#Gastbeitrag

So kommen Startups jetzt wieder auf Wachstumskurs

Jedes Unternehmen und insbesondere Start-ups sollten ihren Fokus auf das Kerngeschäft legen. Ausgaben und Projekte, die nicht direkt zum Erfolg des Unternehmens beitragen, müssen einer kritischen Evaluation unterzogen werden. Ein Gastbeitrag von Willi Ruopp.
So kommen Startups jetzt wieder auf Wachstumskurs
Freitag, 29. September 2023VonTeam

Nach herausfordernden Jahren durch die Corona-Krise nimmt der wirtschaftliche Druck in Deutschland nicht ab. Die steigenden Leitzinsen machen Kredite auch für Unternehmer:innen und Investor:innen teuer. Von diesen Auswirkungen sind besonders Start-ups und Jungunternehmen betroffen, die häufig auf externe finanzielle Unterstützung angewiesen sind. Auch für uns waren die letzten Jahre geprägt von globalen Krisen wie steigenden Energiekosten und Inflation. Wie wir diesen Herausforderungen begegnet sind und welche Learnings wir sammeln konnten, erzähle ich in diesem Gastbeitrag.

Laut des Startupdetectors im Handelsblatt haben allein im ersten Quartal 2023 rund 67 deutsche Start-ups Insolvenz anmelden müssen – im Vorjahreszeitraum lag die Zahl noch bei 39 Unternehmen. Die Aussichten für das zweite Quartal sehen nicht besser aus: Ein neuer Höchststand ist zu erwarten. Um einer Insolvenz zu entgehen, entlassen momentan viele Start-ups Mitarbeitende. Doch welche alternativen Maßnahmen können ergriffen werden, um langfristig am Markt zu bestehen und ein stetiges Wachstum verzeichnen zu können? 

Sparen, sparen, sparen: Effizienz durch Kostendisziplin 

Es gibt verschiedene Ansätze für Unternehmen, um Ausgaben zu optimieren und finanzielle Stabilität zu sichern. Im Zentrum jeder Maßnahme sollte jedoch die Kostendisziplin und -übersicht stehen.

Aus dem Wachstumsdrang heraus tendieren Unternehmen dazu, neue Mitarbeitende einzustellen. Bereits in der Recruiting-Phase sollten Start-ups jedoch genau prüfen, ob das Besetzen von neuen Positionen im Unternehmen zwingend notwendig ist. Mit einer Umstrukturierung im Team, der Neugestaltung von ineffizienten Prozessen und einer Optimierung des Aufgabenbereichs, können Kosten und Zeit gespart werden. Interne Recruiting-Maßnahmen ermöglichen zudem Mitarbeitenden, sich innerhalb des Unternehmens weiterzuentwickeln und die eigenen Qualifikationen auszubauen – eine Win-Win-Situation für beide Parteien.

Ein weiterer Aspekt, der häufig ineffizient organisiert ist und versteckte Kosten entstehen lässt, ist der Einsatz von Tools im Unternehmen. Im Laufe der Zeit häufen sich Software-Abonnements, von denen einige nicht mehr zum Einsatz kommen. Daher sollte auch in diesem Bereich darauf geachtet werden, dass nur diejenigen Tools behalten werden, die konsequent genutzt werden, einen wirklichen Mehrwert bieten und für das Kerngeschäft relevant sind. 

Fokussiert bleiben: Was ist das Kerngeschäft?

Jedes Unternehmen und insbesondere Start-ups sollten ihren Fokus auf das Kerngeschäft legen. Ausgaben und Projekte, die nicht direkt zum Erfolg des Unternehmens beitragen, müssen einer kritischen Evaluation unterzogen werden. Zudem ist es wichtig, die Ausgaben diszipliniert zu kanalisieren und sicherzustellen, dass sie in die richtigen Bereiche fließen. Eine konsequente Prozesskostenanalyse und ein effektives Performance-Management können hierbei hilfreiche Tools sein, um die Kosteneffizienz zu steigern. Eine Scorecard beispielsweise ist ein unverzichtbares Instrument zur Messung, Bewertung und Optimierung der Leistung des eigenen Unternehmens. Sie ermöglicht es Manager:innen, sich einen Überblick über die Performance des Teams zu verschaffen und fundierte Entscheidungen zur Leistungsverbesserung zu treffen. Aber auch für Mitarbeiter:innen können Performance Scorecards als Fahrplan zum Erfolg dienen, da sie ihnen dabei helfen, ihre Leistungen und Fortschritte im Vergleich zu gesetzten Zielen und Standards zu messen und an diese anzugleichen. 

Quo vadis Start-up-Szene?  

Im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld gestaltet sich der Abschluss von Folgefinanzierungsrunden zu attraktiven Konditionen weiterhin schwierig. In dieser Situation kann eine Bridge Finanzierungsrunde eine sinnvolle Option sein. Mit einer Bridge Finanzierung wird der Zeitraum bis zur nächsten “richtigen” Finanzierungsrunde überbrückt. Sie wird in der Regel von den Bestandsinvestoren bereitgestellt und erfolgt in der Regel in Form eines Gesellschafter- oder Wandeldarlehens. Alternativ kann eine Zwischenfinanzierung auch über Kredite in Form von Venture Debt erfolgen. 

Eine Finanzierungsrunde in wirtschaftlich unbeständigen Zeiten wie diesen birgt allerdings gewisse Risiken. Gerade aktuell ist zu beobachten, dass neue Maßstäbe für eine Bewertung gesetzt werden. Ging es vormals primär um Wachstumsprognosen, ist das Stichwort heute Profitabilität. Aktuell ist vermehrt zu beobachten, dass Start-ups Finanzierungsrunden mit einem Bewertungsabschlag zur vorherigen Finanzierungsrunde durchführen.  Bei diesem Szenario spricht man von einer Down Round. Down Rounds sind insofern ein Risiko, als dass sie von Investor:innen leicht als Indikator für Schwäche im Business Modell  interpretiert werden und so für Zurückhaltung in der nächsten Finanzierungsrunde sorgen.

Die Prognosen für 2024 geben jedoch Hoffnung. So schätzt der International Monetary Fund für Deutschland im nächsten Jahr ein Wachstum von 1,3 %. Entsprechend sieht auch die Finanzierungslage für Start-ups zukünftig wieder besser aus. Dennoch ist es wichtig, nicht überoptimistisch zu planen und die Kosten im Blick zu behalten sowie notwendige Anpassungen im Unternehmen vorzunehmen, um eine nachhaltige finanzielle Basis zu schaffen. Durch eine solide finanzielle Planung und eine realistische Einschätzung der eigenen Ressourcen können Start-ups langfristig wirtschaftliche Stabilität erreichen.

Über den Autor
Willi Ruopp ist CEO von CNC24.

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Foto (oben): Shutterstock