#Interview

“Mein Umzug nach Berlin war die beste Entscheidung”

Hinter nuwo verbirgt sich ein "Büromöbel-as-a-Service"-Dienst. "Hybride Arbeitsplätze sicher und einfach auszustatten ist kein Kinderspiel. Die Ausstattung ist kapitalintensiv und reduziert nicht selten den Cashflow von Unternehmen", sagt Gründerin Lisa Rosa Bräutigam.
“Mein Umzug nach Berlin war die beste Entscheidung”
Montag, 27. November 2023VonAlexander Hüsing

Das Berliner Startup nuwo setzt auf “Homeoffice as-a-Service”. “Wir helfen Unternehmen dabei, die besten Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden einzurichten und zu verwalten – mit Ausstattung, die ein positives Arbeitsumfeld schafft, Wert auf Gesundheit legt und so die Produktivität der Belegschaft erhöht”, sagt Gründerin Lisa Rosa Bräutigam. VR Ventures, IBB Ventures, Haufe Group Ventures und das Unternehmen Takkt investierten zuletzt 2,75 Millionen Euro in das junge Unternehmen.

“Mein Umzug von Mannheim nach Berlin vor nunmehr zwei Jahren, war rückblickend die beste Entscheidung für mich und nuwo. Nicht nur waren die Kontakte, die sich hier im Berliner Ökosystem auftun, super wertvoll für meine persönliche Weiterentwicklung, sondern natürlich auch hinsichtlich Investor:innen für nuwo. Ich bin mit sehr wenigen VC-Kontakten im Februar in unsere erste Runde gestartet, nutzte ab diesem Zeitpunkt aber jedes relevante Netzwerk-Event und Intro für den entscheidenden Elevator Pitch”, blickt Bräutigam zurück.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht die nuwo-Macherin außerdem über Rückenschmerzen, Partnerschaften und Produktivität.

Wie würdest Du Deiner Großmutter nuwo erklären?
Die Arbeitswelt ist nicht mehr die, die sie einmal war. Statt ihre Aufgaben ausschließlich im Büro zu erledigen, verlagert sich der Arbeitsplatz für viele Arbeitnehmende zunehmend auch in die eigenen vier Wände. Dies ist eine enorme Herausforderung für Unternehmen, denn Produktivität entsteht nur in einem Umfeld, in dem Mitarbeitende sich wohl fühlen. Wir helfen Unternehmen dabei, die besten Arbeitsplätze für ihre Mitarbeitenden einzurichten und zu verwalten – mit Ausstattung, die ein positives Arbeitsumfeld schafft, Wert auf Gesundheit legt und so die Produktivität der Belegschaft erhöht.

Wie genau funktioniert Euer Geschäftsmodell?
Hybride Arbeitsplätze sicher und einfach auszustatten ist kein Kinderspiel. Die Ausstattung neuer und bestehender Arbeitsplätze ist kapitalintensiv und reduziert nicht selten den Cashflow von Unternehmen. Darüber hinaus bindet der operative Aufwand – unter anderem Logistik – wertvolle Zeit einer Organisation für wertschöpfende Aufgaben. Nicht zuletzt spielen rechtliche und steuerrechtliche Aspekte eine wesentliche Rolle. Unsere Plattform löst diese Herausforderungen mit einer 360-Grad Lösung für die sichere Ausstattung, Finanzierung und Verwaltung von hybriden Arbeitswelten. Inzwischen konzentrieren wir uns hierbei nicht mehr ausschließlich auf das Homeoffice, sondern haben unser Angebot um die Planung und Ausstattung von Büros erweitert. Über unsere Plattform statten Konzerne und KMUs nicht nur ihre Mitarbeitenden zu Hause gesund und sicher mit Büromöbeln aus, sondern managen und gestalten auch ihre Büroflächen an den verschiedenen Unternehmensstandorten. Zusätzlich zu den physischen Produkten bieten wir unseren Kunden über die Plattform weitere flexibel buchbare Module an, wie Ergonomie-Schulungen, Unterweisung der Mitarbeitenden und die Durchführung der wiederkehrenden Gefährdungsbeurteilung – auch ohne Zugangsrecht zum Heimarbeitsplatz. Damit sind unsere Kunden auch juristisch auf der sicheren Seite.

Wie ist die Idee zu nuwo entstanden?
Inmitten des ersten Lockdowns 2020 und der zahlreichen öffentlichen Debatten um Homeoffice trieb mich die Frage um, wie Unternehmen mit dieser Herausforderung umgehen. Als damals noch verbeamtete Lehrerin hatte ich einen ausgestatteten Heimarbeitsplatz, doch viele meiner Freund:innen klagten bereits nach Wochen auf der Couch, dem Bett und Esszimmerstühlen über gesundheitliche Probleme wie Rückenschmerzen und Verspannungen. Schnell fragte ich mich, wie Unternehmen ihren Mitarbeitenden ohne exorbitante Ausgaben eine professionelle Ausstattung bereitstellen können, wer die Kosten und die Organisation dafür übernimmt und wie sie sich rechtlich und steuerlich absichern. Diese Fragen ließen mich nicht mehr los und die Idee, mit Homeoffice as-a-Service etwas ganz Neues zu wagen, war geboren. Nachdem ich meine Verbeamtung auf Lebenszeit niedergelegt hatte, gründete ich schließlich nuwo.

