#Gastbeitrag

5 Tipps, wie soziales Unternehmertum wirtschaftlich erfolgreich sein kann

Vor mehr als fünf Jahren wurde share als Social-Entrepreneur-Startup gegründet. Mitgründer Ben Unterkofler zieht in diesem Gastbeitrag Bilanz und teilt fünf Erkenntnisse, wie soziales Unternehmertum wirtschaftlich erfolgreich sein kann.
5 Tipps, wie soziales Unternehmertum wirtschaftlich erfolgreich sein kann
Donnerstag, 31. August 2023VonTeam

Purpose und Nachhaltigkeit begegnen uns heute in Werbetexten quer durch alle Branchen. Als wir vor rund fünf Jahren mit share an den Start gegangen sind, war das noch anders. Unser Anspruch war es aber damals schon, zu beweisen, dass wirtschaftlicher Erfolg und sozialer Impact sich nicht ausschließen, sondern sogar gegenseitig verstärken können. Das Prinzip ging auf: Je erfolgreicher share als Unternehmen wurde, desto mehr Shares haben wir generiert. Shares, das sind die Eins-zu-Eins-Spenden, die mit jedem Kauf eines unserer Produkte ausgelöst werden: Wer beispielsweise ein share-Wasser kauft, spendet damit einen Tag Zugang zu sauberem Trinkwasser für einen Menschen in Not.

Mit den Shares wollen wir Hilfe für Menschen in den Alltagskonsum einbauen, der ohnehin stattfindet. Diese Vision wurde in den vergangenen fünf Jahren einer Feuertaufe unterzogen. Etwa die Hälfte dieser Zeit begleiten uns eine hohe Inflation, multiple Krisen, eine globale Pandemie und zuletzt ein Krieg vor den Toren der EU. Es waren also keine einfachen Zeiten, um ein Impact-Unternehmen mit innovativem Geschäftsmodell aufzubauen. Was ich als Gründer in dieser Zeit gelernt habe, möchte ich hier gerne teilen.

Suche dir Partner, die den Markt kennen

Von Anfang an haben wir großen Wert darauf gelegt, unsere Produkte und Ideen zusammen mit Partnern und Co-Kreatoren zu entwickeln, die ihren Markt sehr gut kennen. Besonders gilt das in unserem Fall für die Supermarktkette REWE und die Drogeriekette dm, mit denen wir unsere ersten Produkte entwickelt haben. So gab es die share-Angebote schon ab dem ersten Tag in mehr als 5.000 Geschäften deutschlandweit zu kaufen. Diese Erfahrung hat uns gezeigt: Auch als Startup lohnt es sich, die Energie zu investieren, um gleich zu Beginn starke Partner anzusprechen und von der eigenen Idee zu überzeugen und von ihnen zu lernen.

Sozial alleine reicht nicht – die Qualität muss stimmen

Egal, wie sozial ein Produkt ist – es wird nur Erfolg haben, wenn auch die Qualität stimmt. Deshalb haben wir bewusst Partnerschaften mit renommierten Unternehmen wie ING und congstar geschlossen. Dank ihrer Expertise können wir sicherstellen, dass unsere Produkte den höchsten Qualitätsstandards entsprechen und unsere Kund:innen uns dauerhaft vertrauen. Das share Prinzip funktioniert nur dann, wenn die Produkte auch wiederholt gekauft werden.

Schaue auf den Markt, statt dich in eigene Ideen zu verlieben

Wer zu verliebt in seine eigenen Ideen ist, übersieht zu schnell Dinge, die gegen sie sprechen. Ursprünglich hatten wir beispielsweise geplant, ein eigenes Bankprodukt zu entwickeln – eine viel zu komplexe Aufgabe. Selbst Zahnbürsten sind ein unfassbar komplexes Produkt, wie wir feststellen mussten. Wir konnten sie nicht wettbewerbsfähig auf den Markt bringen. Deshalb gilt: Analysiert den Markt und die potenzielle Konkurrenz, bevor ihr handelt – und wiederholt diese Analyse auch bei bereits eingeführten Produkten regelmäßig.

Hinterfrage deine eigene Arbeit regelmäßig

Der anfängliche Hype um ein Startup ebbt irgendwann ab. Daher ist es entscheidend, kontinuierlich das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Wir haben zu Beginn zum Beispiel große Erfolge mit unseren hochpreisigen Produkten erzielt, aber in Krisenzeiten funktionierte dieses Segment plötzlich nicht mehr so gut. Deshalb mussten wir unser Portfolio anpassen und verstärkt erschwingliche Produkte anbieten. Auch hier gilt: Verliebe dich nicht zu sehr in alte Erfolge oder eigene Pläne. Der Markt hat das letzte Wort. 

Wirtschaftlichkeit und soziales Engagement können sich gegenseitig verstärken

Unsere Reise bis hierhin war nicht einfach und wir mussten uns bereits an mehreren Stellen neu erfinden. Trotzdem sind wir überzeugt: Sie hat gerade erst begonnen. Wie viele andere soziale Unternehmen stehen wir für eine große Idee: Dass unsere Wirtschaftsordnung nicht nur in der Lage ist, für Wachstum zu sorgen, sondern auch für mehr Gerechtigkeit. Zu beweisen, dass das auch in Krisenzeiten möglich ist, dazu sehen wir uns in der Pflicht. Jedes Unternehmen, egal wie groß oder wie alt, kann einen Beitrag leisten – und nicht trotzdem, sondern gerade deshalb auch wirtschaftlich erfolgreich sein.

Über den Autor
Als Co-Founder von share verantwortet Ben Unterkofler unter anderem die Entwicklung neuer Geschäftsbereiche. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Internationale Politische Ökonomie an der Universität zu Köln und der LSE in London. Vor der Gründung von share schlug er eine politische Karriere im Deutschen Bundestag und im Europäischen Parlament ein und war zu Beginn seiner Karriere als Schauspieler tätig.

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Foto (oben): Shutterstock