#Gastbeitrag

Beteiligungen an KI-Startups sind ein Turbo der Digitalisierung

KI ist die Technologie unserer Zeit. Investoren und Unternehmen haben dies erkannt. Vor allem in den USA. Deutschland hinkt noch deutlich hinterher. Dabei gibt es smarte Ansätze auch gerade für den Mittelstand. Ein Gastbeitrag von John Lange.
Beteiligungen an KI-Startups sind ein Turbo der Digitalisierung
Mittwoch, 31. Januar 2024VonTeam

Künstliche Intelligenz (KI) ist aktuell das dominierende Thema im Technologiebereich. Ob Hype oder nicht – die Veröffentlichung von ChatGPT vor rund einem Jahr hat KI in der öffentlichen Wahrnehmung endgültig zum Durchbruch verholfen. Auch Finanzinvestoren und Unternehmen sind endgültig aufgewacht und haben das Thema oben auf die Agenda gesetzt. 

Finanzinvestoren und Unternehmen setzen zunehmend auf KI

Bei den führenden Venture-Capital-Investoren aus dem Silicon Valley ist KI das Top-Thema des Jahres. Zwar fließt dieses Jahr allgemein deutlich weniger Kapital in Startups, aber KI hat dafür gesorgt, dass der Einbruch des Marktes deutlich abgemildert wurde. Der Risikokapitalgeber Kleiner Perkins sieht KI in diesem Jahr als Booster des Gesamtmarktes. Bei Sequoia Capital ist der Anteil von KI-Startups in 2023 von 16% auf 60% gestiegen. Menlo Ventures hat gerade angekündigt, mit ihrem Fonds USD 1,35 Mrd. in KI investieren zu wollen. 

Doch nicht nur Finanzinvestoren setzen auf diese Technologie. Auch Unternehmen erkennen zunehmend das Potenzial. McKinsey hat seine Studie zum Impact von KI auf die globale Wertschöpfung in diesem Jahr aufgrund generativer KI aktualisiert und um 35 – 70% auf USD 17,1 – 25,6 Billionen angehoben. Unternehmen starten KI-Initiativen und KI-Programme, um die Potenziale für ihr Unternehmen zu prüfen und erste Projekte umzusetzen. 

US-Konzerne machen es vor

Doch die Global Player, insbesondere aus den USA, denken größer. Sie stellen große Summen bereit und setzen damit eigene KI-Fonds und Programme im großen Stil auf, um die neuesten KI-Innovationen zu entdecken und für sich verfügbar zu machen. Während Unternehmen wie IBM, Toyota, Qualcomm oder Google seit einigen Jahren systematisch in KI investieren, haben nun u. a. auch Salesforce, Amazon, Baidu und Visa neue Investment-Initiativen für KI gestartet.

KI ist ein Turbo in der Digitalisierung und wirkt tendenziell exponentiell. Das heißt, dass sich die in KI führenden Unternehmen immer schneller in ihrer KI-Kompetenz verbessern. Und im KI-Innovationswettlauf kommt es auf Geschwindigkeit an. Der Zukauf von KI-Innovation stellt hierbei eine Abkürzung dar. Im digitalen Zeitalter sind Startups die Treiber für Innovation und Transformation. Das haben die US-amerikanischen Unternehmen bisher am besten erkannt. Ein aktuelles Beispiel: Amazon hat gerade angekündigt, USD 4 Mrd. in das gerade zwei Jahre alte KI-Startup Anthropic zu investieren, an dem auch Google und SAP beteiligt sind. Andere bekannte Beispiele sind die Beteiligung von Microsoft an Open AI und die Übernahme von Deepmind durch Google. Insgesamt sind die USA dabei, ihre Position als KI-Supermacht immer weiter auszubauen. 

Deutschland hinkt um den Faktor 10 hinterher

Zwar hat gerade das deutsche Startup Aleph Alpha eine für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich große Finanzierung von 500 Mio. Euro von deutschen Konzernen erhalten, darunter die Schwarz-Stiftung, Bosch und SAP. Insgesamt hinken wir hierzulande aber um den Faktor 10 hinterher, gemessen an den Pro-Kopf-Investitionen in KI. Insbesondere der Mittelstand tut sich mit dem Thema Corporate-Venture-Capital, also Investments in Startups, schwer. Die Ursachen dafür sind u. a. wenig Erfahrung im Umgang mit Startups, fehlende Strukturen und Netzwerke in der Startup-Szene und zu wenig Kapital. Dies führt dazu, dass entweder gar keine Startup-Investments getätigt werden, zu wenige oder schlechte. 

