#Interview

“Die Extrameile planen wir sowieso ein”

ooblee verbindet "Menschen mit lokalen Geschäften in ihrer Nähe". Wir sind in 21 Städten aktiv. Bereits ein Jahr nach unserem Markteintritt konnten wir einen achtstelligen Umsatz erzielen und verzeichnen monatlich mehr als 20.000 Einkäufe bzw. Bestellungen", sagt Macher Mirko Prelevic.
“Die Extrameile planen wir sowieso ein”
Dienstag, 28. Mai 2024VonAlexander Hüsing

Das Mannheimer Unternehmen ooblee, das 2023 von Mirko Prelevic gegründet wurde, digitalisiert den sogenannten Schaufensterbummel. Das Team verbindet dabei “Menschen, die etwas kaufen möchten, direkt mit lokalen Geschäften in ihrer Nähe”. “Das Besondere ist, dass du mit diesen Geschäften interagieren kannst – ganz so, als wärst du wirklich dort, aber alles bequem durch die App”, sagt Fabian Mischler, Geschäftsführer der Jungfirma. 

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der ooblee-Macher außerdem über Lorbeeren, Abenteuerlust und Fortschritt.

Wie würdest Du Deiner Großmutter ooblee  erklären?
Stell dir ooblee wie einen ganz normalen Schaufensterbummel mit Freund:innen vor, nur dass dieser ganz bequem von deinem Smartphone oder Tablet aus funktioniert. Er verbindet Menschen, die etwas kaufen möchten, direkt mit lokalen Geschäften in ihrer Nähe. Du könntest also auf deinem Handy durch die Straßen deiner Stadt spazieren, in den Schaufenstern digital stöbern und sehen, was die lokalen Geschäfte anbieten. Das Besondere ist, dass du mit diesen Geschäften interagieren kannst – ganz so, als wärst du wirklich dort, aber alles bequem durch die App.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Von Anfang an war unser Ziel, mit ooblee, das Beste aus Online- und Offline-Shopping zu vereinen. Wir wollten ein Einkaufserlebnis kreieren, das sowohl digitale Möglichkeiten nutzt als auch das physische und soziale Element des Einkaufens in lokalen Geschäften betont. Unsere Vision ist es, Nutzer:innen nicht nur eine Online-Einkaufsmöglichkeit zu bieten, sondern sie auch Teil einer Community werden zu lassen, die lokale Einkaufserlebnisse wertschätzt und unterstützt. Dieses Kernkonzept, die Bequemlichkeit des Online-Shoppings mit dem persönlichen Erlebnis des Einkaufens vor Ort zu kombinieren, hat sich als unsere Essenz herauskristallisiert und ist bis heute unverändert geblieben. Natürlich haben wir im Laufe der Zeit unser Modell weiterentwickelt und optimiert, um den Bedürfnissen unserer Nutzer:innen und den sich wandelnden Markttrends gerecht zu werden. Dabei haben wir immer darauf geachtet, die Bedeutung des persönlichen Kontakts und der lokalen Verbundenheit nicht zu verlieren. Aber die grundlegende Idee ist geblieben: Eine innovative Lösung zu bieten, die lokale Geschäfte ins digitale Zeitalter bringt, ohne sie dabei von Grund auf zu digitalisieren oder den persönlichen Touch zu verlieren.

Wie hat sich ooblee seit der Gründung entwickelt?
Wir sind mit ooblee in 21 Städten aktiv und unser Team umfasst derzeit 30 engagierte Mitarbeiter:innen in Deutschland, Kroatien und Montenegro. Bereits ein Jahr nach unserem Markteintritt konnten wir einen achtstelligen Umsatz erzielen und verzeichnen monatlich mehr als 20.000 Einkäufe bzw. Bestellungen. Besonders stolz macht uns, dass wir die Herausforderung gemeistert haben, unsere Märkte innerhalb von nur sechs bis neun Monaten profitabel zu gestalten. Und wir ruhen uns nicht auf unseren Lorbeeren aus: Die Expansion in drei weitere europäische Märkte im Laufe dieses Jahres steht fest im Kalender. 

