#Interview

“Ein hervorragendes Produkt kann auch in schwierigen Zeiten bestehen”

Nach Statista bauen Friedrich Schwandt und Hubert Jakob mit ECDB erneut ein Startup auf. "Die täglichen Herausforderungen sind nicht nur Hürden, sondern auch Quellen für kontinuierliches Wachstum und persönliche Entwicklung", sagt Schwandt zu seinem Neustart.
“Ein hervorragendes Produkt kann auch in schwierigen Zeiten bestehen”
Dienstag, 23. April 2024VonAlexander Hüsing

Die beiden statista-Gründer Friedrich Schwandt (der sein Unternehmen kürzlich verlassen hat) und Hubert Jakob starten nun mit ECDB wieder durch. Beim Hamburger Data Analytics-Startup dreht sich alles um E-Commerce. Kundinnen und Kunden finden beim Unternehmen “alle Informationen zu Retailern, Produktkategorien, Ländern und Konsumenten”. Zum Konzept heißt es weiter: “Die Daten stammen aus einem zentralen Data Cube. Der Ihnen die konsistente Analyse von verschiedenen Blickwinkel ermöglicht.”

“Seit der Gründung haben wir ein Team von 40 großartigen Mitarbeitern aufgebaut, die mit viel Engagement und Expertise die Entwicklung und das Wachstum unseres Unternehmens vorantreiben. Besonders stolz sind wir auf unsere über 350 Kunden, zu denen namhafte Unternehmen und Branchenführer wie Amazon, Google und DHL zählen”, sagt ECDB-Gründer Schwandt zum Stand der Dinge bei seiner neuen Gründung. 

Wie würdest Du Deiner Großmutter ECDB erklären?
E-Commerce ist ein virtueller Marktplatz im Internet, auf dem Menschen und Unternehmen miteinander Produkte oder Dienstleistungen handeln können. Wir als ECDB sind dabei ein Ort, an dem man alle Daten und Fakten rund um das Thema E-Commerce finden kann. So ermöglichen wir es allen Beteiligten, im E-Commerce erfolgreich zu sein.

Wo steht ECDB derzeit?
ECDB wurde am 1. Januar 2022 gegründet und wird von Hubert Jakob und mir gemeinsam geleitet. Seit der Gründung haben wir ein Team von 40 großartigen Mitarbeitern aufgebaut, die mit viel Engagement und Expertise die Entwicklung und das Wachstum unseres Unternehmens vorantreiben. Besonders stolz sind wir auf unsere über 350 Kunden, zu denen namhafte Unternehmen und Branchenführer wie Amazon, Google und DHL zählen. Besonders bemerkenswert ist, dass 80% unserer Kunden aus dem Ausland kommen, was unsere globale Reichweite unterstreicht. Unser Unternehmen erzielt dabei einen durchschnittlichen Umsatz von 10.000 Euro pro Kunde, was die hohe Wertschätzung und das Vertrauen unserer Kunden in unsere Dienstleistungen und Produkte widerspiegelt. Außerdem besuchen insgesamt monatlich rund 150.000 Besucher*innen unsere Website und über unseren Newsletter bzw. LinkedIn erreichen wir regelmäßig eine Audience von mehr als 130.000 Abonnenten*innen.

Vor ECDB hast Du Statista aufgebaut. Wie führte Dein Weg von Statista zu ECDB?
Statista ist und war eine unglaubliche Reise, die ich mit großartigen Freunden und Kollegen über 17 Jahre hinweg unternommen habe. Dabei haben wir Statista zu einem sehr erfolgreichen Generalistenportal entwickelt, das eine Vielzahl von Branchen abdeckt und mittlerweile eine beeindruckende Markenbekanntheit genießt. In den letzten Jahren konnten wir durch die Zusammenarbeit mit Ströer unsere Erfolgsgeschichte fortschreiben und viele neue Impulse setzen. Aber wie das ebenso ist, hatte ich nach so langer Zeit den Wunsch, etwas Neues zu machen. Dabei war es mir wichtig, in einer Branche zu arbeiten, die mir Spaß macht und für die ich mich begeistere: E-Commerce. Im Vergleich zu Statista ist ECDB eine Spezialisten-Plattform, die ausschließlich auf eigene Daten setzt und sich ganz auf die E-Commerce-Branche konzentriert. Hier bauen wir einen Datenwürfel auf, der es uns ermöglicht, tiefe Einblicke in den Online-Handel zu gewinnen und maßgeschneiderte Lösungen anzubieten. Trotz der Neuausrichtung bleibt Statista für uns aber natürlich von unschätzbarem Wert und ein wichtiger Teil unserer Unternehmensstrategie.

