Fünfzehn Fragen an Maximilian Kuss von eraffe.de

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein? Für mich persönlich war es die beste Entscheidung, selbstständig tätig zu sein. So muss man zwar rund um die Uhr für die Belange der […]

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Für mich persönlich war es die beste Entscheidung, selbstständig tätig zu sein. So muss man zwar rund um die Uhr für die Belange der Mitarbeiter und Kunden ein offenes Ohr haben, aber man hat auch die Möglichkeit selbst Entscheidungen zu treffen. Dabei habe ich mich nie als Chef, sondern immer als Teil des Teams gesehen. In dieser Situation fühle ich mich sehr wohl.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
In der Zeit als die Idee zu eraffe.de gewachsen ist, waren wir viel mit Freunden und Bekannten unterwegs. Wir haben Bilder von uns in allen Lebenslagen gemacht, die wir gerne untereinander austauschen wollten. Ein solches Portal gab es damals noch nicht, daher haben wir eraffe.de gegründet und die Fotosharing-Funktion noch um weitere Kommunikationsmöglichkeiten ergänzt.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben all unsere Ersparnisse investiert. Später kamen noch Fördermittel und ein Angel-Investment hinzu.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Obwohl das Gründungsjahr aufgrund begrenzter Mittel ziemlich schwierig war, kamen ernsthafte Komplikationen erst mit dem Wachstum von eraffe.de. Es gab Performanceprobleme bei dem Wechsel auf die Version 3, die mit den zahlreichen neuen Mitgliedern aus dem Raum München zusammenhingen. Bis dahin arbeiteten wir ausschließlich mit externen Programmierern zusammen, was die Koordination und Neugestaltung von eraffe.de verkompliziert hat. Wir haben uns dazu entschlossen, ein eigenes Entwicklerteam fest anzustellen und die Serverfarm zu erweitern. Aus diesen Schwierigkeiten haben wir nicht nur viel gelernt, sondern wir durften auch feststellen, dass wir treue Mitglieder haben, die immer zu uns gehalten und aus uns ein noch stärkeres Team gemacht haben.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Im Nachhinein ist man immer schlauer und hat aus der Vergangenheit gelernt. Geschäftlich würde ich, denke ich, alles noch mal genauso machen. Persönlich würde ich bereits früher mehr Verantwortung und Aufgaben aus der Hand geben, um das Potenzial des Teams früher und besser zu nutzen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Tatsächlich hat sich das Regional- und Freizeitportal in der Anfangszeit durch Mund-zu-Mund-Propaganda wie ein Lauffeuer verbreitet. eraffe.de hat einen stark regionalen Fokus, der uns auch beim Marketing zugute kommt: die Nutzer haben sich gegenseitig dazu animiert, sich bei eraffe.de anzumelden, um sich untereinander auszutauschen. So sind wir zum Beispiel in der Region München sehr stark gewachsen. Angetrieben haben wir die Mund-zu-Mund Propaganda seit den ersten Tagen durch eine Vielzahl von Fotografen. Inzwischen setzen wir verschiedene PR-Maßnahmen ein, um noch mehr Nutzer wie auch Verlags- und Medienhäuser auf uns aufmerksam zu machen. Schließlich haben wir uns zum Ziel gesetzt, sukzessive auch den Norden Deutschlands zu erobern.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Das ist definitiv mein Vater gewesen! Obwohl ich während der Unternehmensgründung noch sehr jung war, hat er mich immer in meiner Entscheidung bekräftigt und mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Sie müssen an den Erfolg glauben!

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Meinen Sie unseren alten Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, den ich bereits kennenlernen durfte, oder Herrn Brüderle? Von der Politik würde ich mir wünschen, dass sie Start-Ups weniger Stolpersteine in den Weg legt. Als wir anfangs noch versucht haben, alles selber zu machen, fielen uns die Steuererklärungen, Umsatzsteuervoranmeldungen sowie die Lohnabrechnungen recht schwer. Jetzt weiß ich, warum es in Deutschland Steuerberater gibt.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ohne Glaskugel fällt es mir schwer, diese Frage zu beantworten. Aber ich denke, mich würde es sicherlich in die Branche der neuen Medien ziehen. Alternativ hätte ich ein Jura-Studium in Erwägung gezogen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich hätte gerne den Samwer-Brüdern bei ihren ersten Schritten sowie bei ihrem Exit von Alando über die Schulter geschaut.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich würde in die Zukunft reisen, um zu sehen, wie es mit eraffe weitergeht.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Junge Gründerteams finanziell beim Aufbau Ihrer Unternehmen unterstützen und einen Teil in die Expansion von eraffe.de investieren.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Endlich mal ohne Wecker aufstehen, dann ausgiebig und gemütlich mit meiner Freundin frühstücken. Den angebrochenen Tag verbringe ich dann entweder gemütlich auf der Couch, was ja auch mal sein muss, oder bei gutem Wetter mit Freunden beim Mountainbiken.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Als Apple-Freund würde ich gern das ein oder andere Bier mit Steve Jobs trinken gehen.

Zur Person
Maximilian Kuss, Jahrgang 1986, gründete gemeinsam 2006 gemeinsam mit Stefan Arends das regionale Netzwerk eraffe.de (www.eraffe.de). Zuvor schloss er sein Abitur erfolgreich ab und war an der LMU München immatrikuliert. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) zählte beim erfolgreichen Start-up im Oktober stattliche 1,3 Millionen Visits und 105,1 Millionen Page Impressions – eine neue Bestmarke.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.