Wie oder wo hast Du Deine Mitgründer:innen kennengelernt?
Ich habe Anfang 2022 meinen Gesellschafterkreis restrukturiert und Ende 2022 ein neues, erfahrenes Team in die Firma geholt. Meine neuen Mitgründer lernte ich bereits 2021 über LinkedIn kennen. Damals noch als Sparringspartner für den gegenseitigen Austausch von Gründer zu Gründerin. Seit damals sind wir alle vier im engen Austausch geblieben. Philip, Benjamin & Jörn berieten nuwos Tech Infrastruktur. Ich teilte mein Wissen in Sachen B2B Sales, Branding und Marketing. Von Anfang an war uns allen klar: Zusammen bilden wir ein schlagkräftiges Team mit komplett diversem Skillset und gleichem unternehmerischen Mindset. Dass wir dann tatsächlich alle vier 2022 bei nuwo als Team zusammenkamen, war ein unglaublicher Glücksfall und perfektes Timing für die Weiterentwicklung der nuwo-Plattform sowie die Skalierung unseres Geschäftsmodells.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Wir mussten in den wenigen Jahren seit der Gründung schon einige Herausforderungen meistern. Zunächst einmal muss man feststellen, dass die Prozesse, die das Geschäftsmodell von nuwo effizient machen, enorm komplex sind. Die Büromöbelbranche arbeitet weitestgehend analog. Die wesentliche Herausforderung bestand darin, unsere Plattform digital so zu optimieren, sodass wir die gesamte Customer Journey reibungslos für Unternehmen abbilden können. Glücklicherweise waren wir auf der Tech-Seite schon zu Beginn großartig aufgestellt. Die nächste Herausforderung bestand darin, Partner der exklusiven Möbelmarken zu werden. Hier haben wir viel Zeit, Passion und Überzeugungskraft in den Aufbau wertvoller Partnerschaften gesteckt – mit Erfolg. Und zuletzt war es natürlich eine Herausforderung, in einem aktuell eher schwierigen VC-Umfeld eine substantielle Finanzierungsrunde abzuschließen. Wir haben allerdings auch hier die richtigen Investoren gefunden, die genau wie wir der festen Überzeugung sind, dass die Zukunft der Arbeit eine hybride ist.

Ihr konntet bereits mehrere Millionen Investorengelder einsammeln. Wie seid Ihr mit Euren Geldgebern in Kontakt gekommen?
Mein Umzug von Mannheim nach Berlin vor nunmehr zwei Jahren, war rückblickend die beste Entscheidung für mich und nuwo. Sowohl mein professionelles Netzwerk als auch die Weiterentwicklung unseres Geschäftsmodells haben von diesem Schritt nachhaltig profitiert. Nicht nur waren die Kontakte, die sich hier im Berliner Ökosystem auftun, super wertvoll für meine persönliche Weiterentwicklung als Gründerin & CEO, sondern natürlich auch hinsichtlich Investor:innen für nuwo. Ich bin mit sehr wenigen VC-Kontakten im Februar in unsere erste Runde gestartet, nutzte ab diesem Zeitpunkt aber jedes relevante Netzwerk-Event und Intro für den entscheidenden Elevator Pitch.

Wo steht nuwo derzeit, welche Zahlen, Daten und Fakten kannst Du mit uns teilen?
Unser Team ist mittlerweile auf fast 15 Mitarbeitende gewachsen. Die substantielle Finanzierungsrunde von fast 3 Millionen Euro in diesem Jahr war natürlich ein weiterer Milestone. Wir sind sehr stolz, dass heute schon Großkonzerne wie Cognizant und Ramboll sowie der traditionelle Mittelstand auf nuwo setzen. Was uns täglich antreibt, ist die Tatsache, dass wir mit nuwo einen direkten und messbaren Einfluss auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Produktivität eines jeden einzelnen Mitarbeitenden haben.

Wo steht nuwo in einem Jahr?
Mit der Investitionssumme und starken Partnern an Bord setzen wir als Team alles daran, unseren Kunden weiterhin die bestmöglichen digitalen Lösungen bereitzustellen. Mit diesem Fundament sind wir auf einem sehr guten Weg zum Marktführer – als erste digitale Plattform in der traditionellen Büromöbelbranche. Wir freuen uns auf die gemeinsame Reise.

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Foto (oben): nuwo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.