#Interview

“Wir kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig”

Das junge Unternehmen Rex, das schon Vorwerk Ventures als Investor gewinnen konnte, setzt auf Tierarztpraxen. "Fluch und Segen zugleich bei unserem Unternehmen ist, dass es kein singuläres Bottleneck gibt, welches schwierig zu lösen ist", sagt Gründer Jonathan Loesing.
“Wir kämpfen an vielen Fronten gleichzeitig”
Mittwoch, 25. Oktober 2023VonAlexander Hüsing

Das Berliner PetTech-Startup Rex, 2021 von Jonathan Loesing und Julian Lechner gegründet, versteht sich als “Tierarztpraxis des 21. Jahrhunderts”. Das junge Unternehmen schreibt in eigener Sache: “Wir schaffen ein System, das alle Prozesse einfach abbildet – einfache Terminverwaltung, Patientenakte und Abrechnung. 100% des Tages am Telefon – das ist Vergangenheit”. Vorwerk Ventures, Calm/Storm, Picus Capital und mehrere Business Angels investierten zuletzt 5 Millionen Euro in die Jungfirma.

“Wir sind vor einem Jahr mit unserer ersten Praxis an den Start gegangen, haben dann viel in die Entwicklung unserer eigenen Tech investiert, einen zweiten Standort gelauncht und eröffnen bald den dritten Standort. Inzwischen haben wir circa 30 Mitarbeiter, mehrere tausend Behandlungen durchgeführt und in vielen Fällen Leben gerettet”, erzählt Gründer Loesing zum Stand der Dinge bei Rex. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Rex-Macher außerdem über Papierkram, Marketingkampagnen und Bugs.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Rex erklären?
Hallo Oma! Also: Rex ist ein junges Unternehmen, das Tierarztpraxen aufbaut und betreibt. Dabei haben wir den Anspruch, den Tierarztbesuch für Halter und Tiere möglichst angenehm und stressfrei, und den Tierarztberuf für unsere MitarbeiterInnen spannend und erfüllend zu gestalten. Aktuell betreiben wir bereits zwei Praxen, die dritte öffnet bald. Außerdem können unsere Kunden sehr einfach über ihr Handy Termine bei uns buchen und so den ganzen medizinischen Papierkram umgehen.

Was waren die größten Herausforderungen, die Ihr bisher überwinden musstet?
Fluch und Segen zugleich bei unserem Unternehmen ist, dass es kein singuläres Bottleneck gibt, welches schwierig zu lösen ist, wir aber dafür an vielen Fronten gleichzeitig kämpfen: wir entwickeln Gewerbeimmobilien, eigene Software, bauen eine Consumer-Marke auf, bauen eine Arbeitgebermarke auf, und leiten lokal verteilte und operativ komplexe Geschäfte. Somit gibt es immer wieder vielseitige Herausforderungen – aber nichts, was sich nicht mit Grips und Fleiß bewältigen lässt.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Aktuell ganz einfach, wie bei anderen Tierärzten auch: Kunden kommen rein, unsere fest angestellten Tierärzte behandeln die Tiere, und wir rechnen mit den Kunden anhand der GOT ab – Gebührenordnung der Tierärzte. In der Zukunft wollen wir dann über unsere digitale Plattform noch weitere Produkte und Services an unsere Kunden vertreiben.

Wie ist überhaupt die Idee zu Rex entstanden?
Ich bin schon als Kind mit verschiedensten Haustieren aufgewachsen, daher war mir das Thema immer nah. Die letzten Jahre habe ich dann in der Unternehmensberatung an vielen Healthcare-Projekte mitgearbeitet. Da wurde klar, dass es in der Tiermedizin vor Ort noch an einer starken Marke mangelt, die mit einem großen UX-Fokus etwas frischen Wind reinbringt.

Es herrscht derzeit Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf die aktuelle Eiszeit?
Es gab tatsächlich über eine längere Periode eine Art Schockstarre, in der wenige Deals abgeschlossen wurden und Valuations im freien Fall waren. Basierend auf dem, was ich über Funding-Runden im zweiten Quartal 2023 gehört habe, sieht es jedoch langsam besser aus.

Wie hat sich Rex seit der Gründung entwickelt?
Wir sind vor einem Jahr mit unserer ersten Praxis an den Start gegangen, haben dann viel in die Entwicklung unserer eigenen Tech investiert, einen zweiten Standort gelauncht und eröffnen bald den dritten Standort. Inzwischen haben wir circa 30 Mitarbeiter, mehrere tausend Behandlungen durchgeführt und in vielen Fällen Leben gerettet!

Blicke bitte einmal zurück: Was ist seit dem Start so richtig schief gegangen?
Wir haben wie jedes Startup eine Reihe kleiner Fehler gemacht – von Bugs in der eigenen Software bis schlechten Marketingkampagnen war sicher viel dabei. Bisher sind wir aber noch nie so richtig ‘gegen die Wand gefahren’, sondern haben immer relativ schnell den Kurz korrigieren können.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Im Hiring! Wir haben ein sehr fleißiges und schnelles Team und eine wunderbare interne Unternehmenskultur. Ich bin unglaublich stolz auf unsere Rexies!

Wo steht Rex in einem Jahr?
Hoffentlich haben wir einige weitere Praxen mit vielen neuen Teammitgliedern eröffnet. Idealerweise sind wir dann auch schon außerhalb von Berlin präsent – das ist für uns der nächste große Schritt. Außerdem hoffe ich, dass unsere digitale Plattform um viele weitere Features ausgebaut und unsere App bis dahin releast wurde.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.