#Interview

“Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken”

Wie lief es 2023 bei 42watt? "2023 war ein bewegtes Jahr. Wir haben unsere Plattform in Riesenschritten weiterentwickelt, unser Team erweitert, die Marke von 1.000 Energieberatungen geknackt und zwei Finanzierungsrunden abgeschlossen", sagt Gründer Jörg Überla.
“Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken”
Dienstag, 16. Januar 2024VonTeam

Das Münchner ClimateTech 42watt, von Marcus Dietmann, Jörg Überla, Ferdinand Zemella und Mario Speck gegründet, positioniert sich als digitaler Energieberater. Contrarian Ventures, BonVenture, PropTech1 Ventures, Felix Jahn (McMakler), Christoph Behn und Obi Squared, der Corporate-Venture-Capital-Arm der Baumarktmarke, investierten bereits in das junge Unternehmen. 

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Jörg Überla einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.

2023 ist gerade rum. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Für 42watt war 2023 ein echt bewegtes Jahr, zumal wir erst seit Mitte 2022 am Markt sind. Wir haben unsere digitale Plattform in Riesenschritten weiterentwickelt, unser Team um viele kluge Köpfe erweitert, die Marke von 1.000 Energieberatungen geknackt und zwei Finanzierungsrunden abgeschlossen. Dazu kam noch die Seed-Extension mit Obi. Weil so viel los war, fällt es mir schwer, mich auf ein einzelnes Highlight festzulegen. Es gab viele kleine Momente, in denen wir gemerkt haben: Unsere Vision – Deutschlands Bestandsgebäude klimaneutral zu machen – kommt an. Sei es in Gesprächen mit glücklichen Kund:innen, potenziellen Partner:innen oder aber mit Investor:innen, die uns gesagt haben: Euer Geschäftsmodell bewegt wirklich was in der Welt, und zwar hier und heute.

Und was lief 2023 bei Euch überhaupt nicht rund?
Die Debatte um das Heizungsgesetz hat sehr viele Menschen verunsichert, auch weil viele Fehlinformationen über die angeblich notwendigen Sanierungsmaßnahmen und -kosten im Umlauf waren. Ich verstehe gut, dass die Politik hier um die beste Lösung ringen muss – aber durch das Hin und Her waren viele Hauseigentümer:innen zeitweise zurückhaltend mit ihren Sanierungsplänen. Und auch die Haushaltssperre im Spätherbst hat uns zu schaffen gemacht, weil plötzlich einige zukunftsweisende Förderprogramme zur Diskussion standen. Das war nicht nur ein Dämpfer für die Menschen, die ihre Häuser sanieren wollen, sondern auch für die deutschen Klimaziele. Ich bin aber optimistisch, dass die Politik hier Lösungen finden wird.

Welches Projekt steht bei Euch für 2024 ganz oben auf eurer Agenda?
2024 werden wir mit 42watt unsere digitale Plattform stark ausbauen – denn wir wollen noch viel mehr erreichen. Wir haben neue Beratungsleistungen in der Pipeline, um die Menschen noch einfacher zu befähigen, ihre eigene Immobilie klimaneutral zu sanieren – im Prinzip so einfach wie ein Netflix-Abo. Denn dorthin muss die Reise gehen. Der Gebäudebestand ist für 30 Prozent des jährlichen CO2-Ausstoßes verantwortlich und damit ein riesiger Hebel, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Und die Menschen müssen von Fachleuten aus erster Hand erfahren, wie sich Klimaschutz für sie bei der eigenen Immobilie auch finanziell rechnet. Dafür treten wir ein, denn: Wer abwartet, muss für den Betrieb einer fossilen Heizung auf Dauer tief in die Tasche greifen.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf 2024?
Deutschland steckt technisch gesehen in einer Rezession. Kaum überraschend, dass das auch an der Startup-Welt nicht spurlos vorbeigeht. Aber ich bin mir sicher: Für richtig gute Ideen und Unternehmen – und davon gibt es jede Menge – wird es 2024 aufwärts gehen. Ich habe in den vergangenen Monaten mit Dutzenden Investor:innen intensive Gespräche geführt – da war trotz der anspruchsvollen Rahmenbedingungen auch immer großer Optimismus zu spüren. Unsere Finanzierungsrunden waren deutlich überzeichnet, das Interesse bleibt groß und wächst weiter. Und aus meiner eigenen Erfahrung als Investor weiß ich: Wer Jahrhundertaufgaben lösen will, findet dafür auch in schwierigen Zeiten Investments. Es gibt also keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken – ganz im Gegenteil. 

Was hast Du Dir persönlich für 2024 vorgenommen?
Ich kann kaum glauben, dass 2023 schon vorbei ist – gefühlt hat es gerade erst angefangen. Eigentlich ist das ein gutes Zeichen – nämlich dafür, wie viel Spaß es mir macht, 42watt aufzubauen. Und gleichzeitig führt mir dieses Gefühl auch vor Augen: Pausen gehören dazu, um geerdet zu bleiben. Ab und zu sollte man innehalten und das Tagesgeschäft auch mal beiseite lassen. Ich bin seit einigen Jahren großer Fan von Vipassana-Meditation, weil ich dabei den Kopf frei kriege und auf ganz neue Gedanken komme. Dafür will ich mir noch mehr Zeit nehmen. Denn es braucht Energie und Ideen: Schließlich wollen wir mit 42watt das Unternehmen aufbauen, das Deutschlands Gebäude klimaneutral macht und die Einhaltung der deutschen Klimaziele bis 2045 ermöglicht. Ein großes Ziel, und es gibt noch sehr viel zu tun. Heißt für 2024 und auch für mich: Weiter mit 42watt richtig was bewegen. 

Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.

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Foto (oben): 42watt