#Interview

“Es ist wirklich lächerlich, was wir alles nicht nutzen durften”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Ich glaube, dass es unglaublich wichtig ist, allen im Team auf Augenhöhe zu begegnen. Zwar darf jeder mal einen schlechten Tag haben, aber scharfe Töne gibt es bei uns nicht" sagt Toyah Diebel von Buttz.
“Es ist wirklich lächerlich, was wir alles nicht nutzen durften”
Freitag, 8. September 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Autorin, Podcasterin und Multiunternehmerin Toyah Diebel, die vor kurzem Buttz gegründet hat. Das Lingerie-Startup hat es sich zum Ziel gesetzt, “Unterwäsche zu kreieren, die nicht einschneidet, der Haut schmeichelt und für gute Laune sorgt”.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Bevor ich ganz klassisch den Laptop aufklappe, muss ich erst mal Kinder zur Kita bringen. Dann Kaffeemaschine und Slack hochfahren. Montags gibt es bei uns außerdem direkt als ersten Termin einen sogenannten Status. Das bedeutet, jeder fasst für den Rest zusammen, was für ihn oder sie die Woche ansteht.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich muss selbst lachen, während ich das schreibe: Mit Sofa und Trash-TV! Diese Kombi pustet mir jeglichen Arbeitsgedanken aus dem Kopf.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass es für mich als Mutter utopisch ist, mit zwei Kleinkindern glücklich Vollzeit zu arbeiten. Schon gar nicht beide Elternteile. Viele Kompromisse, viel Zurückstecken und Frust stehen da immer wieder auf der Tagesordnung. Ich will nicht sagen, dass eine Gründung Kinder ausschließt, im Gegenteil. Man hat dann eben zwei Vollzeitjobs. Aber ganz ehrlich, vielleicht ist es auch gut, dass man manche Dinge vorher nicht so genau weiß.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Die strengen Restriktionen durch Google und Meta. Es ist nach wie vor super schwierig für uns, Ads zu schalten, die unserem ästhetischen Anspruch entsprechen. Wir verkaufen nun mal Unterhosen, die Hintern verpacken. Nackte Haut, insbesondere nackte Frauen, sind für amerikanische Konzerne jedoch nach wie vor eine große Gefahr. Es ist wirklich lächerlich, was wir alles an Marketingmaßnahmen nicht nutzen durften.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Dass nicht alles, was ich visuell schön finde, auch aus Marketingsicht funktioniert. Und Fehleinschätzungen von Zielgruppen. Es lohnt sich wirklich sehr, Feldstudien zu betreiben, um zu wissen, wen man überhaupt ansprechen möchte.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Ich nutze am liebsten Social-Media-Plattformen, weil ich dort Leute ansprechen kann, die sowieso schon an der Marke Buttz interessiert sind. Für mich ist es weniger wichtig, ob jemand zehn Jahre Berufserfahrung hat oder direkt aus dem Studium kommt. Wenn die Begeisterungsfähigkeit da ist, sich und das Unternehmen weiterzuentwickeln, stehen die Sterne gut für eine Zusammenarbeit.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Seid mutig, Dinge auszuprobieren. Ich lebe auf einem Friedhof von Ideen und Projekten, die es eben nicht geschafft haben. Es muss überhaupt nichts bedeuten, wenn ein Vorhaben nicht funktioniert. Einfach direkt das nächste probieren.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir arbeiten viel Remote, weswegen Slack und Asana unsere Team-Kleber sind.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Emojis? (lacht) Ich glaube, dass es generell unglaublich wichtig ist, allen im Team auf Augenhöhe zu begegnen. Zwar darf jeder mal einen schlechten Tag haben, aber scharfe Töne und dieses typische “von oben herab” gibt es bei uns nicht. Das habe ich lang genug selbst erlebt.

Was war dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Ich vermute, meine Fehlbestellungen von Verpackungen waren schon immer die Wildesten. 40.000 Unterhosen von Hand verpacken? 5000 Bauchhöhle bekleben? Ich weiß nicht, warum mir das so oft passiert ist. Vielleicht liebe ich ja Verpacken.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto: Buttz, Christian Hasselbusch