Welche Erfahrungen aus Deiner Statista-Zeit helfen nun beim Aufbau von ECDB?
Die Erfahrungen, die wir bei Statista gesammelt haben, sind eine großartige und wertvolle Grundlage für den Aufbau der ECDB. Für uns ist klar, dass der Vertrieb für die ECDB von entscheidender Bedeutung ist. Frei nach dem Motto: “Vertrieb ist alles. Und ohne Vertrieb ist alles nichts.” Deshalb haben wir von Anfang an auf globale Lösungen gesetzt, um unsere Reichweite zu maximieren und potenzielle Kunden weltweit zu erreichen. Diese Strategie hat sich als äußerst erfolgreich erwiesen und es uns ermöglicht, schnell eine starke Präsenz in verschiedenen Märkten aufzubauen. Darüber hinaus haben wir bei Statista unsere Effizienz durch die Automatisierung von Prozessen und die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) gesteigert. Diese Prinzipien sind auch für ECDB von zentraler Bedeutung. Durch die Automatisierung wiederkehrender Aufgaben können wir Ressourcen freisetzen und uns auf strategische Aufgaben konzentrieren. Der Einsatz von KI ermöglicht es uns zudem, Daten schneller und präziser zu analysieren, um fundierte Entscheidungen zu treffen und unseren Kunden wertvolle Erkenntnisse zu liefern. Dabei profitieren wir von bewährten Methoden und Technologien, die sich bereits bei Statista bewährt haben und die wir nun erfolgreich bei ECDB einsetzen, um unseren Erfolgskurs fortzusetzen.

Was reizt Dich generell noch einmal ein Startup zu gründen?
Die Entscheidung, ein Startup zu gründen, wird bei mir von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst. Von zentraler Bedeutung ist dabei insbesondere die Möglichkeit, direkt am Produkt zu arbeiten und aktiv an der Schaffung neuer Innovationen mitzuwirken. Dies ermöglicht es, die eigene Kreativität voll auszuleben und visionäre Ideen in die Realität umzusetzen. Darüber hinaus hat man die Möglichkeit, seine eigene Unternehmenskultur zu gestalten und Werte und Prinzipien zu definieren, die das Unternehmen prägen. Darüber hinaus empfinde ich die Flexibilität und die Schnelligkeit als einen sehr attraktiven Aspekt. Im Gegensatz zu etablierten Unternehmen können wir als Startup agil auf Veränderungen reagieren und schnell Entscheidungen treffen. So können wir uns dynamisch an Marktgegebenheiten anpassen und sich bietende Chancen nutzen. Die täglichen Herausforderungen, denen man sich als Gründer eines Startups stellen muss, sind zudem aus meiner Sicht nicht nur Hürden, sondern auch Quellen für kontinuierliches Wachstum und persönliche Entwicklung. Sie fordern dazu heraus, über Grenzen hinweg zu denken und kreative Lösungen zu finden, um das Unternehmen voranzubringen und erfolgreich zu machen.

Was waren bisher die größten Herausforderungen, die Ihr überwinden musstet?
Eine der größten Herausforderungen für uns war es, den E-Commerce-Markt nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie zu verstehen und uns darauf einzustellen. Die veränderten Marktbedingungen erforderten damals eine rasche Anpassung unserer Strategien und eine umfassende Neubewertung unserer Geschäftsmodelle, um den neuen Realitäten gerecht zu werden: Darüber hinaus stellte die Komplexität, in rund 50 Ländern mit unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen tätig zu sein, eine große Herausforderung dar. Die Notwendigkeit, die steuerlichen Anforderungen in den verschiedenen Ländern zu verstehen und zu erfüllen, erforderte eine sorgfältige Planung und eine robuste Infrastruktur Nur so können wir sicherstellen, dass wir unseren internationalen Kunden einen reibungslosen Service bieten können. Eine weitere große Herausforderung war die Integration von Salesforce in unsere Geschäftsprozesse. Die Implementierung einer neuen CRM-Plattform erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine umfassende Schulung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Integration in unsere bestehenden Systeme und Prozesse. 

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Ich bin optimistisch, weil ich aus Erfahrung weiß, dass eine Krise auch Chancen birgt. Bei Statista haben wir während der Finanzkrise 2008 gesehen, dass ein hervorragendes Produkt auch in schwierigen Zeiten bestehen kann. Diese Erkenntnis hat mir gezeigt, dass wir mit unserer Vision und unserem Engagement auch die aktuellen Herausforderungen meistern werden. Um unsere Stabilität zu gewährleisten, legen wir zudem großen Wert auf eine effiziente Kostenkontrolle und finanzieren uns in den ersten Jahren selbst. Nur so können wir unsere Ressourcen gezielt einsetzen und unsere Ziele konsequent verfolgen.  Diese Strategie schärft zudem unseren Fokus und gibt uns die Unabhängigkeit, die wir brauchen, um langfristig erfolgreich zu sein. Mit diesem soliden Fundament sind wir zuversichtlich und optimistisch, dass wir auch in Zeiten der Unsicherheit und des Wandels erfolgreich sein werden. Wir werden weiterhin innovativ sein, Chancen erkennen und unser Unternehmen voranbringen.

Wo steht ECDB in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir als ECDB weiterhin konsequent in die Entwicklung und Verbesserung unseres Produkts investieren. Unsere Roadmap ist gespickt mit spannenden Veränderungen und innovativen Weiterentwicklungen, die darauf abzielen, unseren Kunden noch mehr Mehrwert zu bieten und ihre Bedürfnisse optimal zu erfüllen. Unser Ziel ist es, uns nicht nur lokal in Hamburg, sondern auch global als wichtiger Akteur im E-Commerce zu etablieren. Trotz unserer ehrgeizigen Ziele bleiben wir bescheiden.  Wir sind uns bewusst, dass jedes Wachstum und jeder Erfolg das Ergebnis harter Arbeit, Teamwork und kontinuierlicher Verbesserung ist. Deshalb werden wir uns weiterhin auf unsere Ziele konzentrieren und hart dafür arbeiten, unseren Kunden auch in Zukunft die bestmöglichen Lösungen zu bieten.

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Foto (oben): ECDB

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.