“In einem Jahr werden wir die trafficstärkste Bootssuche in Europa sein” – Steffen Brünn von Yachtico im Interview

Nach mehreren Monaten Vorbereitungszeit hievten Steffen Brünn, ehemals ViiF, und Ron Hillmann, Gründer von Iven & Hillmann und Business Angel, kürzlich Yachtico (www.yachtico.com), einen Marktplatz rund um das Thema Boot- und Yachtcharter, ins […]

Nach mehreren Monaten Vorbereitungszeit hievten Steffen Brünn, ehemals ViiF, und Ron Hillmann, Gründer von Iven & Hillmann und Business Angel, kürzlich Yachtico (www.yachtico.com), einen Marktplatz rund um das Thema Boot- und Yachtcharter, ins Netz. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Mitgründer und Geschäfsführer Steffen Brünn über Skipper und die Seefahrt, die Verbindung von Hobby und Beruf sowie Hausboote in Südfrankreich.

Was zeichnet einen guten Skipper aus?
Er ist der Schiffsführer, der juristisch und nautisch für das Schiff und die Crew bedingungslos verantwortlich ist. Er führt in alleiniger Verantwortung eine ganze Mannschaft und denkt bei jeder Handlung seiner Crew-Mitglieder meist schon mehrere Schritte voraus. Seine zig Tausend gefahrenen Seemeilen geben ihm die Erfahrung, jede Lage zu meistern. Ein guter Skipper beherrscht die Seefahrt und kann kompetent autoritär sowie freundschaftlich Menschen führen.

Und was zeichnet einen guten Gründer aus?
Ein guter Gründer kann und muss selbständig Entscheidungen fällen, die der Zielerreichung auf kürzestem Wege und nachhaltig dem Fortbestand und Ausbau des Unternehmens dienlich sind. Mitarbeiter kann er führen bzw. sich durch Kollegen führen lassen. Er arbeitet am Unternehmen und nicht unbedingt im Unternehmen im Dienste seiner Kunden.

Sind Sie ein guter Skipper und ein guter Gründer?
An gesegelten Seemeilen kann ich weit über 6.000 nachweisen. Ernste Gefahren gab es bisher nie und auch keine gesundheitlichen Ausfälle. Crew-Mitglieder der ersten Törns sind fast jedes Jahr wieder dabei. Das sollte mich auszeichnen, um als Skipper akzeptiert zu werden. Ob ich ein guter Gründer bin? Einige Gründungen habe ich hinter mir. Investoren ehemaliger Gründungen sind jetzt wieder dabei. Auch melden sich ehemalige Mitarbeiter und Dienstleister wieder bei uns. Das belegt, dass man als Unternehmer akzeptiert wird.

Ihren Yachtico-Gründungspartner kennen Sie auch schon eine Weile, oder?
Ja, mein jetziger Geschäftspartnerpartner, Ron Hillmann, erstellte 2000 für meine erste Gründung den Marketingplan. Später arbeiteten wir bei ImmobilienScout24 und anderen Projekten zusammen. Er kennt mich also seit zehn Jahren und vertraut mir. Vielleicht kann man darüber einen „guten Gründer“ definieren.

Wie lässt sich Yachtico, ihr neues Start-up, am besten beschreiben?
Yachtico aggregiert als Bootssuche Angebote für den Yachtcharter weltweit. Im ersten Schritt sprechen wir durch unser Marketing deutsche Wassersportler an, Schiffe in den bekannteren Marinas und Segelrevieren anzumieten. Dazu erweitern wir permanent die Suche um Angebote, um auch die Individualisten anzusprechen, die vor Ort den Tages-Charter bevorzugen.

Wie funktioniert Yachtico im Detail?
Ein Miami-Reisender kann über Yachtico beispielsweise ein Airboat für den Trip durch die Everglades oder das Bareboat für den Tagesausflug zu den Virgin Islands chartern. Hausboote in Südfrankreich, Finnland oder in Brandenburg machen wir ebenfalls verfügbar, wie auch Segelyachten für den Törn im Mittelmeer oder beispielsweise in Asien. Wir sind eine Art internationaler ImmobilienScout24 für Wasserfahrzeuge.

Sie gehen direkt in 26 Sprachen an den Start. Warum?
Der Reisemarkt ist international. Beispielsweise haben sich bereits eine Woche nach dem Start Menschen aus 67 Ländern über unser Angebot informiert. Das Mieten von Booten ist ein internationales Geschäft. Oft haben Mieter und Vermieter unterschiedliche Nationalitäten. Sie sprechen verschiedene Sprachen. Hier unterstützen wir den Nutzer dabei, „sein Boot“ zu finden.

