#Interview

“Gute Ideen setzen sich auch unter schwierigen Bedingungen durch”

Wie lief es 2023 bei Complori? "Wir konnten 2023 zu unserer Freude einige Highlights verbuchen. In den Sommerferien waren zu unseren ein- bis zweiwöchigen Codingkursen fünfmal so viele Kinder angemeldet wie noch im Jahr zuvor", sagt Gründerin Amanda Maiwald.
“Gute Ideen setzen sich auch unter schwierigen Bedingungen durch”
Montag, 15. Januar 2024VonTeam

Das Berliner Startup Complori, 2020 von Amanda Maiwald, Antonia Schein und Nikolaj Bewer als codary gegründet, möchte “Programmieren als cooles Nachmittagshobby etablieren”. Zielgruppe sind dabei Jugendliche. Speedinvest, Educapital, Sparkmind.vc, FJ Labs und mehrere Angel-Investor:innen investieren zuletzt 3,5 Millionen Euro in das aufstrebende EdTech. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Amanda Maiwald einmal ausführlich über das kürzlich abgelaufene Jahr.

2023 ist gerade um. Was war das Highlight im vergangenen Jahr bei Euch?
Wir konnten 2023 zu unserer Freude einige Highlights verbuchen. In den Sommerferien waren zu unseren ein- bis zweiwöchigen Codingkursen fünfmal so viele Kinder angemeldet wie noch im Jahr zuvor. Das hat uns natürlich gefreut und auch gezeigt, dass das Thema Digital Future Skills zunehmend größeren Stellenwert bei Familien einnimmt. Wenn wir Kindern die Gestaltung ihrer Zukunft in die Hand geben wollen, dann müssen wir ihnen die nötigen digitalen Zukunftskompetenzen vermitteln. Außerdem konnten wir uns über die Investitionsbank Berlin (IBB) im Rahmen des Pro FIT Programms die maximale Förderungssumme von einer Million Euro sichern und durften uns auch noch über den KfW Award Gründen für das Land Berlin freuen. Ein Ereignis ist mir aber trotz der ganzen tollen Neuigkeiten besonders im Kopf geblieben. Gemeinsam mit dem Digitale Bildung für Alle e.V. haben wir im Mai 2023 unser Bildungsstipendium starten können. Das ist ein absolutes Highlight für uns, da das Stipendium uns ermöglicht, mit unserem Lernangebot auch Kinder aus einkommensschwachen Familien zu erreichen. Und das Schöne: Das Stipendium werden wir auch in 2024 fortsetzen.

Und was lief 2023 bei Euch überhaupt nicht rund?
Leider mussten wir unsere Brand codary im Frühjahr 2023 umbenennen, da wir sonst einen Rechtsstreit riskiert hätten. Es fiel uns nicht leicht, uns von dem alten Namen zu verabschieden. Jetzt sind wir aber total stolz auf unsere neue Brand Complori. Entstanden ist der Name aus einer Kombination aus dem Wort Computer und dem nachtaktiven Äffchen “Plumplori”. Viele Eltern würden uns bestimmt zustimmen, dass Kinder zuhause manchmal auch nachtaktiv – oder zumindest rastlos – sind. Vor allem digitale Inhalte fesseln die Aktivität von Kindern. Mit Complori begleiten wir die Kids durch den Programmier-Dschungel und geben ihnen die Skills an die Hand, mit denen sie Schwung aufnehmen und sich selbst von Ast zu Ast hangeln können

Welches Projekt steht bei Euch für 2024 ganz oben auf eurer Agenda?
Im Jahr 2024 steht Fundraising für uns an oberster Stelle. Nachdem wir im Sommer 2023 erfolgreich unsere Seed-Runde in Höhe von 3.5 Millionen EUR abgeschlossen haben, folgt 2024 nun die nächste Finanzierungsrunde. Wir wollen mit einem neuen Invest unser Angebot ausbauen und unsere Mission weiter vorantreiben, Kinder von passiven Teilnehmer:innen zu aktiven Gestalter:innen ihrer digitalen Zukunft zu machen. Damit einher geht auch, dass wir mit einer neu organisierten Führungsebene in das neue Jahr starten. Unsere Co-Gründerin Antonia Schein verlässt Complori, um sich neuen Herausforderungen zu widmen. Dafür komplettiert nun Alexander Kreutzer als VP Marketing unser Führungsteam. Alexander ist Profi, wenn es um den Bereich Marketing in wachsenden, purpose-driven Startups geht, und wir freuen uns sehr, ihn ab sofort an Bord zu haben.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf 2024?
Klar, die Stimmung unter Gründer:innen hat schon bessere Zeiten gesehen, aber ich blicke 2024 optimistisch entgegen! Der Kapitalmarkt erholt sich ja gerade etwas in der Hoffnung, dass die Leitzinsen gesenkt werden. Das kann auch für die Startup-Szene ein Aufatmen bedeuten, wenn Kapital günstiger und Investor:innen wieder risikofreudiger werden. Generell glaube ich, dass sich gute Ideen auch unter schwierigen Bedingungen durchsetzen werden. Dafür braucht es vor allem Durchhaltevermögen und Überzeugungskraft. Für 2024 wünsche ich mir außerdem, dass in Deutschland endlich mehr Gründerinnen mit Venture Capital gefördert werden. Ende 2022 entfielen nämlich nur fünf Prozent aller VC Deals auf rein weibliche Gründerinnenteams. Das ist eigentlich ein Skandal.

Was hast Du Dir persönlich für 2024 vorgenommen?
Ich mache mir immer viele Neujahrsvorsätze in unterschiedlichen Bereichen: Gesundheit, Beziehungen, Quality Time, Personal Development oder Business. Die Ziele einem bestimmten Teil meines Lebens zuzuordnen, hilft mir, sie auch umsetzen zu können. 2024 liegt mir ein Vorsatz aber besonders am Herzen: Ich möchte mir mehr Zeit nehmen, mein weibliches Netzwerk stärker zu unterstützen, und die Frauen in meinem Umfeld dazu ermutigen, ihre Idee umzusetzen. Auch wenn es noch so klein scheint – aus vermeintlichen Nichtigkeiten kann sich etwas Großes entwickeln. Aus einem Ratschlag, einem ins Leben gerufenen Newsletter oder einer Website kann ein ganzes Unternehmen entstehen. Der erste Schritt ist meistens der schwerste. Deshalb lautet mein Rat an alle Frauen da draußen: Traut euch!

Tipp: Mehr Rück- und Ausblicke findet ihr in unserem Jahresrückblick.

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Foto (oben): Complori