#Gastbeitrag

Warum Gründer:innen Mentor:innen brauchen

Ich wünsche mir, dass wir innerhalb der Startup-Szene noch stärker das Mentoring für uns entdecken, denn eigentlich reichen dafür schon zwei Eigenschaften: Gut zuhören können und bereit zu sein, Menschen nicht fertige Antworten zu liefern. Ein Gastbeitrag von Fredrik Harkort.
Warum Gründer:innen Mentor:innen brauchen
Donnerstag, 22. Juni 2023VonTeam

Gründen macht einsam. Weil man als Gründer:in mit seinen Problemen ziemlich oft ziemlich allein ist. Und Probleme hat man als Gründer:in ständig: Rund ums Produkt funktioniert was nicht. Im Recruiting hakt’s. Die Skalierung klappt nicht. Oder die Finanzierung ist ungeklärt. Fuck-Ups überall. Aber drüber reden? Mit den Mitarbeitenden? Schwierig, weil naturgemäß nicht auf Augenhöhe. Mit Freunden? Sind meist in ganz anderen Welten unterwegs. Mit Partner:in und Familie? Kriegen schon genug schlechte Launen ab. Die Eltern? Verstehen doch gar nicht, was man tut. Coaches? Haben nie das aufgebaut, was man selbst aufgebaut hat und können die Probleme deshalb kaum nachvollziehen.

Es bräuchte Selbsthilfegruppen für Gründer:innen

Die Lösung? Andere Gründer:innen. Sie stehen vor denselben Herausforderungen und Problemen, machen dasselbe durch und verstehen die persönliche Perspektive. Es braucht also ganz einfach eine Selbsthilfegruppe für Gründer:innen. Oder? 

Klingt gut. Zu gut, um wahr zu sein. Unter lauter Alphatieren will niemand Schwäche zeigen. Wenn man sich auf Startup-Events trifft und die obligatorische Wie-läuft’s-bei-dir-Frage kommt, lautet die Antwort selbstverständlich immer: Super! Selbst dann, wenn man nicht weiß, ob die eigene Firma in sechs Monaten überhaupt noch existiert. 

Was gute Mentor:innen ausmacht

Man muss sich also auf eigene Faust Hilfe holen. Mein Rat: Such dir Mentor:innen. Such dir Menschen, die das erlebt haben oder erleben, was du erlebst. Die wissen, wie man das durchsteht. Die dir einen wirklich qualifizierten, durch Erfahrungen untermauerten Rat geben können. An deren Erfahrungsschatz du teilhaben darfst. 

Aber wer kommt als Mentor:in in Frage? Ich sage klipp und klar: Richtig gute Mentor:innen machen das Mentoring nicht, um Geld zu verdienen. Sie machen es aus Überzeugung. Weil sie helfen wollen. Weil es ihnen Freude macht. Weil sie Bock haben, ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen. Weil der Austausch auch für sie Mehrwert bringt. Für ihr Unternehmertum.

No Bullshit – sonst funktioniert es nicht

Wie das praktisch aussehen kann? Ich treffe mich seit mehreren Jahren alle zwei Monate auf einem Segelboot in wechselnder Besetzung mit anderen Gründer:innen. Wir schippern ein bisschen über einen Brandenburger See und nutzen die Abgeschiedenheit und Intimität des Bootes, um uns über aktuelle Herausforderungen und Probleme auszutauschen. Um uns auszukotzen und auch mal auszuweinen. 

Es gibt zwei Regeln. Nummer eins: Wer mitmachen will, muss Unternehmer:in sein – aus den oben genannten Gründen. Du musst einfach nachfühlen können, was es bedeutet, an der Spitze der eigenen Company zu stehen. Regel Nummer zwei: no Bullshit. Wir machen uns nichts vor. Wir sagen uns in aller Offenheit, wo wir gerade strugglen. Weil nur dann können wir uns auch gegenseitig helfen. 

Und: Als mich unabhängig voneinander zwei Gründer angesprochen haben, ob ich sie auf ihrem Weg unterstützen kann, habe ich sofort Ja gesagt. Erstens, weil ich selbst massiv von Mentor:innen profitiert habe. Zweitens, weil ich bei meinem EdTech-Startup cleverly gerade tausendfach sehen kann, wie schon Kids bei gutem Mentoring wachsen können. Wie krass sind dann die Potenziale, wenn wir Lernen wirklich lebenslang denken! Und drittens, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns innerhalb der deutschen Startup-Community gegenseitig supporten müssen, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich sein zu können.

Ich wünsche mir, dass wir innerhalb der Startup-Szene noch stärker das Mentoring für uns entdecken, denn eigentlich reichen dafür schon zwei Eigenschaften: Gut zuhören können und bereit zu sein, Menschen nicht fertige Antworten zu liefern, sondern sie zu befähigen. Gemeinsam sind wir weniger einsam. 

Über den Autor
Fredrik Harkort, Jahrgang 1979, ist Vater und Gründer von cleverly. Das EdTech-Startup unterstützt mit seinem Online-Coaching-Angebot Schüler:innen dabei, gut gerüstet im Schulalltag zu sein und in eine glückliche berufliche Zukunft zu starten. Das Startup aus Berlin bietet Coachings für persönliche Kompetenzen (z. B. Selbstvertrauen, Schul- und Prüfungsangst) sowie schulische Kompetenzen (etwa Lernmotivation). Ergänzt wird das Angebot durch Nachhilfe in allen gängigen Schulfächern. 

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Foto (oben): Shutterstock