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Mit zuversichtlicher Aufregung. Unser Geschäftsmodell hat bewiesen, dass es funktioniert. Wir als Team haben gezeigt, dass wir uns jederzeit weiterentwickeln, umdenken und anpassen können. Und die Extrameile planen wir sowieso ein. Der Markt gibt uns über Händler:innen und Kund:innen starkes Feedback, das wir zu großen Teilen bereits nach kürzester Zeit in unsere Lösungen einfließen lassen können.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit der Gründung so richtig schiefgegangen?
Der Start in Deutschland war ziemlich holprig. Kritische Kund:innen, zu wenig Feedback, zögerliche Händler:innen, ein unsicheres Startup-Umfeld, ein extrem schwieriger Markt, was junge Talente mit Ehrgeiz und Abenteuerlust angeht. Indem wir den Anbahnungsprozess mit unseren Händler:innen optimiert und die Funktionalitäten sowohl für Händler:innen als auch Kund:innen gezielt weiterentwickelt haben, konnten wir schonmal die dort verorteten Probleme weitestgehend lösen. Das war zwar kostspielig und zeitaufwendig, hat sich jedoch sofort rentiert. Der Markt an Talenten bleibt zu klein, aber inzwischen haben wir Erfahrungen gesammelt und sind schon ziemlich gut darin, die richtigen Persönlichkeiten für uns begeistern zu können.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Das fällt einem in der Regel ja nie so richtig auf. Weil es einfach läuft. Unser Ansatz: Schnell handeln und aus Fehlern lernen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass Dinge passieren – würde man warten und alles bis ins kleinste Detail zerdenken, würde sich der Fortschritt entsprechend langsam gestalten. Das, gepaart mit der Maxime stets groß zu denken, dem Fokus auf die Community sowie auf den Aufbau nachhaltiger Geschäftsbeziehungen, hat sich als zuverlässiger Wegweiser und solider Grundpfeiler unserer rasanten Entwicklung bewährt.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer:innen mit auf den Weg?
Erstens: Eine starke Vision – Sie ist das Herzstück deines Unternehmens. Ohne eine Vision, die dich leitet, fehlt dir der entscheidende Baustein für den Erfolg.  Zweitens: Fail fast and fail often – Es ist besser, schnell zu handeln und dabei Fehler zu machen, als gar nicht zu handeln. Eine Kultur, in der Fehler erlaubt und als Lernchance gesehen werden, ist essenziell für das Gründen und das Führen eines Unternehmens. Zögere nicht, Entscheidungen zu treffen und aus den Ergebnissen zu lernen. Und drittens: Das Entdecken und Trainieren deiner Verkaufsfähigkeiten – Niemand kennt deine Vision besser als du. Keiner kämpft härter für deine Ziele. Daher bist du auch die beste Person, um dein Produkt zu verkaufen. Sprich: Werde selbst dein treuster Fan.

Wo steht ooblee in einem Jahr?
In einem Jahr sehen wir ooblee deutlich weiter auf dem internationalen Parkett: Wir werden unsere Präsenz nicht nur in Europa, mit insgesamt sechs Märkten, deutlich ausgebaut haben, sondern auch unser Team verdoppelt und den ersten Schritt in die USA gewagt haben – genau dorthin, wo wir hingehören. Neben der geografischen Expansion liegt ein weiterer Fokus darauf, das Kundenerlebnis durch den Einsatz innovativer Technologien zu verbessern. Ein Beispiel hierfür ist unser AI Concierge, der bereits heute das Erlebnis in unserer App für Nutzer:innen in Montenegro bereichert. Dieses Feature planen wir zügig auch international auszurollen, um überall dort, wo wir tätig sind, einen echten Mehrwert zu bieten.

Foto (oben): ooblee, Robert Lehmann 

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.