#Interview

“Ich musste tatsächlich lernen, Aufgaben abzugeben”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Brennt für eure Idee! Motiviert euch jeden Tag selbst. Die Motivation wird mal mehr, mal weniger, mal schwer fallen, mal einfach sein. Wichtig ist, bleibt am Ball", gibt babafresh-de-Gründer Orhan Esgin anderen Gründer:innen als Tipp.
“Ich musste tatsächlich lernen, Aufgaben abzugeben”
Freitag, 31. März 2023VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Orhan Esgin, Gründer von babafresh.de, einem Lieferdienst für türkische Lebensmittel in Deutschland.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Bei mir hat es sich so eingelebt, dass ich meine To-Dos kurz vor Feierabend für den Folgetag vorbereite. So komme ich morgens ins Büro, mache mir einen Kaffee und setze mich an die Aufgaben. So kann ich besser priorisieren und mir meinen Alltag gestalten.

Wie schaltest Du nach der Arbeit ab?
Abschalten ist für mich ganz wichtig. 2x in der Woche mach ich das mit meinen Jungs beim Fussball. Sonst treffe ich mich gerne mit Familie und Freunden, wobei man auch sagen muss, dass man auch gerne abends auf der Couch liegt und abschaltet :-) Ein Mix aus allem.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest Du gerne vor der Gründung gewusst?
Tatsächlich gibt es keinen genauen Punkt, den ich im Nachgang erwähnen könnte. Ich wurde damals bei meiner Gründung sehr gut beraten und auf das Gründer-Dasein vorbereitet. Allerdings war mir auch klar, egal wie gut man vorbereitet ist, das wird in jedem Fall ein Abenteuer. Und so kam es natürlich auch. Mit Höhen und Tiefen. Aber ich glaube, gerade diese Erfahrung macht Gründer – Dasein aus.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstest?
Da wir als Portalbetreiber lediglich nur die Plattform zur Verfügung stellen, und die Lieferung unseren türkischen Supermarkt – Partner übernehmen, war die größte Hürde zu Beginn diese Märkte als Partner zu gewinnen. Wir mussten “Platzhirsche”, die über 30 Jahre auf dem Markt existieren und mittlerweile in der 3. Generation das Geschäft führen, zum Thema Digitalisierung überzeugen – und das meistens zu Beginn auch noch telefonisch.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Ich glaube ein Fehler war, zu lange und zu viel alleine gemacht zu haben. Ich musste tatsächlich lernen, Aufgaben abzugeben. Wenn das dein eigenes Baby ist, gibst du zu Beginn ungern Aufgaben ab.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Ich habe keine großen HR- Kenntnisse und auch keinen Fragenkatalog, den ich immer durchgehe. Am Anfang war es tatsächlich der erste persönliche Eindruck. Wenn die Chemie passt, kann man gemeinsam diesen Weg gehen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Brennt für eure Idee! Motiviert euch jeden Tag selbst. Warum mache ich das? Wofür mache ich das? Die Motivation wird mal mehr, mal weniger, mal schwer fallen, mal einfach sein. Wichtig ist, bleibt am Ball.

Ohne welches externes Tool würde Dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Wir haben uns in den letzten Jahren von sehr vielen externen Tools getrennt und intern unsere eigenen gebaut. Sei es im Bereich CRM, Sales oder auch Back Office. dadurch sind wir viel flexibler und können auch dadurch Kosten einsparen.

Wie sorgt Ihr bei Eurem Team für gute Stimmung?
Mein damaliger Chef hatte mir mal gesagt: “Spaß, ihr müsst Spaß an der ganzen Geschichte haben” – und so gehen wir gemeinsam durch den babafresh – Alltag. Flache Hierarchien und eine gute Stimmung im Team sind meiner Meinung nach die besten Zutaten.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Das wildeste Startup Erlebnis war vor gut 2 Jahren, mit unserem Supermarkt – Partner in Kaiserslautern. Dieser hatte in seiner ersten Woche Angebots-Knaller geplant – wovon wir ihm auch tatsächlich abgeraten hatten – und gab online nochmals zusätzlich 10% auf die gesamte Bestellung. Ich glaube einige Minuten nach Livegang ist seine Seite in die Höhe geschossen. Wir bekamen in unserem Büro telefonische Bestellanfragen rein. Und das ging einigen da so. Ich glaube, damals hat ganz Kaiserslautern von babafresh.de gesprochen :-)

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag aus? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): babafresh.de