#Interview

“Es ist wirklich hart, eine Marke bekannt zu machen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Immer einen Plan B in der Tasche haben. Und auf jeden Fall wirklich jedem von der Idee und seinem Business erzählen", das sind Tipps die Dominic Hammann, Gründer von portance, anderen Gründer:innen mit auf den Weg gibt.
“Es ist wirklich hart, eine Marke bekannt zu machen”
Mittwoch, 26. Juli 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Dominic Hammann, Gründer von portance. Das Essener Startup bietet “geruchsfreie Premium Sportmode, handgefertigt in Europa”.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Ich starte mit einem ersten frischgebrühten Kaffee, bevor der Laptop aufgeklappt wird. Ein Muss. Und dann erst schaue ich auf mein Smartphone und in meine Arbeits-Emails. Meine erste tägliche Aufgabe: Eine To-Do-Checkliste mit wichtigen Aufgaben für den Tag anfertigen.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Meistens lese ich ein gutes Buch und versuche, die Screentime am Abend zu minimieren. Wenn ich es in der Mittagspause nicht geschafft habe, dann gehe ich ins Gym.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Gerne hätte ich gewusst, wie hart es wirklich ist, eine Marke bekannt zu machen und die ersten Sales – von Fremden – zu bekommen. Außerdem: Gerne hätte ich vorher gewusst, wie viel Bürokratie und Papierkram es in Deutschland wirklich noch braucht, um zu gründen.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Ich musste mehr als drei Monate auf meine Steuernummer warten, das war schon ein Stück. Und: Als Branchenfremder kannte ich mich nicht in der Fashionbranche aus: Eine große Hürde war es daher, ein Netzwerk aus Textilfabriken in Europa zu finden, die bereit waren mit einem Startup zusammenzuarbeiten und neue, innovative Produkte im Athletic Wear Bereich zu entwickeln.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Die größten Fehler zu Beginn saßen im Produkt und im Design unserer Athletic Wear. Hier habe ich mir nicht direkt von Anfang an Hilfe geholt. Erste Produkte wurden auf Basis meiner Ideen entwickelt und dann in Kleinserie ohne Kundentests produziert. Ich habe viel Geld verbrannt und würde diesen Fehler so nicht mehr machen. Ich habe gelernt, dass die Hilfe in Form unserer Design-Expertin und Freelancerin einen großen Mehrwert bietet und zusammen im Team und mit regelmäßigen Feedbackschleifen bessere Ideen und wirklich gute Produkte entstehen können.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Meiner Meinung nach ist gutes Netzwerken hier die halbe Miete. Was mir geholfen hat, ist das Netzwerk aus meinem alten Job und ehemalige Kollegen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Man sollte sich vorher bewusst werden, was es wirklich heißt Gründer zu sein, mit allem, was dazu gehört. Das heißt in der Regel alle Höhen und Tiefen des Startups in den verschiedenen Phasen mitzuerleben und aktiv zu steuern. Nie das Ziel und die Vision aus den Augen verlieren, wenn es schwierig wird oder kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht ist. Immer einen Plan B in der Tasche haben. Und auf jeden Fall wirklich jedem von der Idee und seinem Business erzählen.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Ohne Shopify hätten wir keinen Online-Shop und das wäre für portance als Direct to consumer Fashion Brand im E-Commerce undenkbar!

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Gerade zu Beginn, wenn man die Erfolge noch nicht so richtig feiern kann und die Strecke zum Go Live noch lange ist, dann ist Motivation und das Teilen der Vision ein Muss. Das geht zum Beispiel, indem man gemeinsam an Zielen und der Strategie arbeitet, sich austauscht, was das Startup erreichen will und sich so gegenseitig motiviert und zur Verantwortung zieht. Dabei ist aber auch wichtig, dass man sich auch Zeit zum Kennenlernen außerhalb des Kernbusiness nimmt. So zum Beispiel beim Teamdinner, gemeinsamen Messebesuchen und regelmäßigen (Online-)Events.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Wir haben portance im Rahmen einer Crowdfunding Kampagne gelauncht, für die ein Kampagnenvideo gedreht wurde. Als die Prototypen unserer smarten und geruchsfreien Sportmode bis 3 Tage vorm Dreh noch nicht geliefert wurden und uns die Zeit für den Versand zu knapp wurde, habe ich mich am Tag vor dem Videodreh selbst in den Flieger gesetzt, um die letzten Portotypen in unserer Partnermanufaktur abzuholen, wo sie bis zur letzten Minute noch fertiggestellt wurden. Morgens hin, die Einzelteile ins Handgepäck und abends zurück. So etwas geht nur dank unserer kurzen Wege zu den tollen Partnern und #madeineurope.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): portance