Auch für den Mittelstand gibt es smarte Möglichkeiten, in KI zu investieren 

Dabei wäre der deutsche Mittelstand mit seinem Unternehmertum  bzw. Entrepreneurship, seiner Marktnähe, seiner Domain-Expertise und seiner Daten eigentlich ein prädestinierter Partner für KI-Startups. Zumal es smarte Möglichkeiten für Unternehmen gibt, sich auch ohne spezielle Kompetenzen und Ressourcen für KI-Investments an KI-Startups zu beteiligen. Ein Weg führt über eine Beteiligung an auf KI spezialisierten VC-Fonds, die über die Kompetenz, das Netzwerk und das Kapital verfügen, um professionell in KI-Startups zu investieren. Die Voraussetzung ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Mittelstand und Fondsmanagement. Investieren mehrere Unternehmen in den Fonds, so lassen sie die Investitionskosten quasi teilen. Durch die Bündelung der Kräfte können Unternehmen deutlich mehr erreichen als allein.

Gesucht: KI-Startups, die auf der Basis von KI-Anwendungen Lösungen für spezielle Probleme bauen

Gerade bei KI erfordert die Identifikation, Beurteilung und Auswahl der Startups spezielle Kenntnisse und Erfahrungen. Nicht erst seit der Einführung von ChatGPT haben sich viele Startups KI auf ihre Website und in das Pitch-Deck geschrieben. Wer jedoch nur seine Marketingmaterialien mit Hilfe von KI erstellt, ist noch längst kein KI-Startup. Die Beurteilung der eingesetzten KI-Technologie erfordert spezielles Know-how. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie gut die KI ein Problem löst und ob sie dies auch bei anderen Cases genauso gut kann. Gerade bei B2B-SaaS-Modellen steht die Skalierbarkeit des Produktes im Vordergrund. Hierzu muss man dieses in der Tiefe verstehen, was es kann und wo die Grenzen sind.

Erfolgreiche KI-Startups zeichnen sich dadurch aus, dass sie die KI-Technologien ins Zentrum ihrer Problemlösung stellen. Dazu müssen sie KI durchdrungen und in ein Geschäftsmodell umgesetzt haben. Hier sind es keineswegs nur die wenigen großen KI-Infrastruktur-Startups wie Open AI oder Aleph Alpha, die Sprachmodelle und damit die Werkzeuge entwickeln, deren Bewertungen schwindelerregende Höhe erreichen. Spannend sind vor allem jene KI-Startups, die auf der Basis von KI-Technologien Lösungen für spezielle Probleme bauen – entweder vertikal innerhalb einer Branche oder horizontal über Branchengrenzen hinweg. Vor allem im zweiten Fall, bei den sogenannten KI-Enterprise-Anwendungen, ist das Angebot immens. Bei deutlich geringerer Investitionshöhe lassen sich schnell spannende Use Cases identifizieren. Kommen neue KI-Technologien auf den Markt wie jetzt ChatGPT, verstehen es die guten Startups, diese schnell in ihr TechStack zu integrieren und für sich zu nutzen.

Fazit

KI ist die Technologie unserer Zeit. Investoren und Unternehmen haben dies erkannt. Vor allem in den USA. Deutschland hinkt noch deutlich hinterher. Dabei gibt es smarte Ansätze auch gerade für den Mittelstand. Die Kompetenz, die besten und passenden KI Startups zu finden und auszuwählen, basiert auf Wissen, Erfahrung und Netzwerk. Investoren und Unternehmen können direkt starten, wenn sie z. B. mit einem auf KI spezialisierten VC Fonds zusammenarbeiten und darüber diese Kompetenz über die Zeit aufbauen.

Über den Autor
John Lange ist einer der erfahrensten Experten für Corporate Venture Capital (CVC) in Deutschland. Er ist Gründungspartner des europaweiten AI.FUND, einem Risikokapital-Fonds mit dem Ziel, die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) für unternehmerische Investoren zu erschließen. Zudem ist er Mitgründer des Startup-Accelerators AI.STARTUP.HUB und arbeitet eng mit dem KI-Netzwerk AI.GROUP zusammen. Zuvor verantwortete Lange über 13 Jahre lang die Start-up-Investment-Aktivitäten von Axel Springer.

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Foto (oben): Mit KI erstellt