung verfügen. Diese Synergieeffekte führen schließlich zu einer höheren Projektqualität. 

Was ändert sich dadurch für Anleger? Sie haben die Möglichkeit ihre Investition breiter zu streuen, da auf einer Plattform Projekte von diversen Crowdinvesting-Anbietern verfügbar sind. Das erleichtert eine Diversifizierung des Portfolios, senkt das Anlagerisiko und ermöglicht Investoren einen einfachen Überblick über Plattformen und Projekte zu behalten. Und auch in schwierigen Situationen kann die Kollaboration zwischen den Plattformen einen positiven Beitrag leisten: So können beispielsweise Projekte und Initiativen, die zur Lösung oder Eindämmung der aktuellen Corona-Krise beitragen, schneller finanziert werden. 

Finanzinstitute setzen auf Crowdinvesting

Was sich in den vergangenen Jahren bereits abgezeichnet hat, wird sich in diesem Jahr fortsetzen: Finanzinstitute sammeln zunehmend Kapital über den digitalen Weg ein. Dadurch professionalisiert sich der Crowdinvesting-Markt und wird für neue Zielgruppen auf Anleger- und Emittentenseite attraktiver. Banken können ihren Privatkunden in Zeiten von Niedrigzinsen eine attraktive Investitionsmöglichkeiten anbieten, die nach eigenen Standards und Vorgaben geprüft sind. Auf der anderen Seite können die Geldhäuser ihren Firmenkunden ein weiteren Kapitalzugang eröffnen. Unternehmen haben in diesem Zusammenhang auch die Chance, einen Bankkredit aufzunehmen.  Sind für diesen nämlich nicht ausreichend Finanzmittel vorhanden, ist eine Crowdfinanzierung ein alternativer Weg, um das erforderliche eigenkapitalähnliche Mezzanine-Kapital einzusammeln.

Boom von nachhaltigen Projekten

Laut aktuellem Marktreport von crowdinvest.de haben die Investments in Energieprojekte 2019 um 54,9 Prozent zugenommen. Damit hat das Anlagesegment im vergangenen Jahr so stark zugelegt wie kein anderes. Eine Entwicklung, die hervorragend zum gesteigerten Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit in unserer Gesellschaft passt: auf wirtschaftspolitischer Ebene treiben die Energie- und Verkehrswende den Wechsel von fossilen Energieträgern zur nachhaltigen Energieversorgung sowie zu einer umweltschonenden Mobilität voran. 

Anders als bei der Finanzierungen von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), Start-ups oder Immobilienprojekten steht bei Investitionen in Energieprojekte zumeist die Technologie im Vordergrund. Das junge E-Mobilitätsunternehmen Sono Motors ist hierfür ein gutes Beispiel. Anfang des Jahres ist es dem Münchner Start-up in der größten europäischen Crowdfunding-Kampagne gelungen, in 50 Tagen 50 Millionen Euro von privaten Investoren einzusammeln. Die Finanzierung soll nun in die Entwicklung und Produktion des Elektroautos Sion gesteckt werden.

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass wir im Crowdinvesting in diesem Jahr eine große Fülle an spannenden und nachhaltigen Projekten aus Bereichen wie Erneuerbare Energien und Energieeffizienz sehen werden.

Starke Wachstumschancen durch Megatrends

Kollaboration, zunehmende Digitalisierung und Nachhaltigkeit: Crowdinvesting wird in den kommenden Monaten von großen gesellschaftlichen Trends beeinflusst. Davon profitiert die vergleichsweise junge Finanzierungs- und Anlageform im erheblichen Maße – nicht nur, indem die Branche sich weiter professionalisiert. Neue Zielgruppen, sowohl auf Seite der Anleger als auch bei den Emittenten, werden sich stärker mit dem Thema Crowdinvesting befassen und (hoffentlich) dessen erhebliche Vorteile erkennen.

Über den Autor
Bei CrowdDesk trifft Jamal El Mallouki als Geschäftsführer wichtige Strategieentscheidungen und ist der Ansprechpartner in Marketing-, Produkt- und Rechtsfragen. Neben LeihDeinerStadtGeld.de gründete er mit Johannes Laub auch LeihDeinerUmweltGeld.de, einen der ersten Anbieter für Schwarmfinanzierungen im Bereich der erneuerbaren Energien. Aufgrund seiner Expertise ist Jamal El Mallouki seit 2015 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Crowdfunding e.V., wo er die Interessen der Crowdfunding- Branche bundesweit und international vertritt.

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Foto (oben): Shutterstock