#Gastbeitrag
Kapitalkonzentration: Wer 2025 noch Geld bekommt

Das erste Quartal 2025 markiert das stärkste Quartal für die Startup-Finanzierung seit fast drei Jahren. Mit weltweit 113 Milliarden US-Dollar konnten Startups so viel Geld einsammeln wie zuletzt im zweiten Quartal 2022 – ein Plus von 17 % zum Vorquartal und 54 % im Jahresvergleich. Doch der Aufschwung konzentriert sich auf einige wenige: Die Hälfte des gesamten Kapitals floss in AI-Startups, allen voran OpenAI, das mit einer Rekordrunde von 40 Milliarden US-Dollar allein ein Drittel des globalen Volumens ausmachte. Auch Anthropic und Safe Superintelligence, das neue Venture des ausgeschiedenen OpenAI-Mitgründers Ilya Sutskever, sicherten sich Milliardenfinanzierungen. Nvidia wiederum kündigt KI-Investitionen von 500 Milliarden US-Dollar bis 2029 an – vor allem in den Ausbau eigener Rechenzentren und Infrastruktur in den USA.
Druck im mittleren Segment
Abseits dieser Gigarunden der neuen KI-Giganten geraten viele Startups unter Druck. Besonders frühphasige Startups tun sich aktuell schwer: Das Seed-Funding ging laut Crunchbase im ersten Quartal um 14 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Aber auch etablierte und erfolgreiche Startups leiden. So haben weltweit über 500 Unicorns seit 2021 keine neue Runde abgeschlossen – darunter auch einige deutsche Unternehmen. Das einstige Vorzeigestartup Lilium ist erneut insolvent. Solaris verliert mit seiner Notfinanzierung den Unicorn-Status. Gleichzeitig fehlen Exit-Perspektiven: Klarna und StubHub haben ihre IPO-Pläne verschoben, vielerorts werden Expansionspläne gestrichen.
DefenceTech wird zum Wachstumstreiber
Einen positiven Trend zeigt hingegen das DefenceTech-Segment. 2024 flossen 1,3 Milliarden US-Dollar in deutsche Startups mit Fokus auf sicherheitsrelevante Technologien – so viel wie in keinem anderen EU-Land. Helsing kündigt an, binnen eines Jahres einen Drohnenwall entlang der NATO-Ostflanke errichten zu können. Alpine Eagle entwickelt KI-basierte Drohnenabwehrsysteme und sammelt damit 10 Millionen Euro ein. Quantum Systems wird nach einer dreistelligen Millionenrunde zum Unicorn. Und mit Uranos KI steht ein neues Großprojekt der Bundeswehr bereit, das erstmals systematisch mit Startups zusammenarbeiten soll. Die Zeitenwende, das zeigen die Beispiele und Zahlen, ist auch in der Startup-Finanzierung angekommen: Verteidigungstechnologie wird 2025 in Deutschland nicht nur akzeptiert, sondern aktiv nachgefragt – und zunehmend auch privat finanziert.
Neuer Schwung für den Hightech-Standort Deutschland?
Auch auf politischer Ebene sind die Weichen gestellt. Der Koalitionsvertrag sieht einen 100-Milliarden-Euro-Fonds für digitale Infrastruktur, KI und Robotik vor. Die neue Bundesregierung kündigt schnellere Genehmigungsverfahren, bessere DeepTech-Förderung und eine gezielte Gründungsoffensive an. Und auch ein eigenständiges Digitalministerium kommt – besetzt mit dem früheren Ceconomy-Chef Karsten Wildberger. Vieles deutet tatsächlich auf einen politischen Kurswechsel hin – wie schnell diese Vorhaben jedoch greifen und ob daraus tatsächlich neue Dynamik für Deutschland als Hightech-Standort entsteht, bleibt angesichts des massiven Rückstands nach zwei Dekaden technologischer Verschleppung abzuwarten.
Über den Autor
Nils Langhans ist Geschäftsführer der Strategieberatung KAUFMANN / LANGHANS. Er berät Startups beim Fundraising und bei der Entwicklung ihrer Equity Story – von der Pre-Seed- bis zur Later-Stage-Finanzierung.
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