Wie entstand die Idee zu Yachtico?
Die Idee besteht schon seit zehn Jahren. Irgendwie war es noch nie einfach, im Netz einen kompletten Überblick aller Angebote zu bekommen. Unendlich viele Agenturen sind bei den Suchmaschinen zu finden, mit Webseiten, die optisch und funktional teilweise noch den Anfängen des Internets entsprechen, auch international. Irgendwie war Ende 2010 dann der richtige Zeitpunkt für den Beginn zur Marktrecherche. Zusätzlich kam noch der Wunsch, Hobby und Beruf im Bereich Wassersport zu kombinieren, was schon immer ein großer Traum von mir war.

Warum lag das Konzept dann so lange in der Schublade?
Es gab Konzepte, die eiliger waren und noch besser in die Zeit passten. Ich halte viel von Fokussierung.

Wie unterscheidet sich Yachtico.com von vergleichbaren Diensten rund um das Thema Boote über das Netz zu chartern?
Wir verstehen uns als der Aggregator eines umfangreichen Angebotes in einer Suche. Mit dem Start bilden wir ein riesiges Angebot in einer Datenbank ab. Zumindest kennen wir keinen größeren Anbieter. Wir sind keine Agentur mit geschlossenen Verträgen zu begrenzten Flottenbeständen. Später werden wir die Vorlieben unserer User kennen und mit Alternativvorschlägen aufwarten, die ganze Suche deutlich interessanter gestalten. Wir sind der Partner für Agenturen, Bootsbesitzer und Charter-Firmen, damit sie mehr Auslastungen erreichen bei kalkulierbaren Akquisitionskosten pro Neukunde.

Wen sehen Sie als Ihre größten Konkurrenten?
Marktteilnehmer gibt es hier viele. Aber noch keine echten Player, wenn wir unsere Vision der Suchmaschine für Boote weltweit umsetzen. Wir sind weder Agentur noch Reiseveranstalter im Charter-Business welche auf Provisionsbasis arbeiten. Davon gibt es sehr viele. Das aber sind potentielle Partner für uns. Klar, eine perfekte vertikale Suche von Google im Segment wäre der größte Konkurrent.

Wie ist die Rollenverteilung zwischen Ihnen und ihrem Gründungspartner Ron Hillmann: Wer kümmert sich worum?
Ich kümmere mich um das Produkt, also die Bootssuchmaschine Yachtico.com und die operativen Themen im Unternehmen. Ron kümmert sich um Anbieter- und Nachfrager-Marketing. Zudem unterstützen wir uns stark. Wir haben durchaus Überschneidungen in den Kompetenzen.

Wie sieht das Geschäftsmodell hinter Yachtico aus?
Wir nehmen Buchungsanfragen für Schiffe in bestimmten Gegenden zu gewünschten Zeiten an und vermitteln diese an Anbieter zu einem festen Lead-Preis. Die Anbieter bearbeiten dann die Kundenanfragen mit Angeboten. Dazu werden wir in den Ergebnissen der Suche natürlich Premium-Listings verkaufen.

Sie setzen somit auf einen monatlichen Festpreis. Warum haben Sie sich für dieses Modell entschieden und nicht etwa für ein Provisionsmodell, bei dem Sie bei jeder vermittelten Yacht Geld verdient hätten?
Wir arbeiten mit den Marktteilnehmern zusammen. Insbesondere für Agenturen bieten wir eine attraktive Vermarktungsplattform. Hier möchten wir es dem Anbieter überlassen ob und wie viel seines Umsatzes er für die Vermarktung ausgibt. Die Marktteilnehmer sind selbst Unternehmer. Wir unterstützen sie bei der Vermarktung und stellen uns hier gern dem Wettbewerb.

Wo steht Yachtico in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir das Marketing und den Vertrieb international ausrollen und die trafficstärkste Bootssuche in Europa sein.

Zur Person
Steffen Brünn, Jahrgang 1975, studierte BWL und Wirtschaftsinformatik. 1999 gründet er sein erstes Unternehmen. Danach beriet er Webschwergewichte wie ImmobilienScout24 und gründete ViiF. Seine Leidenschaft liegt im Yacht-Segeln: Seit 1983 auf dem Boot, 1989 Landesmeister, seit 1991 selbst Charterkunde. Lieblingsreviere: Mit der Bora Halbwind durch die Kornaten. Heimatrevier: Müggelsee.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.