#Interview

“Man lernt Rückschläge für Verbesserungen zu nutzen”

Erst starteten Jan Rabe und Maximilian Both Wechselpilot und mussten die Jungfirma durch die Energiekrise führen. Inzwischen ist das Team mit dem Stromversorger Rabot Charge unterwegs. Die Hamburger konnten bereits rund 25 Millionen Euro einsammeln. 
“Man lernt Rückschläge für Verbesserungen zu nutzen”
Montag, 29. April 2024VonAlexander Hüsing

Rabot Charge aus Hamburg, 2021 von den beiden Wechselpilot-Machern Jan Rabe und Maximilian Both gegründet, positioniert sich als digitaler Stromversorger, der dynamische Stromtarife anbietet. Investoren wie HV Capital, All Iron, 9900 Capital, yabeo Impact, High-Tech Gründerfonds (HTGF) und vent.io investierten in den vergangenen Jahren bereits rund 25 Millionen Euro in das Unternehmen. 70 Mitarbeitenden wirken derzeit für Rabot Charge. Über 35.000 Kundinnen und Kunden setzen nach Firmenangaben derzeit auf das Unternehmen. 

Gerade beim Fundraising halfen dem Gründerteam die Erfahrungen der vergangenen Jahre. “Meine vorherigen Erfahrungen als Gründer haben sehr geholfen! Man macht deutlich weniger strategische Fehler, ist viel schneller im initialen Aufbau, vom Team SetUp wie auch im Bereich Sales und Marketing. Des Weiteren baut man sich natürlich auch im Bereich der Investoren, Startup-Szene und in der Welt der Corporates ein Netzwerk über die Zeit auf, welches massiv hilft”, sagt Gründer Rabe.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Rabot Charge-Macher außerdem über Wachstumschancen, Standhaftigkeit und Transparenz.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Rabot Charge erklären?
Stell dir vor Rabot Charge ist wie ein kluger Helfer, der nicht nur dafür sorgt, dass Elektroautos genau dann aufgeladen werden, wenn es am günstigsten und umweltfreundlichsten ist, sondern auch unseren Haushalt mit grünem Strom versorgt. Wir nutzen Computertechnologie, um den besten Zeitpunkt für das Aufladen zu finden und gleichzeitig sicherzustellen, dass unser Zuhause mit sauberer Energie betrieben wird. Es ist, als hätten Haus und Auto eine gemeinsame Absprache, um die Erde zu schützen und dabei Geld zu sparen. Das alles passiert automatisch, ohne dass du dich um irgendwas kümmern musst.

Vor Rabot Charge hast Du unter anderem Wechselpilot gegründet. Welche Erfahrungen aus Deinen vorherigen Gründungen haben beim Aufbau von Rabot Charge geholfen?
Meine vorherigen Erfahrungen als Gründer haben sehr geholfen! Man macht deutlich weniger strategische Fehler, ist viel schneller im initialen Aufbau, vom Team SetUp wie auch im Bereich Sales und Marketing. Des Weiteren baut man sich natürlich auch im Bereich der Investoren, Startup-Szene und in der Welt der Corporates ein Netzwerk über die Zeit auf, welches massiv hilft. Man lernt auch damit Rückschläge als Chancen wahrzunehmen und diese für Verbesserungen zu nutzen. 

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Ich sehe die kommenden Monate trotz der anhaltenden Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene mit vorsichtigem Optimismus. Ich erwarte, dass sich Resilienz und Anpassungsfähigkeit als entscheidende Faktoren erweisen werden, mit denen innovative Unternehmen wie unseres nicht nur überleben, sondern auch Wachstumschancen in neuen Märkten und Technologien erkennen können. Indem wir uns auf Nachhaltigkeit, technologische Innovation und die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Lösungen konzentrieren, sind wir gut positioniert, um diesen herausfordernden Zeiten zu begegnen und sie als Chance für Wachstum und positive Veränderungen zu nutzen. Generell profitieren wir als Energy- und Climate-Tech Unternehmen vom Shift hin zu nachhaltigen Investments und sind damit nicht von dem aktuellen Trend betroffen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Bei Rabot Charge hatten wir das Glück, dass wir bislang nicht mit einem richtig großen Push-Back konfrontiert waren. Für Wechselpilot hingegen war die Energiekrise temporär sehr schwierig. Die Energiekosten stiegen ab Ende 2021 und 2022 immer weiter an und wir haben unseren Kunden raten müssen möglichst lange in ihren relativ günstigen Verträgen zu bleiben, wodurch Wechselpilot weniger Umsatz machte. In einer solchen Phase braucht man auch nicht versuchen extern Kapital einzusammeln. Wir haben es aber geschafft, die Firma in die Profitabilität zu führen. Auch weil der Markt nach den hohen Preisniveaus aus 2022 wieder angezogen hat. Standhaftigkeit zahlt sich meistens aus. 

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Beim Produkt-Market Fit. Wir haben vor dreieinhalb Jahren, als noch keiner an den Markt geglaubt hat, die Basis für unseren heutigen Erfolg gelegt indem wir über zwei Jahre die Technologie für Rabot Charge aufgebaut haben. Auch bei der Finanzierung haben wir einiges richtig gemacht, indem wir großartige Investoren von unserer Vision überzeugten. In puncto Go-To-Market ist es uns gelungen ultraschnell zu skalieren, da viele Dinge wie Zahnräder ineinandergegriffen haben. Unser Erfolg basiert auf unserem Netzwerk, einem auf Kundennutzen ausgelegten Produkt und unserer partnerschaftlichen Philosophie. Hier haben wir von Anfang an darauf gesetzt, dass die Energiewende nur gemeinsam funktionieren wird und dementsprechend eine White Label Lösung für etablierte Markt-Player gebaut.

Wo steht Rabot Charge in einem Jahr?
In einem Jahr wird Rabot Charge führender Anbieter dynamischer Tarife inklusive einem smarten Energiemanagement in Deutschland sein. Wir werden unser Produkt stetig weiterentwickeln, um es den Bedürfnissen unserer Kund:innen anzupassen. Damit wollen wir Haushalten und Unternehmen Transparenz über ihre Energiekosten ermöglichen und diese massiv reduzieren. Gleichzeitig leisten wir einen aktiven Beitrag zur Energiewende. Darüber hinaus planen wir, Partnerschaften mit großen Energie- und Technologieunternehmen zu schließen, um unser Angebot zu erweitern und Rabot Charge als unverzichtbaren Akteur im Bereich der nachhaltigen Energie zu etablieren.

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Foto (oben): Rabot Charge

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.