#Interview

“Ich bin ein großer Fan von Fokus-Zeiten und Pausen dazwischen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Mein Tipp für Gründer:innen ist es, den Time to Market so kurz wie möglich zu gestalten, um schnelles Kundenfeedback zu erhalten und eure Idee schnell zu validieren" sagt Tessa Schulz, Gründerin von nordesign.
“Ich bin ein großer Fan von Fokus-Zeiten und Pausen dazwischen”
Freitag, 17. November 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Tessa Schulz, Gründerin von nordesign. Das Startup aus Tübingen bietet alltägliche Haushaltsprodukte in denen “Nachhaltigkeit und Design kombiniert” sind.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Bei nordesign sieht aktuell noch jeder Tag anders aus, auch wenn immer mehr Regelmäßigkeiten eintreffen. Wir starten bei uns im Team im individuellen Arbeitsrhythmus. Zum Beispiel beginnt mein Co-Founder Ferdinand sehr früh morgens, während ich eher später am Morgen und gerne auch spätabends arbeite. Mit dem ersten Kaffee gehe ich zunächst an die Mails von Kunden und Partnern. Am Morgen sind wir im Austausch mit unserem Lager-Team für Wareneingänge und Großbestellungen. Am späteren Vormittag steht ein Team-Call an, und am Nachmittag stehen Daily Tasks im Marketing und Vertrieb an. Einmal pro Woche fokussieren wir uns im Gründer-Team intensiv auf strategische Themen, wie beispielsweise die Produktentwicklung.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Ich bin ein großer Fan von Fokus-Zeiten und Pausen dazwischen. Das bedeutet, auch Pausen und Abschalten, zum Beispiel durch Spaziergänge und Sport während des Tages. Das ist für mich sehr hilfreich, um dann wieder mit klarem Kopf und im individuell passenden Rhythmus weiterzuarbeiten. Da mein Co-Founder Ferdinand und ich auch Geschwister sind, hören Business Talk und der Austausch von Ideen natürlich auch nach der Arbeit nicht immer auf. Wir wissen aber, wie wichtig es ist, durch Zeit abseits der Arbeit, dem Austausch mit Freunden und Sport neue Energie und auch neue Ideen zu sammeln.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Vor der Gründung hätte ich gerne gewusst, welche Konsequenzen Komplexität, ob im Portfolio oder bei unterschiedlichen Vertriebsstrategien, hat. Als First Time Founders haben wir hier zahlreiche Learnings sammeln müssen, um inzwischen zu wissen, wie wichtig ein klarer Fokus bei allen Aktivitäten ist.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Für mich war sicherlich die größte Hürde, kommend aus der Arbeitswelt in großen Konzernen, überhaupt ein Startup ohne jegliche Erfahrung aufzubauen. Darunter fiel das Netzwerk an relevanten Partnern in einer uns fremden Branche aufzubauen, Expertise im Bereich Performance Marketing, Pricing, Logistik und in allen weiteren Bereichen eines Unternehmens im Detail zu entwickeln. Gleichzeitig ist es genau diese Vielseitigkeit und die Lust auf Neues, das mir weiterhin so viel Spaß beim Aufbau unserer Brand nordesign macht.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Fehler gab es sicherlich unzählige, zum Glück aber keine so gravierenden, die unser Unternehmen ernsthaft gefährdet haben. Da nordesign unsere erste Gründung war, haben wir seit dem Start einiges dazu gelernt. Wir sind beide als Co-Founder oft sehr schnell in unseren Entscheidungen, was gut für den Start von nordesign war. Inzwischen müssen wir aber lernen, uns gegenseitig auch zu bremsen, damit uns kleine Schnelligkeitsfehler nicht im inzwischen viel größeren Ausmaß einholen.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Um passende Mitarbeiter:innen für unser Startup zu finden, kooperieren wir mit Hochschulen in unserer Umgebung, haben aber auch schon durch unser privates Umfeld oder Presse-Aktivitäten, z.B. durch einen Podcast, tolle Mitarbeiter:innen gefunden. Auch wenn wir sehr flexibel und viel remote arbeiten, ist uns der regelmäßige persönliche Austausch für die strategische Weiterentwicklung von nordesign wichtig.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Mein Tipp für Gründer:innen ist es, den Time to Market so kurz wie möglich zu gestalten, um schnelles Kundenfeedback zu erhalten und eure Idee schnell zu validieren.

Ohne welches externe Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Asana – Wir nutzen Asana zur Strukturierung all unserer Aktivitäten. Ob Daily Tasks oder langfrisitiges Tracking von Zielen.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Auch in stressigeren Zeiten versuchen wir uns im Team auf die positiven Chancen bevorstehender Projekte zu konzentrieren. Es hilft auch, auf Learnings und Erfolge gemeinsam zurückzublicken. Generell gilt: Die Leichtigkeit nicht verlieren und sich selbst manchmal nicht zu ernst zu nehmen.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Mein wildestes Startup-Erlebnis war gleichzeitig eines unserer größten Retail Projekte: Die deutschlandweite Listung unserer Brand nordesign bei dm-drogerie-markt. Während des Listungs-Prozesses stand unter anderem ein Re-Branding, Website-Umzug für den Ausbau unseres D2C Vertriebs und eine komplette Design-Umstellung unseres gesamten Produkt-Portfolios an. Zusammenfassend: Es wird nicht langweilig.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): nordesign